Feuertanz-Festival - Aalen/Wasseralfingen

26.06.2002 | 04:36

10.06.2002, Alte Schmiede

Samstag, 11.05.

MONDSCHEIN

Mal wieder zum Rezensieren der ersten Band des Abends "verdonnert" muss ich gestehen, dass ich die ersten Songs der Jung-Goth-Metaller MONDSCHEIN aufgrund der Tatsache, dass das Mitnehmen eigens herangeschaffter Bierflaschen in die Alte Schmiede verboten war, verpasste. Was sich aber angesichts der letzten paar Stücke, den der Sechser aus der Gegend um Bad Mergentheim zum Besten gab, als nicht weiter schlimm erwies, denn der dargebotene Gothic Metal aus der 08/15-Schublade haute nicht wirklich vom Hocker. Zwar zeigten sich hier und da recht vernünftige Ansätze im Bereich des männlich/weiblichen Zwiegesangs wie beispielsweise bei "Zeig mir den Schmerz" (welches mir noch düster als eine vor Ewigkeiten angehörte Roh-Demofassung im Kopf herumschwirrte), aber um wirkliche Begeisterung hervorzurufen, werden die jungen Leute wohl noch ein wenig üben und an ihren Kompositionen feilen müssen - vielleicht wäre auch die Erwägung der Einstellung eines neuen Bassers angebracht, denn jener zeigte sowohl auf dem Viersaiter als auch auf dem Sechssaiter (die Folge eines kleiner Instrumententausches in der Mitte des Gigs) eine derart steife und fast schon stümperhafte Darbietung, dass es an Lächerlichkeit grenzte. Allen, die jetzt unken "mach es doch selbst besser" kann ich da nur sagen: Ihr habt es nicht gesehen, sonst würdet ihr mir beipflichten.
Nach einer halben Stunde hieß es dann auch wieder Schicht im Schacht für MONDSCHEIN, und ich glaube nicht, dass das viele der Anwesenden groß störte.
[Kathy]

SLYDE

Überraschung, die Zweite: SLYDE - mit dem Bandnamen konnte ich ebenso wenig anfangen, wie mit dem mageren Drumkit, welches auf der Bühne aufgebaut wurde. Die Tatsache, dass der Drummer dazu in knallengen Karo-Hosen und einem Shirt mit der Aufschrift "Prinzessin" herumlief, ließ schlimmes erahnen.
Als die Jungs dann aber loslegten, war ich ziemlich baff: Mitreißender, energiegeladener, zeitloser Rock, veredelt von einem Sänger, der sein Handwerk wahrlich verstand. Egal ob rauhe, kraftvolle Passagen oder auch ruhige, balladeske Töne - das war Musik vom feinsten! Doch damit nicht genug, denn SLYDE hatten zwei Leute, die für die Vocals zuständig waren. Numero zwei im Bunde war eine junge, recht hübsche Dame, die ihr Aussehen aber Lügen strafte: Solch eine Rockröhre hab' ich zuletzt bei SINERGY gehört, alle Achtung!
Da war es nun egal, ob das Feuertanz-Festival eher für die düsteren Gemüter ausgelegt war; hier wurde mitgetanzt, mitgegröhlt und Partystimmung pur verbreitet. Das leider nur von einer recht kleinen Menge, aber dafür um so intensiver. Als Dankeschön von SLYDE gab's dann noch einige Gratis-CDs für die gierige Menge, bevor leider schon Schluss war.
Neben den erwartungsgemäß starken Auftritten von SUBWAY TO SALLY und IN EXTREMO waren SLYDE für mich die absoluten Gewinner des Festivals, und ich würde mir die Band jederzeit nochmals gerne anschauen. Thanx a lot!
[Rouven]

END OF GREEN

END OF GREEN, schon oft gesehen, schon oft genossen und schon oft darüber berichtet. Langsam werde ich fast schon müde davon, immer das gleiche - nämlich wie geil die Jungs sind - schreiben zu müssen. Diesmal war die Performance der Stuttgarter aber gar nicht so stark wie ich erwartet hatte, was mitunter zu großen Teilen am Sound lag. Die Vocals, die für den depressiven Goth-Rock der Stuttgarter verdammt wichtig sind, gingen anfangs total in einem Meer voll tiefer Gitarren unter, was sich aber mit der Zeit etwas legte. Bei der Songauswahl wurden viele unbekanntere und ruhigere Stücke gewählt und bis auf "Motor", "Only One", "Mirror", "Death In Veins" und "Everywhere" nichts von der neuen "Songs For A Dying World" gespielt.
Wie dem auch sei, END OF GREEN hören sich live total anders an, als auf Platte, und auch von Gig zu Gig sind immer Unterschiede hörbar, was nicht nur daran liegt, dass sie ihre Songs hier und da ab und zu ein bisschen abändern und damit teilweise sogar die Stimmungen eines Songs beeinflussen. Jeder Auftritt hat irgendwo eine eigene Note und bisher hat mich dieses Flair immer total begeistert. Diesmal schien es aber irgendwie etwas verloren gegangen zu sein. Man stand da, hörte sich END OF GREEN an und hatte Spaß, aber dieses "Von-Gefühl-und-Depression-überrollt-werden"-Feeling blieb aus.
Ich betrachte diesen Auftritt mit gespaltener Meinung. Außer Frage bleibt aber, dass die Jungs mit Ehrlichkeit und Gefühl dabei waren, gerockt haben und Spaß hatten.
Kein schlechter Auftritt, aber wir hatten schon bessere.
[Dani]

