Four 4 Free / Destination's Calling - Unterschüpf

18.08.2003 | 14:02

09.08.2003, Sportanlage

Man könnte es ein Open Air für Kinder nennen - aber nur im übertragenen Sinne - denn der Erlös des Abends kommt allen Kindern, die den Kindergarten in Unterschüpf besuchen, zu Gute. Die Besucher der eintrittsfreien Metalparty waren dann doch eher von der etwas ausgewachseneren Sorte. Auch über die Zahl derer, die an diesem Abend der Wohltätigkeit und metallischen Klängen in allerlei Variationen frönten, lies sich nicht meckern. Und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sich die kleine unscheinbare badische Sportanlage in dieser Nacht noch in einen brodelnden Hexenkessel verwandelte.

SCARECROW

Mit klassischen Coversongs von Bands wie Metallica und Iron Maiden eröffneten SCARECROW den Abend. "Das hört sich ja nun nicht wirklich spektakulär an" -mag sich jetzt so manch einer denken. Aber wenn man bedenkt, dass es sich bei SCARECROW um eine Band handelt, deren Durchschnittsalter gerademal bei 13 Jahren liegt und deren allererster Liveauftritt genau auf diesem Open Air stattfinden sollte, fängt es schon wieder an interessant zu werden. Auf alle Fälle kann man sagen, dass SCARECROW ihre Sache den Umständen entsprechend recht gut machten und es ihnen sicherlich gelang, den ein oder anderen fortgeschritteneren Rocker an seine alten Zeiten zu erinnern, als er anfing seine ersten Schritte in der Welt der Gitarren-, Bass- und Drumsounds zu machen.

IGNORANCE

Etwas trashiger ging es dann weiter, als IGNORANCE die Bühne betraten. Die Jungs um den amerikanischen Frontman Danny, der für die Brüll-, Rülps- und Grunzgeräusche zuständig ist, legten sich mit "Blood For Blood" auch sogleich mächtig ins Zeug. Weiter ging es mit Songs wie "4 5 6 ", "Legion" und "Suck The Demonseed", die beim Publikum regen Anklang fanden. Dass sich die fünf Musiker zu den Bösen zählen, stellten sie mit "Evil By Nature" unter Beweis, das sie mit einer wahren Inbrunst spielten und das sich durch besonders eingängige Gitarrensounds in die Gehörgänge der Zuhörer fraß. Den nächsten Song "Terrormania", der selbst schon zwölf Jahre auf dem Buckel hat, widmete Danny seiner 18-jährigen Tochter, die eigenen Angaben zu Folge sein größter Fan ist. Und mit diesem Lied hat er da wohl auch die beste Wahl getroffen, denn allein der Refrain entwickelte sich bei mir - schon nachdem ich ihn das erste Mal gehört hatte - zum reinsten Ohrwurm. Nachdem sich Danny in alter Tankard-Manier seines T-shirts entledigt hatte, war es an der Zeit den neuen Song "Book Of The Dead" zu präsentieren, der sich durch eine Welle aus Gitarrengeschrabbel und Drumgeprügel auf dem ganzen Sportgelände ausbreitete. Nach "Driving Home Drunk", bei dem Denny von zwei stimmgewaltigen Kumpels unterstützt wurde und der Zugabe "Seasons In The Abyss" mussten IGNORANCE dann aber -zum Leidwesen mancher Fans - das Feld für die nächste Band räumen.

