GERMAN METAL ATTACK - Bochum

05.02.2015 | 08:17

29.12.2014, Zeche

An Evening With Heavy Metal!

Das "German Metal Attack"-Kommando geht in die dritte Runde! Nachdem vor rund zwei Jahren der Reigen mit GRAVE DIGGER, WIZARD, MAJESTY und GUN BARREL eröffnet und beim zweiten Teil lediglich MAJESTY durch die Hamburger von PARAGON ersetzt wurde, macht GRAVE DIGGER mit einer runderneuerten Vorbandkonstellation wie vor zwei Jahren Halt in der allseits beliebten Bochumer Zeche. Und wenn wir einmal ehrlich sind, gibt es kaum eine bessere Location im Ruhrgebiet als jene, die in der Vergangenheit meist einen tollen Sound, ausreichend Platz und viele kleine Besonderheiten bereit hielt. Feierte einen Tag zuvor, also am 28.12, noch AXXIS mit zahlreichen Gästen und viel Nostalgie den 25. Bandgeburtstag, gebührt nun Chris Boltendahl und Co. die Ehre, dieses wunderbare Konzertjahr 2014 in der Zeche zu beenden. Mit von der Partie sind die Kölner Power Thrasher von WOLFEN, die Jungs von NITROGODS und, zumindest dachte man das im Vorfeld, HEAVATAR mit Prominenz an der Schießbude, doch dazu später mehr.

 

Bochum, was willst du eigentlich mehr? Jeder, der eine Karte für diesen Abend erwerben konnte, darf sich auf ein richtiges Teutonen-Metal-Spektakel voller Überraschungen und Power freuen. "Return Of The Reaper", das im Juli via Napalm Records veröffentlicht wurde, war für GRAVE DIGGER ein absoluter Volltreffer und stopfte Kritikern endgültig das Maul. Mit dieser "The Reaper Is Back"-Attitüde, Vorgruppen, die ihrem Job als Anheizer mehr als gerecht werden, und einem abermals drückenden Sound sind die Grundpfeiler für einen tadellosen Abend felsenfest gesetzt.

Für mich beginnt der Abend im Chaos, da der Verkehr wie so häufig eine frühere Ankunft einfach nicht zuließ. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich HEAVATAR verpasse, auf die sich wohl nicht nur meine Wenigkeit aufgrund der Präsenz von Jörg Michael sehr gefreut hat. Doch eine akute Erkrankung eines Mitglieds, wie es auf der Facebook-Seite der Band hieß, ließ leider keinen Auftritt zu.

Durch diesen Ausfall geben sich anfangs die Rheinländer von WOLFEN mit leichter Verspätung die Ehre. Bereits zu Beginn versammeln sich dennoch viele Metalheads vor der Bühne und WOLFEN scheint ihnen viel Spaß zu bereiten. Die Band ist von Beginn an bei der Sache und hat mit insgesamt fünf Alben auf der Habenseite auch schon viel Erfahrung in Petto. Vom aktuellen Album "Evilution", das am 12. September das Licht der Welt erblickte, gibt es mit 'Digital Messiah', dem harten 'Chosen One' und dem Ohrwurm 'The Irish Brigade' eine ordentliche Metall-Palette zu hören. Doch auch 'Y2K' und 'Unbroken' neigen dazu, dem durchgefröstelten Publikum Feuer unter dem Hintern zu machen. Eine amtliche Geschwindigkeit, sehr viel Schmackes und Spielfreude, damit setzt WOLFEN gleich zu Beginn also ein gehöriges Ausrufezeichen in Sachen Power Metal.

Etwas genrefremder, aber nicht minder unterhaltsam gibt sich nun NITROGODS die Ehre, um nach sehr kurzer Pause dem Bochumer "Klausi Klausi" Publikum Hallo zu sagen. Wohl eher in die rotznäsige Rock'n'Roll-Schublade zu stecken, kann das Trio mit ihrer ungemein lässigen Art die gesamte Zeche überzeugen, viele Kopfnicker und Fußwipper haben sichtlich ihren Spaß. Mit dem eröffnenden 'Rats & Rumours', 'At Least I'm Drunk', wohl für einige das Motto am heutigen Abend, 'Back Home', 'Black Car Driving Man' und dem THUNDERHEAD-Cover 'Take It To The Highway' machen die drei alles richtig und wirken nach dem einheizenden WOLFEN-Gig und den Taten, die noch folgen werden, wie eine coole, kaltschnäuzige Zwischenpartie. Schließlich hat GUN BARREL mit einer ähnlichen Ausrichtung in der Vergangenheit auch funktioniert. Die gute Laune der Band, die ihren Auftritt mit dem Whiskey-Duo 'Whiskey Wonderland'/'Whiskey Supernova' beendet, spiegelt sich auch beim Publikum wieder, das nach diesem Auftritt noch mehr Lust auf ein kühles Blondes bekommen haben dürfte.

