Fish, Eric - Würzburg
11.12.2002 | 04:4110.12.2002, B-Hof
Ein Plakat auf der Innenseite (!) der Klotür (!!) einer Kneipe in Würzburg machte mich erst am Montag auf das Eric Fish-Konzi aufmerksam, so daß es mich nur wenig wunderte, daß das Jugendzentrum B-Hof mit gut 50 Leuten knapp zur Hälfte gefüllt war, als Eric Fish gegen 21 Uhr die Bühne betrat, ein wenig Werbung hätte hier Wunder gewirkt.
Die mangelnde Werbung war in jeder Hinsicht schade, denn wer nicht für kleines Geld (8,50 Abendkasse) den sympathischen SUBWAY TO SALLY-Fronter Solo sah, hat definitiv etwas verpasst.
Der Veranstaltungsort allein, das Kellergewölbe eines Jugendzentrums, war meilenweit von allem entfernt, was man in den letzten Jahren an Bühnen für SUBWAY-Gigs erlebt hat: Ein Raum, der mit 100 Leuten schon gut gefüllt wäre, eine „Bühne“, die ein ca. bierkastenhoher Absatz in einer Ecke des Raumes ist, kein Backstage, sehr Basic halt das ganze. Umso positiver war ich überrascht, daß der Sound absolut brillant und klar war, was auch bei solchen One-Man-Sessions keinesfalls selbstverständlich ist, wie mein jahrelanges Zuschauerdasein in Irish Pubs mich lehrte.
Die auf dem Programm stehenden Songs deckten eine erstaunliche Bandbreite ab, was uns direkt zum Konzert selber hinführt: Eric, der bei ca. einem Drittel der Songs von seinen Kumpels Uwe und Rainer mit zweiter und dritter Gitarre, Mundharmonika und Backingvocals unterstüstzt wurde, spielte eine Mischung aus eigenen Songs, (Irish)Folksongs und Coverversionen. Angenehm überraschte mich, daß er sich offensichtlich in der Tradition der Liedermacherei sieht und sowohl in seinen eigenen als auch in deutschsprachigen Coverversionen sozialkritische und antikriegs-Motive aufnahm.
Das gespielte Programm war nicht nur unglaublich Lang (knapp 4 Stunden reine Spielzeit plus Pausen), sondern voll von kleinen und großen Highlights, wenn Eric versuchte, das Publikum mit sanfter Beschimpfung zum Mitmachen zu überreden, wenn er einem Zwischenrufer, der bereits nach dem ersten Song anfing „Blut, Blut...“ zu skandieren (mir) erklärte, er hätte dann ja den Menschen gefunden, den er den Rest des Abends ignorieren würde, oder wenn er ein schmalztriefendes Liebeslied mit folgenden Worten ankündigte: „Hier ist so ein Lied... wir haben es früher »Dosenöffner« genannt“. Quasi nebenbei nahm er sogar EDGUY-Tobi den Orden für den schlechtesten Witz, der je auf einer Bühne erzählt wurde, ab:
„Fickten Mike und Eva – Raus kam ein Maikäfer“
Aber zum Glück hat er die meiste Zeit Musik gespielt, wo als allererstes auffiel, daß der Herr Fish (übrigends so „zivil“ in Lederhose und schwarzem Pulli, das ihn zu Konzertbeginn keiner beachtete) seine Gitarre wohl zu bedienen weiss, und das gar net mal schlecht.
Musikalische Akzente setzte Eric sowohl mit akustik-Interpretationen von SUBWAY-Stücken, wobei vor allem „Zu den Inseln“ das Zeug zum Lagerfeuer-Klassiker hat als auch mit Folksongs und Coverstücken. Spannend zum Beispiel der Beweis, das „Other Side“ von den RED HOT CHILI PEPPERS doch ein wundervolles Stück ist, jedenfalls in der ganz und gar nicht jammerigen Version von Eric Fish Ebenso war es ein echtes Ereignis zu bewundern, wie Eric Fish plötzlich (bei „Don't Look Back In Anger“) von OASIS seine allgemein bekannte Stimme in ein tiefes Brummen a la JOHNNY CASH verwandelt und so die letzte Strophe wiederholt. Ganz allgemein war dies die stärkste Phase des Konzerts, Eric und seine Verstärkung interpretierten in Bestform Rockklassiker von NEIL YOUNG („Rocking In A Free World“ mit deutschem Text) über AMERICA bis hin zu JON BON JOVI („Wanted Dead Or Alive“), wobei die Interpretation extrem frei war, ja beinah einen Hang zum Jam hatte.
Selbstverständlich gab es als letztes Stück vor den zwei Pausen noch jeweis eine Dudelsackeinlage, darunter auch „Julia und die Räuber“, der Herr Fish weiss halt doch, was von ihm erwartet wird.
Alles in Allem ein wunderschöner, sehr langer Abend mit einem Eric Fish, der von der Ersten bis zur Letzten Sekunde zu überzeugen wusste, zwei engagierten Teilzeit-Mitmusikern und – diese Überraschung hab ich mir fürs Ende des Berichts aufgehoben – in der Pause erste Hörproben aus dem am 3.3.03 erscheinenden neuen STS-Album.
Eric Fish hat auf diesem Konzert vieles wieder gut gemacht, was mir auf den allzu pathetischen SUBWAY-Konzerten der letzten Touren gefehlt hat: Spielfreude, Publikumskontakt, um es mit ihm selber zu sagen: „Rock 'N' Roll“!
- Redakteur:
- Philipp von dem Knesebeck