FORSAKEN

Mit "Paranoid" von BLACK SABBATH, leiteten FORSAKEN ihren Auftritt ein. Doch leider konnte man nicht nur an den Coversongs, die das Set vervollständigten erkennen, dass FORSAKEN noch keine all zulange Bandgeschichte hinter sich haben können. Man konnte es auch deutlich hörten: Irgendwie wollten die Töne die da von der Bühne kamen einfach nicht zusammenpassen. Anfangs war ich mir nicht ganz sicher, wem ich daran die Schuld geben sollte - der Stimme des Sängers, oder vielleicht einer verstimmten Gitarre. Bei den nächsten beiden Songs "Miss You" und "Eternity", die beide der eigenen Feder entsprungen sind und sich irgendwo im poppigen Liebesschnulzenbereich bewegeten, wurde mir klar, wo das Problem lag: bei einer etwas rockigeren Stelle blieben die Misstöne plötzlich aus - aber das einzigste was sich verändert hatte, war, dass Olf nun seine Stimme rauer und weniger melodiebetont einsetzte. Doch er hatte leider schon einen bleibenden Eindruck bei seinem Publikum hinterlassen, und so war es nicht verwunderlich, dass man auf die Ansage hin, Olf dürfe sich jetzt mal ausruhen weil der Gitarrist Marco nun singen würde, lautes Klatschen und Kommentare wie " Schön, der kann sowieso net singen!" vernehmen konnte. Aber auch er überstieg mit "Watching Over Me" von ICED EARTH bei weitem seine Kompetenzen, sodass die echte Melodie des Songs teilweise nur noch zu erahnen war. Später ergriff dann auch noch einmal Sänger Olf das Mikro, und beendete nach einigen Eigenproduktionen mit "The Wickerman" von IRON MAIDEN den noch durchaus verbesserungsfähigen Gig von FORSAKEN.

DESTINATION'S CALLING

Nach einer - für die ausharrenden Fans fast unerträglich lang scheinenden Umbaupause erklangen endlich die mystischen Klänge von der Bühne, die für gewöhnlich einen Auftritt von DESTINATION'S CALLING einleiten. Unter Ey-ey-ey-Rufen glitt das Intro dann in den ersten Song "Never surrender" über. Leider konnte der die aufgeflammte Publikumseuphorie noch nicht so ganz mitreißen, da es sich um einen der frischgebackenen Songs handelt, die nur auf der aktuellen Pomo-CD zu finden sind und sich deshalb erst noch ihre Fans erspielen müssen. Auch das darauf folgende "Walls of Babylon" ist noch einer der Neulinge im Set, hatte aber schon -wahrscheinlich wegen dem eingängigen Chorus - einen stattlichen Publikumschor, von dem er begleitet wurde. Nach "Rescuer From Darkness", das stark mit Marschmusikelementen durchsetzt ist, ging es dann aber richtig los, denn es folgte das offensichtlich allseits bekannte "Still Believing", das auch dementsprechend abgefeiert wurde. Nach "Judgement Day" und einem kurzen Pausenüberbrücker, der irgendwie nach "Wir kommen frisch von der Alm" klang, konnte man von der Bühne balladenartige Klänge vernehmen, die zu dem neueren Stück "Bleeding again" gehörten. Zu Anfang war es auch noch die getragene träumerische Melodie - die sich wie angekündigt - durchaus zum Kuscheln eignet. Doch mit der Zeit steigerte sich das Tempo deutlich und so wurde aus der Kuschelrunde - wer hätte bei DESTINATION'S CALLING auch etwas anderes erwartet - ein wildes Köpfekreisen.
Aber auch die Kehlen derer, die die Texte noch nicht auswendig konnten, wurden nicht vergessen, denn wozu gibt es den "Oh-oh-oh"-Part in der Bandhymne "Destination's Calling", den Sänger Chris zuvor noch mit der Meute probte, die begeistert mitmachte. Nach "Mastery Of The Light" meinten die Jungs dann sich verabschieden zu dürfen, doch da hatten sie ihre Rechnung nicht mit den Fans gemacht: Denn die wichen nicht von der Stelle sondern setzten das Oh-oh-oh-Spielchen fort, um DC nochmal auf die Bühne zu locken. Die ließen sich dann auch noch zu einem spontanen Drumsolo und zu "Gate To The Past" hinreißen. Danach konnten sie aber zur Enttäuschung der Fans weder Zugabe noch Oh-oh-oh-Rufe mehr davon abhalten ihre Sieben Sachen zu packen und die Bühne zu räumen.

Redakteur:
Ulrike Weihrauch

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