So neigt sich der Abend langsam dem Ende, doch bevor sich der Headliner nicht die Ehre gegeben hat, braucht hier niemand zu gehen. GRAVE DIGGER präsentierte sich auf dem aktuellen Bollwerk in absoluter Höchstform und auch heute Abend lässt man nichts anbrennen. Nach dem bitterbösen 'Return Of The Reaper'-Intro, bei dem der Reaper langsam die Bühne entert, geht es direkt mit 'Hell Funeral' und Vollgas los: Das Publikum ist begeistert und grölt, was das Zeug hält, Boltendahls Chris grinst sich die Hucke voll und allen Anwesenden wird klar, dass die nächsten 90 Minuten auf Sturm stehen. Auch optisch hat man sich neben dem riesigen Backdrop des aktuellen Albums mit entsprechender Bühnendekoration aus Holzsärgen einiges einfallen lassen. Nach diesem Einstand nach Maß wechselt sich neues Material mit alten Klassikern ab, ohne dass auch nur annähernd etwaige Langeweile aufkommen kann.

Fans neueren Datums freuen sich über 'Season Of The Witch', 'War God' und dem saucoolen “Sommerhit“ 'Tattooed Rider', wohingegen sich Freunde der Mittelaltertrilogie nach 'The Dark Of The Sun', 'The Round Table (Forever)', dem überraschenden 'Lionheart' und natürlich 'Excalibur' ihre Finger lecken werden. Dazwischen regieren die Ritt'schen Riffs, die Boltendahl'schen Vocals und der Coolness-Faktor von Becker und Arnold. Jungs, das, was Ihr hier und heute abliefert, ist vom Allerfeinsten. Es wird gebangt, man liegt sich in den Armen und lässt die Matten kreisen. GRAVE DIGGER gibt den Fans exakt, was sie wollen, und das nehmen sie mit Kusshand. Dazwischen werden neben witzigen Anekdoten auch die letzten Releases nicht außer Acht gelassen. Mit 'Hammer Of The Scots' einem schottischen Intermezzo, dem chorlastigen 'Ballads Of A Hangman' ein Live-Monster nach Maß und mit 'Witchhunter' folgt eine geile Darbietung der Band-Frühphase. So verwundert es nicht, dass die Laune von Chris von Song zu Song ins Unermessliche steigt und er mit seinen Grabschauflern beim ausklingenden 'Knights Of The Cross' und 'Rebellion (The Clans Are Marching)' samt Polonaise dem Publikum noch einmal alles abverlangt. Zum Tourfinale wird also noch einmal das gesamte Spaß-Kontingent präsentiert, Bochum gefällt's jedenfalls sehr. Doch GRAVE DIGGER wäre nicht GRAVE DIGGER, wenn nach kurzer Verschnaufpause nicht noch zwei, drei Bol-t-enschneider in die Menge gepfeffert werden: 'Highland Farewell' ölt noch einmal die Kehlen, das brandneue 'Grave Desecrator' ist live ein absoluter Gassenhauer und 'Heavy Metal Breakdown', was auch sonst, entlässt nun endgültig die Menge in die klirrende Kälte.

Setlist: Hell Funeral, The Round Table (Forever), Witch Hunter, The Dark Of The Sun, Ballad Of A Hangman, Seasons Of The Witch, Lionheart, Wedding Day, War God, Hammer Of The Scots, Tattooed Rider, Excalibur, Knights Of The Cross, Rebellion (The Clans Are Marching), Highland Farewell, Grave Desecrator, Heavy Metal Breakdown

 

Die Gladbecker haben einmal mehr ihren Status als superbe Liveband untermauert und machen Appetit auf die vierte Ausgabe der "German Metal Attack". Auch wenn die beiden Konstellationen zuvor schon äußerst stark waren, setzten WOLFEN, NITROGODS und natürlich GRAVE DIGGER diesen noch einen oben drauf. Die Zeche hat gesteppt, das Publikum spielte den Bands in die Karten und empfing sie heute abend mit offenen Armen. So darf man abschließend hoffen, dass die Bochum 2015 ähnlich starke Konzertabende erleben darf wie heute.

Redakteur:
Marcel Rapp

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