Fall Of Summer Festival 2015 - Torcy
07.11.2015 | 20:2021.09.2015, Île-des-Loisirs, Torcy
POWERMETAL.de besucht die zweite Edition des "Fall Of Summer"-Festivals. Die Franzosen laden zu zwei Tagen intensivsten Metal in kleinem Kreis und gemütlicher Atmosphäre ein.
Zum ersten Mal ist POWERMETAL.de in Torcy nahe Paris, um uns an der wunderschönen Location des Badesees von Death, Black und klassischem Heavy Metal beschallen zu lassen. DESTRUCTION, TRYPTIKON und CORONER am Sandstrand und MAYHEM, IHSAHN und ASPHYX auf wetterfestem Beton. Das ist die Arena für die Metalhorden bei Paris.
Wie schon beim ersten Mal feiert das "Fall Of Summer"-Festival seine Eröffnung mit einheimischen Gruppen. Die Doom Metaller von BARABBAS verleihen dem Festival von Anfang an seine verdient düstere Note. Noch extremer geht es weiter mit dem Deathgrindlkommando von PUTRID OFFAL. Beide Acts sind noch relativ jung, jedoch bestückt mit erfahrenen Musikern. Wie erwartet sind die Festivalbesucher dann auch nach den ersten beiden Auftakten warm und bereit, für den "deutschen Block" ordentlich die Mähne zu schütteln.
Die erste ausländische Band, ACCUSER, hat schon mehr Zulauf als die beiden Opener. Als erster Act auf der Blackwaters Stage am See lockert sie das Publikum mit bodenständigem Thrash auf. Leider gibt es ein paar Schwierigkeiten mit dem Sound und so ist der Gesang und die Rhythmusgitarre im Vergleich zu Leadgitarre und Bass viel zu laut, was der Performance der deutschen Old-School-Thrasher ein wenig schadet. Überhaupt veranlassen vor allem die starken mittleren Songpassagen die Zuschauer zum Mitmachen, wobei die Songs leider immer sehr abrupt aufhören und ein richtiger Schluss fehlt. Auch die sehr statische Bühnendynamik lässt ein wenig zu wünschen übrig. Nach der Show haben die Wiederkömmlinge von ACCUSER trotz souveränem Auftritts keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wir bleiben bei deutschen Bands. ENDSTILLE versetzt die Sanctuary Stage in tiefste Nacht. Leider sind nur Sänger und Gitarrist im erwarteten Corpsepaint, was dem Bühnenbild nicht sehr zuträglich ist. Auch die Ansagen von Zingultus wirken teilweise peinlich und holprig formuliert. Dies liegt wohl daran, dass sich die Band nicht ganz im Klaren ist, in welcher Sprache, Deutsch, Englisch oder Französisch, sie sich an das Publikum zu wenden hat. Der Link zu den Zuschauern kommt so gar nicht erst zu Stande. Irritierend ist auch der dumpfe Sound und die Snare, welche sich ständig in Lautstärke und Klang verändert. Alles in allem wird ENDSTILLE ihrer eigentlichen Größe und Black-Metal-Grimness nicht gerecht und wirkt wie unprofessionelle Anfänger.
Wir wechseln rüber zur Strandbühne und werden sofort vom frischen New-School-Thrash-Sound der Iren von GAMA BOMB begrüßt. Die fünf Jungs sind die erste Combo, die das Publikum so richtig in Stimmung versetzt. Mit Songs von allen Veröffentlichungen im Gepäck zelebriert GAMA BOMB das 10-jährige Jubiläum ihres ersten Albums "Survival of the Fastest". Und bei Songs wie 'Bullet Belt' und 'OCP' tobt der Circle Pit und Sänger Philly schafft es sogar eine Wall Of Death zu veranstalten. Aber wer könnte auch dem äußerst charmanten Iren etwas ausschlagen. Locker-leicht und mit ausdrucksvoller Mimik ist nicht nur Party vor sondern auch auf der Stage angesagt. Was für die Augen gibt es auch, die grün-gelbe Pyjamahose des Frontmanns wie auch das Hippiekatzentanktop, das jemand aus der Menge der Band auf die Bühne wirft und Philly sich überzieht, sind ein echter Blickfang. Soundtechnisch scheint bei GAMA BOMB alles super zu funktionieren und im Vergleich zu anderen Auftritten klingen sie deutlich aufpolierter und klarer. Viel Bewegung auf der Bühne zusammen mit lustigen aber griffigen Ansagen und gutem Zusammenspiel machen GAMA BOMBs Auftritt auf dem Fall Of Summer 2015 zu einem frühen Highlight.
Hochkarätig geht es weiter mit der Schweden-Death-Metal-Legende GRAVE. Diesmal passend auf dem harten Untergrund der Sanctuary Stage. Welcher auch vonnöten ist, da nahezu jeder Zweite in der Menge sein Haupt im Takt zu der bunten Auswahl an Songs von alt bis neu schüttelt. Frontmann Ola Lindgren wirkt entspannt auf der Bühne und wird gut von seinen Bandkollegen unterstützt; ein statisches jedoch sehr souveränes und kraftvolles Bühnenbild. Was besonders überzeugt sind nicht nur die alten Klassiker sondern auch neuere Stücke von der "Endless Procession Of Souls" beispielsweise. Mit viel Druck und deutlich besserem Livesound als auf Platte spielt GRAVE eine erstklassige Show, bei der sich die Stimmung von Song zu Song verbessert, um dann in das letzte Stück, dem Klassiker 'Soulless', zu gipfeln. Ein Headbangmarathon der besonderen Art.
