GLOWING EMBER Festival - Frankfurt am Main
06.04.2024 | 22:3123.03.2024, Das Bett
Zum sechsten Mal macht das "Glowing Ember"-Festival Halt in Frankfurt und eröffnet damit am vorletzten Samstag im März die mehrteilige Indoor-Festival-Tour quer durch Deutschland. Im Frankfurter "Bett" treten acht Bands an, die dem Publikum unterschiedliche Spielarten aus Metal und Rock präsentieren. Ein kurzweiliger Abend...
Wir sind nicht in Top-Verfassung. Das Wetter ist beschissen, es ist kalt und der Bus kommt zu spät. Trotzdem ist ein Besuch in der Frankfurter Konzert-Location "Das Bett" heute Abend Pflicht, denn dort findet wieder das "Glowing Ember"-Festival statt, das zum sechsten Mal durch die Lande tourt. Auf dem Programm stehen überwiegend lokale Bands, die sich um einen schon etwas bekannteren Headliner aus der Region scharen. Mit dabei ist wie jedes Jahr die Hamburger Dark-Metal-Band [SOON], die beim "Glowing Ember"-Festival sozusagen schon zum Inventar gehört.
Ob der miserablen Verfasstheit meiner Person sowie meines Begleiters Herrn K. aus M. trudeln wir erst gegen 20:30 Uhr im "Bett" ein und haben damit leider schon die ersten drei Bands verpasst. Andere waren da schlauer und so staunen wir, das "Bett" heute ziemlich gut besucht vorzufinden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als ein offenbar bedeutsames Fußballspiel dem Indoor-Festival Konkurrenz gemacht hat, ist es heute richtig voll vor der Bühne, auf der gerade die Frankfurter Alternative-Metal-Band HISTORY OF VIOLENCE losgeknüppelt hat. Obwohl die Stilrichtung der Band nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört, ist der Auftritt energiegeladen und kurzweilig. Sänger Kichi weiß sich lässig auf der Bühne zu bewegen und das Publikum mitzureißen.
Als nächstes steht mit THIRD WAVE eine weitere Frankfurter Band auf dem Programm. Laut Selbstbeschreibung nennt sich das, was das Quintett macht, Modern Progcore. Alles, was mit Modern Metal etikettiert ist, macht mich grundsätzlich erst mal skeptisch, aber bei THIRD WAVE stellt sich schnell heraus, dass die Skepsis unbegründet ist. Die Truppe erweist sich nach wenigen Songs als der Abräumer des Abends. Kraftvoller Sound, die richtige Mischung aus Härte und Eingängigkeit sowie eine coole Performance auf der Bühne ziehen mich schnell in den Bann. Dazu trägt sicher auch bei, dass die Band offenbar ihre Fanbase mitgebracht hat, die einen Gutteil des Publikums ausmacht – so scheint es mir zumindest. Jedenfalls sind die Leute gut drauf und es kommt im kleinen "Bett" sogar zu ein paar Circle Pits und einer Wall of Death! Einige Songs des 2019er Albums "Metamorphosis" werden gespielt und mein Entschluss, diese Scheibe später auf einer der namhaften Musikplattformen anzutesten, wird sich im Nachhinein als Bestärkung meines Eindrucks herausstellen, dass man THIRD WAVE im Auge behalten sollte. Von dieser Band wird die Metal-Gemeinde in Zukunft sicher noch Interessantes hören.
Im "Bett" kommen wir nun zum klassischen Heavy Metal und damit zu ON ATLAS' SHOULDERS, einer Band, die sich 2018 ebenfalls im Frankfurter Raum gegründet hat. Das ist die Hoffnung des Abends von Herrn K. aus M., aber tatsächlich müssen wir uns beide hier erst mal einhören. An die Stimme von Sänger Marius, der mit seiner auffallenden Körpergröße das Geschehen auf der Bühne dominiert, muss ich mich erst gewöhnen. Er hat ein bemerkenswert feines Vibrato, aber die hohen Gesangsparts finde ich beim Zuhören anstrengend. Erst im weiteren Verlauf der Show, als Marius tiefere Gesangsparts präsentiert und auch mal ordentlich growlt, vermag er mich zu überzeugen. Auch diese Truppe scheint einige Fans mitgebracht zu haben, die direkt vor der Bühne abfeiern und Stimmung machen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Halle inzwischen merklich geleert hat. Sonderbarerweise feiern wohl die jungen Metaller nicht mehr bis tief in die Nacht... wo auch immer es sie an einem Samstag kurz vor Mitternacht noch hinzieht.
So kommt es, dass die Hamburger Formation [SOON] nur noch vor einem recht überschaubaren Publikum spielt. Das ist schade, denn mit seinem Dark-Metal-Sound bringt das Trio an diesem Abend einen ziemlich anderen Klang auf die Bühne. Die Songs weisen für meine Ohren eine Mischung aus progressivem Sound und Eingängigkeit auf, die von Sänger Eric mit einer eigensinnigen Performance präsentiert werden. Dazu trägt auch Gitarrist Lenny bei, der lässig einige Soli beisteuert, während Drummer Jakob im Hintergrund am Schlagzeug Schwerstarbeit leistet.
Wir haben uns auf zwei Barhocker im Hintergrund zurückgezogen und sehen mit Sorge, dass sich zum Ende des Gigs von [SOON] und damit zum Auftritt des Headliners V.E.R.S.U.S wirklich nur noch ein sehr überschaubares Häufchen an Gästen in der Konzerthalle befindet. Das ist wirklich irritierend und ich frage mich, wo die Supporter der Frankfurter Deutschrock-Band V.E.R.S.U.S sind? Aber hey, die fünfköpfige Truppe um Sänger Nils Baloun weiß professionell mit der Situation umzugehen und präsentiert sich trotzdem mit der erwünschten Rotz-Rock-Attitüde. Dabei schadet es der Show gar nicht, dass Nils offensichtlich ziemlich erkältet ist. Männergrippe plage ihn, lässt er das Publikum wissen, lässt sich aber trotzdem nicht davon abhalten, von der Bühne zu steigen und die Restmeute im Saal zu einem fröhlichen Pogo zu animieren.
So ist die Stimmung trotzdem gut, während die Frankfurter ihren – wie Nils betont – unpolitischen Deutschrock raushauen. Die Songs sind eingängige Gute-Laune-Nummern mit Frankfurter Lokalkolorit. Gut Sach Rock'n'Roll nennt die Band das.
Und damit geht das VI. "Glowing Ember"-Festival in Frankfurt dann zu Ende. Das Veranstaltungsformat, bei dem Bands aus der Region Gelegenheit haben, sich mit ihrer Musik vorzustellen, ist eine gute Idee, die jeweils für einen unterhaltsamen und abwechslungsreichen Abend sorgt. Und zumindest eine kleine Gruppe Unentwegter hat das an diesem Abend auch bis zum letzten Gitarrenton genossen.
Photocredits: Henrico Frank
- Redakteur:
- Erika Becker