GAS GÄBA-Festival - Steinberg
14.10.2024 | 23:2321.09.2024, Turnhalle
Verdient volle Hütte bei der dritten Ausgabe!
Dass die dritte Ausgabe des "Gas Gäba!"-Festivals kurze Zeit nach Vorverkaufsbeginn restlos ausverkauft war, dürfte zum Ersten daran liegen, dass sich inzwischen herumgesprochen hat, welches mit einer Zuschauerzahl von 350 zwar kleine aber umso feinere Festival im tiefsten Schwabenland entstanden ist. Und dieses Jahr haben die Macher vom Stahlwerke Weihungstal e.V. wie die beiden Male zuvor wieder ein schönes Programm zusammengestellt. Und wo es 2023 noch etwas internationaler zuging, zeigt man dieses Jahr, dass man gar nicht so weit in die Ferne schweifen muss, um richtig gute Metalbands zu finden. Und als Sahnehäubchen oben drauf kehrt nach fast 35 Jahren eine Ulmer Legende zurück auf die heimische Bühne.
So machen sich auch mein Fotografen-Kollege Daniel Tretter und ich auf an diesem herrlichen Spätsommer-Samstag auf den Weg nach Steinberg. Als wir dort nachmittags eintreffen ist vor und um die Turnhalle schon einiges los. Denn Programm gab es bereits am Vormittag mit Weißwurstfrühstuck und Blasmusik. Nach dem Abholen der Einlassbändchen und einer ersten kleinen Begrüßungsrunde, geht es dann in die Halle. Ein Besuch des wieder vorhandenen Metalmarkts muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, ebenso wie die Aufnahme von Essen. Es reicht gerade noch, um sich mit einem Bier zu bewaffnen.
Nach der traditionellen Begrüßungsansprache des Vereinsvorsitzenden Fabian Rueß ist es dann an der Zeit für die erste Band des Tages, die von Stefan Fronk (SOULTRACE, ex-BRAINSTORM, ex-SKULL & CROSSBONES) angesagt wird, der diesen Job auch den Rest des Abends übernimmt. Der Ulmer Truppe WITCHHUNTER wird die Ehre zu Teil, das "Gas Gäba 2024" musikalisch zu eröffnen und die bereits zahlreich Anwesenden auf metallische Betriebstemperatur zu bringen. Mit ihrem klassischen Power Metal gelingt das ohne Probleme. Das habe ich auch nicht anders erwartet, denn enttäuscht hat mich WITCHHUNTER noch nie. Auch nicht zu ganz frühen Zeiten in den 1990ern, als man noch unter dem Namen BLACK HEAD unterwegs war, bevor man sich 2014 umbenannte. Zuletzt war das letzes Jahr bei der Geburtstagsfeier von DEADLY SILENCE-Drummer James in deren Proberaum in eher intimem Rahmen. Mit entsprechender Bühnendeko wie heute, kommt die Mucke der Hexenjäger noch besser rüber und lädt zum gemeinsamen Headbangen ein. So darf es gerne weiter gehen.
Setliste: Wasted; Night Of The Wolf; Nightmare; Sentenced; No Way Back; Welcome; She’s A Witch; Demonic Witchwar; One Wild Night; Enviromental; Living Hell
Und das tut es: Perfekt angewärmt fällt es dann im Anschluss den Neu-Ulmern DEADLY SILENCE mit einer geballten Ladung Old School Thrash Metal, die Stimmung im Publikum weiter anzuheizen. Bisher habe ich die Truppe meist nur in ganz kleinem Rahmen gesehen, und das war schon immer richtig gut, aber auf einer richtigen Bühne mit einer richtigen PA und einem druckvollen Sound, ist das dann fast schon ein kleiner Quantensprung. So gut wie heute habe ich DEADLY SILENCE tatsächlich noch nie erlebt, auch wenn mir Drummer James nach dem Auftritt erzählt, dass die eigentliche Generalprobe am Tag zuvor wohl ausgefallen ist. Man wirkt perfekt eingespielt und Frontmann Niklas, in seinem feschen ORBITUARY-Shirt, shoutet als ob es kein Morgen mehr gäbe. Nach einer Stunde gibt es nur ein Fazit: Das war ein amtlicher Thrash Metal Abriss! Danach steht jetzt während der halbstündigen Umbaupause endlich der Besuch auf dem wieder vorhandenen Metal Markt an. Andi Hilsenbeck von Metal On Wheels hat wieder eine feine Auswahl an Vinyl und CDs dabei und auch diesmal werde ich wieder fündig. Nur ein etwas schmaler Geldbeutel verhindert, dass ich noch mehr mitnehme.
