GUANO APES - Köln

20.02.2005 | 10:51

10.02.2005, Palladium

Es sollte die letzte Tour sein, das Ende, der Schwanengesang einer der erfolgreichsten und zweifellos besten deutschen Rockbands der letzten Jahre, aber dennoch wollten die GUANO APES es noch ein letztes Mal wissen, den Fans ein letztes Mal die Energie geben, mit der sie damals zu Zeiten ihres Debüts Presse und ihre danach entstandene Anhängerschaft im Sturm nahmen. Mitten während dieses letzten Aufbäumens – danach werden die einzelnen Mitglieder sich solo versuchen – machte die Band auch im VIVA-Zentrum Köln halt , wo sie vor einem fantastischen Publikum im unverständlicherweise nicht ganz ausverkauften Palladium das Finale einer großartigen Karriere bestritten.

Bevor es jedoch erst einmal so weit kommen konnte, musste erst einmal die Vorband, in diesem Fall die BOSSE aus Berlin, heran, die eine halbe Stunde lang einen recht guten Mix aus Punk, Rock, Pop und Neue Deutsche Welle aufs Parkett zauberte und dabei optisch so ziemlich alles in den Schatten stellte, was ich bei einem Konzert bisher gesehen habe. Ein Schickimicki-Typ am Mikro, ein Hippie an der Gitarre, ein gestandener Altrocker am Tieftöner und hinter den Kesseln ein Kerl, der ganz sicher gegen einen kurzen Jamaica-Trip nicht einzuwenden hätte. Aber trotzdem, die Musik gefiel, brachte die Hüften in Bewegung und sorgte letztendlich verdientermaßen nach zunächst zurückhaltenden Reaktionen für lautstarken Applaus im weiten Rund. Trotz der kurzen Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde hat sich die Truppe an Ort und Stelle schon für größere Aufgaben beworben. Mehr sicherlich demnächst bei MTVIVA.

Dann, eine halbe Stunde gingen die Lichter wieder aus und der Moment, den manche Fans als solchen erst gar nicht akzeptieren wollen, trat ein. Zum letzten Mal bestiegen die APES in dieser Stadt eine Bühne, zum letzten Mal durfte man miterleben, wie langsam die Instrumente in die Verstärker gestöpselt wurden und Frontdame Sandra Nasic wie ein Wirbelwind auf die Bühne stürmte und direkt sämtliche Augen auf sich zog. Aber was war das auch für ein Start: mit dem Jahrhunderthit 'Open Your ' ging es direkt in die Vollen, und direkt war die Stimmung am Limit. 'Quietly' und 'Pretty In ' besorgten es den Fans im direkten Anschluss richtig heftig, bevor man mit 'Innocent Greed' in die Mottenkiste griff. Sandra hatte sich mittlerweile ihres Oberteils entledigt und rockte fortan im sexy Top drauflos, eine Tatsache, die besonders das maskuline Publikum gefreut haben dürfte. Aber trotzdem war es schwer, die Sängerin überhaupt zu erfassen, da diese sich von einer Pose in die nächste schmiss, auf der gesamten Bühne hin- und herturnte und sich insgesamt, wie übrigens auch der Rest der Band, enorm bewegungsfreudig zeigte. Zudem konnten sich die APES auf ihre Fans verlassen, denn der Orkan, der einem bei Songs wie 'Open Your Eyes' und 'Quietly' im Fotograben entgegen blies, war schon einzigartig und von massiver Lautstärke. Aber überhaupt zeigten sich die Anwesenden sehr textsicher, denn egal ob es jetzt 'Why Must I Sing A Song', 'No Speech' oder das gefeierte 'Crossing The Deadline' waren, Sandra und ihre Mannschaft konnten sich auf die Menge verlassen. Lediglich an den hohen Parts im Refrain der neuen Single 'Break The Line' offenbarten sich in Sandras Stimme einige Schwächen, die aber auch von dem ständigen Gerenne herrühren könnten.
Alles in allem verbrachte die Band ganze 100 Minuten auf der Bühne, was für eine Band wie die GUANO APES mehr als beachtlich ist. Aber die Damen und Herren haben ja auch die richtigen Songs im Hinterhalt, um eine solche Show zu füllen, und so kamen dann am Ende sämtliche noch fehlenden Klassiker wie 'You Can’t Stop Me', 'Dödel Up', 'Kumba Yoah' und natürlich das beinahe komplett von den Fans gesungene 'Lords Of The Boards' zum Tragen. Als dann Schluss war, sah man tatsächlich einige Zuschauer die ob des grandiosen Auftritts mit den Tränen zu kämpfen hatten – das Ende einer solch genialen Band, das kann man sich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vorstellen. Aber es ist nun mal so, die Band hat sich entschieden, ist zu den Fans immer ehrlich gewesen und hat sich gebührend und mit einem geilen Konzert an diesem Abend verabschiedet. Danke für diese tolle Show und danke für eine beispiellose Karriere, vielleicht sieht man sich ja doch irgendwann mal wieder…

Redakteur:
Björn Backes

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