Ähnlich klassisch, jedoch ein wenig zahmer, geht es bei ANGEL WITCH zu. Die Briten verleihen dem Festival mit ihrem blackened Heavy Metal eine traditionellere und gewiss auch atmosphärischere Note. Die alten Herren sehen zwar ein bisschen schräg aus, ihre Instrumente beherrschen sie jedoch vortrefflich. Nur bei der Stimme hapert es ein wenig und Sänger Kevin Heybourne trifft nicht jeden Ton. Was aber auch nicht sonderlich schlimm ist, da das Ganze dann doch wirklich Charme hat und die Leute in ihren Bann zieht. Dennoch bleibt es erstaunlich ruhig in den Reihen vor der kleinen Bühne, bis die Londoner dann endlich ihr all-time-classic 'Angel Witch' auspacken und ihrem Auftritt noch ein glanzvolles Mitsingende verleihen.
Deutlich tödlicher tritt ASPHYX auf die Bühne. Es ist bereits dunkel und die Menge ist nach der kleinen Verschnaufpause bei CANDLEMASS wieder bereit alles zu geben. Und genau so geht es der Band auch. Martin van Drunen schafft es vom ersten Song an, einen glühend heißen Draht zu den wilden Horden vor ihm aufzubauen. Mosh Pits und reichlich Headbanging sind in der Meute zu sehen, welche sogar ohne das Zutun des Sängers von sich aus eine Wall Of Death auf ASPHXY veranstaltet. Zwar ist der Gesang wieder ein wenig laut und die Gitarren sind ein wenig verschwommen, aber dennoch springt das Publikum super auf die Holländer an. Der Band scheint es auch zu gefallen und so schiebt sie noch das fetzende 'Last One On Earth' als Zugabe hinterher. Death Metal vom feinsten.
Wir wechseln wieder zur Mainstage am See, wo ein Viertel der Teutonic Four, nämlich kein geringerer als DESTRUCTION, die Menge zum Rasen bringt. Das deutsche Trio hat einen klaren, bassigen Sound und präsentiert sich von seiner besten Seite. Das Erstaunliche ist, dass die Thrashveteranen außerhalb Deutschlands so gar nicht deutsch klingen. Vielleicht liegt es am großen Zulauf, den die Band hat, aber man sieht Schmier und Mike selten in solcher Hochform. Die Songs sind sauber, schnell gespielt und ein Klassiker folgt auf den nächsten, von 'Thrash Till Death' bis 'Bestial Invaion' ist alles dabei. Die Lightshow tut ihren Teil dazu, da sie perfekt abgestimmt ist, und die Ansagen reißen das Publikum mit. Als deutscher Fan kann man da nur noch staunen, wenn man sieht, was die einheimischen Metalhelden im Ausland mit einer Zugabe wie 'Mad Butcher' anrichten können. Viel bejubelt und mit deutlich zufriedenen Gesichtern gehen Schmier und Co. von der Bühne.
Der Headliner des ersten Abends ist MAYHEM, "the true" MAYHEM, wie es auf ihrem Banner zu lesen ist. Aber die Black-Metal-Pioniere treten weniger true auf als jede Pop-Band. Mit viel Schnickschnack auf der Bühne wie aufgespießte Schweinsköpfe und brennende Fackeln, welche Sänger Attila mit einem Spiegel in runenähnlicher Form, von dem er behauptet, es sei ein Symbol des Gottes Krieg, anbetet, ist MAYHEM eher lustig anzuschauen als anzuhören. Auch Tontechnisch ist es keine Meisterleistung und so sind Gesang wie auch Schlagzeug das einzige, was man raushören kann. Attilas Gepose mit einer Zigarette, die er sich äußerst theatralisch ansteckt, steigert den Auftritt ins absolut Lächerliche. Den Headlinerslot haben sich die Norweger zu Unrecht ergattert, und überhaupt sollte eine Band, die ihren Bekanntheitsgrad durch Skandale und weniger durch ihre Musik erreicht hat, nicht auf einem Musikfestival die Hauptrolle einheimsen.
Rausschmeißer des Abends ist die japanische Band SABBAT. Metalhungrig tauchen trotz später Stunde fast genauso viele Zuschauer auf wie zuvor bei MAYHEM. Die Old-School-Black-Metaller aus dem Land der aufgehenden Sonne wissen in ihren grenzwertigen Lederunterhosen und Nietenarmbändern zu begeistern. Das Publikum springt auf die Exoten, die sich "westlich-true" geben und definitiv einen Hingucker wert sind, an und es ist sogar recht viel Bewegung in der Menge zu sehen. Total unnötig sind hingegen die bis ins unverständlich-bizarre verjapanischten Ansagen, welche sicher dem besten Entschlüsselungsexperten des amerikanischen Geheimdienstes ein Rätsel bleiben würden. Obwohl sie dann doch nach der dritten Ansage einen belustigenden Effekt erzielen und somit in Einklang mit den Outfits der Japaner sind. Einziges Manko bleibt die etwas schlappe Spielart wie auch die wenig abwechslungsreiche Stimme des Frontmanns, und die überaus lange Spielzeit. Denn nach den ersten 30 Minuten beginnt jeder Song wie der vorherige zu klingen und die Musik erzielt zu dieser Uhrzeit fast eine hypnotische, wenn nicht gleich einschläfernde Wirkung. Eins muss man SABBAT lassen, als Rausschmeißer macht die Band ihre Arbeit wirklich gut.
- Redakteur:
- Scott Kutting