EVEREVE

Die letzten beiden EVEREVE-Konzerte, denen ich beiwohnte (WGT 2001 und Summer Breeze 2001) entpuppten sich stets als knackige Gigs mit viel Show, Sprüchen, guter Stimmung und nicht zuletzt guter Musik. Dementsprechend erwartete ich auch diesmal eine gute Performance - und wurde nicht enttäuscht. Der mit neuer Kurzhaarfrisur angetane Sänger MZ Eve 51 (nebenbei in meinen Augen immer noch ein ziemlich blödes Pseudonym ? Anm. d. Verf.) präsentierte sich in gewohnter Weise als charismatischer Frontmann, der das Publikum nach Kräften anfeuerte, seinen obligatorischen Ketten-Mikroständer durch die Gegend wirbelte, auf den Boxentürmen herumturnte und unanständige Dinge mit einem als Bühnenrequisite dienendem weiblichen Plastiktorso anstellte. Dazu gab es primär die treibenden Cyber-Metal-Rhythmen des noch immer aktuellen "E-Mania"-Albums um die Ohren - "Suzanne", "Someday" und "Pilgrimage" machten ordentlich Dampf. Erfreulicherweise wurden aber auch ältere, aus der Prä-Elektrophase der Band stammende Stücke nicht vergessen, wie z.B. "Fall Into Oblivion" von der gelungenen "Regret"-Scheibe und "On Lucid Wings", normalerweise zu finden auf der "Stormbirds"-Platte, zu deren Zeit man sich noch voll und ganz dem schwermütigen Gothic Rock/-Metal verschrieben hatte.
Nach gut einer Stunde guter Laune und ansprechender Mucke zwischen Synthesizern und fetten Stromgitarren hieß es mit der Coverversion von "Fade To Grey" und einem abschließenden Bad des Fronters in der Menge Abschied nehmen.
Mal wieder ein gelungener Auftritt von EVEREVE - könnt ich mir immer wieder ansehen.
[Kathy]

IN EXTREMO

Nachdem wir uns am Tag zuvor schon an einer Meisterleistung von SUBWAY TO SALLY, die mal wieder einen markanten Eindruck hinterließen, laben konnten, hatte man nun den direkten Vergleich, bei dem mir wieder auffiel, das es schwachsinnig ist, SUBWAY mit IN EXTREMO zu vergleichen. Auch bin ich jetzt nicht mehr im Stande zu sagen, welche der beiden Mittelalterveteranen besser war. Sie lieferten beide eine überzeugende Show!
IN EXTREMO betraten die mit Galgen & Co. ausgeschmückte Bühne, wirres Intro, das letzte Einhorn in blutrotem, neuen Qutfit. Die Setlist setzte sich ziemlich genau aus den gleichen Songs wie auch schon auf der Sünder Ohne Zügel-Tour 2001 zusammen.
So machte "Stetit Puela" den Anfang. Gefolgt von Songs wie "Krumavisur", bei dem der Morgenstern (Schlagzeug) gleich ein Fell zertrommelte, "Lebensbeichte", "Herr Manelig", "Unter dem Meer", "Spielmannsfluch", "Gier", "Ai Vis Lo Lop", "Merseburger Zaubersprüche" und natürlich "Vollmond". Auch hatte ich in Wasseralfingen das erste mal die Ehre, "Werd ich am Galgen hochgezogen" live zu hören, und eins weiß man nach ein paar IN EXTREMO-Konzerten auch: Die Jungs gehen nie, ohne drei oder vier Zugaben gespielt zu haben. Hier waren es unter anderem "Pavane" und "Rotes Haar".
Auch Feuer, Akrobatik, Dudelsäcke und Tröten konnte hier nicht fehlen, so wurden die üblichen Kunststückchen aufgeführt, die immer wieder aufs neue faszinierend sind. Wer genau hinschaute, konnte zwar feststellen, dass sich die kleine Tröte beim kreisen um die Hand zwei Mal der Schwerkraft hingab, aber darüber wollen wir hinwegsehen.
Im Großen und Ganzen war das Letzte Einhorn sehr schweigsam, und die sonst so umfangreichen Geschichten beschränkten sich auf kleine Einleitungen bei bestimmten Songs. Auch soll erwähnt sein, dass IN EXTREMO eine sehr dankbare Band sind und auch hier knappe zwei Stunden motiviert spielten.
Immer wieder gut!
[Dani]

Redakteur:
Rouven Dorn

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