Setliste: Back From The Dead; Judgement Day; Undead Caravan; Rubicon; Capital Punishment; Dressed In Human Flesh; Fuck Prince Prospero; Nightrunner; And The Devil Knows My Name; Eternal Darkness; Bad Religion
Dann ist es Zeit für MISSION IN BLACK, auf deren Auftritt ich mich mit am meisten freue, ist das letzte Mal doch auch schon wieder fünf Jahre her, beim Konzert im Rahmen der Geburtstagsparty zum 60. Geburtstag von Meggy Schneider zusammen mit BRAINSTORM. Die Heidenheimer haben mich seinerzeit total begeistert und ein baldiges Wiedersehen war mehr als erwünscht. Tja, wir alle wissen, was dann kam und gewisse Dinge unweigerlich verzögerte. Aber das lange Warten hat ja jetzt ein Ende. Und auch heute reißt mich der Auftritt vom ersten Ton an mit. Steffi Stuber ist für mich eine der aktuellen besten Frontfrauen in Deutschland. Es ist immer wieder beeindruckend, wie traumwandlerisch sicher sie zwischen wundervollem Klargesang und Growls wechselt. Wenn man dann mit Andy Black (Schlagzeug), Simon Schopp (Bass), Eddie Stübner (Gitarre) und Daniel Tschoepe eine derart exzellente Mannschaft hat, welche das starke Songmaterial gekonnt auf die Bühne bringt, da kann man als Fan harter Gitarrenmusik nur begeistert sein.
Setliste: Profit Reigns Supreme; Welcome the Apocalypse; What Does It Take to Be Alive; Mission in Black: Dead Alive; Oceans of Blood; Kill Your Idols; Dreamcatcher; First Comes the Blood; Godless, The Darkness Within
Die folgende Pause nutze ich zur Nahrungsaufnahme in Form von Cevapcici im Fladenbrot, sehr lecker und für 6 Euro auch für Festivalverhältnisse äußerst günstig, wie auch das restliche Speiseangebot in Form von Currywurst mit Pommes oder Pizza. Mit einer frischen Goißa Halbe für faire 5€ in einem "Gas Gäba"-Festivalbecher fur 2 € Pfand, den es dieses Jahr zum ersten Mal gibt, und der jetzt ein Teil meiner reichhaltigen Bechersammlung ist, geht es wieder zurück vor die Bühne, in freudiger Erwartung.
Ich habe im Vorfeld schon viel von der ungemeinen Livepower STALLIONs gehört, nur selbst konnte ich mir bis jetzt kein Bild davon machen. Okay, Sänger Pauly kannte ich noch aus ganz frühen Zeiten als Frontman der Heavy-Metal-Coverband IRON FORCE, die ich seinerzeit in meinem damaligen zweiten Wohnzimmer dem Music Pub Chic (R.I.P.) in Illertissen erleben durfte. Schon damals trug er Spandexhosen und auch heute, gut zwanzig Jahre später, passen sie ihm immer noch. Er und seine Mitstreiter legen von Beginn an los wie die Feuerwehr und wenn ich die folgende Stunde Speed und Power Metal als totalen Abriss bezeichne ist das keinesfalls übertrieben. Das, was der Fünfer da auf die Bühnen zaubert, ist feinstes Metal Entertainment, welches mich unweigerlich in die gute alte Zeit, den goldenen Achtziger zurückbeamt, als man selber noch jung war. Vor allem Pauly ist ein Energiebündel sondergleichen und erinnert mich von seiner Bühnenpräsenz her leicht an einen Bruce Dickinson zu frühen Zeiten. Schön, dass es Bands wie STALLION gibt, die eben auch in der heutigen Zeit noch dieses Gefühl durch ihre Musik und ihre Konzerte vermitteln. Und auch die anwesenden Gäste des "Gas Gäba!" sehen dies genauso und feiern die Show nach allen Regeln der Kunst ab. So voll und heiß war es in der Turnhalle Steinberg vorher noch nie. Daher heißt es danach erst einmal Frischluft schnappen und sich mit einem neuen Kaltgetränk einzudecken.
