GRAND MAGUS, BULLET und STEELWING - München
06.01.2012 | 01:5605.01.2012, Backstage (Werk)
Ein Abend voller Metal und wir waren beim Tourauftakt: GRAND MAGUS bitten die Wölfe zum Tanz. VANDERBUYST, SKULL FIST, STEELWING und BULLET bilden dabei das Fundament.
Kanadischer Oldschool-Metal wurde seit ANVIL sicherlich nicht mehr sympathischer gespielt und so überrascht es kaum, dass die Jungs um den Kopf des Packs, Johnny Exciter, förmlich abgefeiert werden in der größten Halle des Backstages. Übrigens wurde die Tour kurz vor dem heutigen Abend von der kleineren Halle in das Werk verlegt, was dafür spricht, dass die alte Schule verdammt angesagt ist. Und das völlig zurecht: Die Metal-Attacke wird mit einer coolen Show zelebriert, die Bühne wird von vorne bis hinten durchmessen, die Soli sitzen und die "wir spielen auf den Schultern des anderen"-Einlage kommt auch beim zweiten Mal gut an.
STEELWING dürfen das bestellte Feld nun ernten – und tun das mit großer Freude. Mit einem neuen Album in der Hinterhand, "Zone Of Alienation" genannt, das just heute zum ersten Mal zu kaufen ist, gibt es auch genug Anlass für positive Gefühle! Dass der Schwerpunkt der Setlist deswegen auf Songs aus dem Jahr 2012 liegt, überrascht niemanden. Beim Soundcheck von POWERMETAL.DE wurde das Album der Stockholmer auf Platz 2 gewählt und die Fans erwarten offensichtlich nicht viel weniger als eine Offenbarung. Doch es ist kaum zu verhehlen, dass natürlich die Songs der Debutplatte besser ankommen. Das liegt nicht allein an der Bekanntheit, die älteren Songs wirken schlüssiger und durchdachter, außerdem frischer und weniger mit Zitaten vollgestopft.
Doch das sind Gedanken, die man sich bei einer Band wie BULLET, den Nachfolgern auf den Brettern der Welt, kaum machen darf. AC/DC meets Udo Dirkschneider am Mikrofon in Reinkultur. Allerdings spielen die Jungs genau das, was das Publikum heute Abend hören will: astreinen Hard Rock mit Metal-Einflüssen. Bier, Frauen, Partys: Das Themenfeld der BULLET-Songs ist schnell abgesteckt und zumindest zwei Versprechen werden eingelöst. München saugt die Hymnen des Rock-Lifestyles mit Begeisterung auf und erlebt dafür eine Band, die sich voller Spielfreude der Zuschauerbespaßung hingibt. Und seien wir mal ehrlich: Sobald die Drums einsetzen, die Gitarren den Groove mitgehen, der Bass von unten schiebt und die Reibeisenstimme Dag erklingt, werden selbst die Lahmen tanzen und die Blinden sehen! Voraussetzung: Ohren.
Und dann ist es soweit: Der Headliner kommt. Doch was ist das? Die Halle hat sich doch etwas geleert vor GRAND MAGUS. Nun habe ich traurige Nachrichten für all die Frühgeher: Ihr habt echt was verpasst! Der Hammer des Nordens, kaum ausgepackt, zerschlägt auftretende Müdigkeitserscheinungen und entlädt ein Riffgewitter, für das man die Schweden einfach lieben muss. 12 Jahre Banderfahrung lassen auch den ersten Gig einer längeren Tour souverän verlaufen, auch die gegenüber den speedigen Support-Bands fast schon minimalistische Klangkunst weiß zu überzeugen. Wo zuvor Melodiestakkatos ins gierige Publikum gefeuert wurden, regieren nun epische, ja fast majestätische Klanggebirge, wo zuvor ein Leben voller Party skandiert wurde, herrscht nun eine dicht gewobene, ursprüngliche Atmosphäre. Man sieht, es hätte alles sehr schön werden können. Wenn, ja wenn die Band nach nur einer Stunde Spielzeit nicht schon von der Bühne gemusst hätte. Die Überraschung ob dieser Tatsache ist groß und mal wieder darf die Frage diskutiert werden, ob es wirklich notwendig ist, fünf Bands auf eine Tour zu schicken. Ich persönlich hätte sehr gerne mehr von GRAND MAGUS gesehen – und wenn man den Worten des Publikums nach dem Abend lauscht, so gehe ich mitnichten alleine mit dieser leichten Enttäuschung in das winterliche Schneegestöber vor der Halle.
- Redakteur:
- Julian Rohrer