Fiddler's Green - Potsdam

21.03.2006 | 11:49

17.03.2006, Lindenpark

Die Geige spielt grün. Grün als die Farbe von Lebenslust und Entspannung, für Frühling und Zuversicht. Grün als die Farbe, die für den St. Patrick's Day steht, den ultimativen irischen Nationalfeiertag, der an jenem Freitag, den 17. März, weltweit gefeiert wurde. Und grün eben auch für die Band, die an diesem Abend auf der Bühne des Lindenparks in Potsdam gestanden hat und die Farbe in ihrem Namen trägt: FIDDLER'S GREEN. Eine Band, die weiß, wie sie ihre Fans mit einer schrägen Mischung aus typisch irischen Pub-Melodien, fröhlichen Ska-Punk-Einlagen und akustischen Balladen rund zwei Stunden lang prächtig unterhalten kann.

FIDDLER'S GREEN verzichten bei ihrem Konzert im Lindenpark auf Vorbands. Trotzdem ist der Saal mit Musik erfüllt, bevor die sechs Musiker auf die Bühne kommen - der zuständige DJ sorgt für eine bizarre Mischung aus Stücken von Johnny Cash, irischen Volksliedern und allen artverwandten Genres. Die potentiellen Zuschauer stehen dich gedrängt an den Bartischen, trinkend, quatschend. Ruhige Pub-Atmosphäre statt ausgelassener Heiterkeit. Das ändert sich, als FIDDLER'S GREEN mit ihrem Konzert beginnen: Schwitzen, Pogo-Tanz, Hüpfen. Etwa zu einem Song wie 'Cotton-Eyed Joe', eine der peinlichsten "Hymnen" der 90er Jahre, damals gespielt von den unvergessen-peinlichen REDNEX. In der Version von FIDDLER'S GREEN klingt das Stück ganz anders, viel besser - nun ist es eine irische Tanznummer mit dominierender Geige, schnell, fröhlich, lebendig.

Die Band zelebriert solche Hits neben normalen Instrumenten wie Gitarre, Schlagzeug und Bass auch mit für Rock-Musik ungewöhnlichen Klangkörpern, etwa Mini-Banjo, Handtrommel oder Flöte. Vielseitigkeit im Klang, ohne Frage. Jedoch strengen die typisch irischen Dudel-Melodien auf Dauer an, nerven fast, der kreativen Enge dieser sehr speziellen Art von Musik wegen. Vielleicht will der geistige Anführer von FIDDLER'S GREEN, Peter Pathos sein Name, auch deshalb die Band zur Jahresmitte verlassen und von da an dunklere Gothic-Klänge komponieren. Schon im Lindenpark bleibt er oft im Hintergrund, seine Rückzugspläne sind ihm ein wenig anzumerken. So konzentriert er sich fast ausschließlich auf seine Gitarre. Doch gelten Mister Pathos dennoch die meisten Fanrufe - auch wenn er mit seinen halblangen schwarzen Haaren und den leicht androgynen Gesichtszügen wirkt, als wäre er eine stark gealterte Version des heftig begehrten TOKYO HOTEL-Sängers Bill Kaulitz. Über die Begeisterung der Fans scheint sich der FIDDLER'S GREEN-Mitbegründer zu freuen, das breite Grinsen über den Jubel scheint nicht gespielt.

Und die Fans wollen richtig feiern. Songs wie 'Queen Of Argyll' oder 'Celebrate' bringen die Zuschauer in Bewegung, der Platz vor der Bühne wird zur Springzone. Balladen zwischendurch sorgen für die nötige Entspannung vor weiteren schnelleren Songs - die Erfahrung von mehr als tausend Konzerten seit 1990 hat die Band zu einer beinahe perfekt agierenden Bühneneinheit gemacht. Die Freude am Spielen scheint gleichfalls noch vorhanden. Doch wie lang wird die Band ohne ihren Gründer noch existieren? In Potsdam lassen sich die Musiker mögliche Sorgen nicht anmerken. Warum auch? Der Lindenpark tobt. Sechs Zugaben müssen FIDDLER'S GREEN spielen, bevor sie gehen dürfen. Am Ende tanzen rund zehn Fans aus dem Publikum mit auf der völlig überfüllten Bühne.

Freilich: Nach dem Konzert setzt wieder der Musik-Mischmasch auf irischer Grundlage vom Beginn des Abends ein. Und blitzschnell ist der Saal leer. Im Lindenpark kommt die passende Feieratmosphäre zum St. Patrick's Day eben nur mit einer Band wie FIDDLER'S GREEN auf - und definitiv nicht mit Pub-Musik.

Redakteur:
Henri Kramer

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