Setliste: Waking The Demons; Down and Out; No Mercy; From The Dead; Kill Fascists; Time To Reload; Wild Stallions; Die With Me ;Underground Society; All In; Rise And Ride; Kill Fascists; Canadian Steele
Und für einige scheint wohl STALLION tatsächlich der eigentliche Headliner gewesen zu sein. Denn beim nachfolgenden Auftritt von TYRANT sollte es lange nicht mehr so voll werden. Ok, man muss so ehrlich sein, das Energielevel von STALLION hat der Auftritt der Ulmer Legende nicht. Das habe ich auch nicht erwartet, denn immerhin sind die Herren auch schon ein paar Jährchen älter. Trotzdem ist das, was die reformierte Ulmer Legende aufbietet, auf andere Art intensiv und lebt zum einen von der immer noch vorhanden unglaublichen Bühnenpräsenz von Sänger Kerrmit und von Stücken, die jeder Headbanger, der mit TYRANT groß geworden ist, mitsingen kann. Und fehlte bei der KIT-Show, noch der eine oder andere Klassiker, lässt die heutige Setliste keine Wünsche offen, auch der 'Steamhammer' ist mit von der Partie. Selbst ein neues Stück befindet sich mit 'Wham Bam' im Programm. Vor gut fünf Jahren gab es die Reunion von GRAVESTONE und jetzt darf ich auch TYRANT nochmals live erleben, nachdem die Truppe Anfang der Neunziger plötzlich weg war. Der Abschluss mit der Hymne 'Making Noise And Drinking Beer' und 'Wanna Make Love' ist nicht nur für mich das Sahnehäubchen auf eine richtig geile Vorstellung. Bei einigen Anwesenden sehe ich da auch so etwas wie Freudentränen, und das zurecht, weil sie teilweise eben damals in den Achtzigern noch zu jung waren, um so legendäre Konzerte wie beispielsweisen im Neu Ulmer Konzertsaal erleben zu dürfen, wo dann die Ulmer Urgsteine GRAVESTONE, TYRANT und STORMWITCH schon mal gemeinsam an einen Abend die Bühnen teilten. Ich war damals mit dabei, in der ersten Reihe! Danke an TYRANT für die musikalische Zeitreise in die gute alte Zeit und für eine geile Show beim "Gas Gäba 2024"!
Setliste: Tyrant; Get Ready; Blood Suckin' Woman; Killer Cat; Wham Bam (neuer Song); Ruling The World; Metal Rules; Fight For Your Life; Killing The Peace; We Fall; She Makes Me Hot (Hot); Breakout; Grapes Of Wrath; Devil's Eye; Steamhammer; Free For All; Making Noise and Drinking Beer; Wanna Make Love
Das Gas Gäba 2024 war wieder eine gelungene Veranstaltung und mein Dank geht an Fabian Rueß und das gesamte Team des Stahlwerke Weihungstal e.V. für ein wieder mal perfekt organisiertes Festival. Sehr gut fand ich die Idee, das Band Merch in ein Zelt vor der Halle auszulagern. Einiges los war auch immer beim Whiskystand von "Spirits Trail", wo ich selbst allerdings drauf verzichtete, ich blieb letztendlich bei meiner Goißa Halbe. Für die Technik war HMS Licht & Ton zuständig, namentlich Hendrik (Sound), Felix (Licht) und Marc (Stagemanager), denen gilt auch mein Lob für zumindest einen immer perfekten Sound, denn zumindest für Fotografen war das Licht wohl nicht immer optimal, laut Daniel. Aber das Problem hat ja nicht nur das "Gas Gäba" exklusiv und es gibt trotzdem noch genug gelungene Bilder. Und der 20.09.2025 ist auf jeden Fall schon mal im Kalender vorgemerkt. Denn dann geht es wieder nach Steinberg zum vierten Gas Gäba. Mit SOULTRACE, IMPACT und dem Headliner STORMWITCH stehen schon drei von fünf Bands für nächstes Jahr fest.
Fotocredits: Rüdiger Stehle und Daniel Tretter
- Redakteur:
- Tommy Schmelz