Gojira - Hamburg
21.04.2009 | 18:0313.04.2009, Logo
Wie könnte man den Ostermontag besser verbringen als auf einem GOJIRA-Konzert?
Manchmal täuscht der erste Eindruck. Sah das Logo von außen aus wie eine Streichholzschachtel, war drinnen doch jede Menge Platz. Platz genug zumindest für die GOJIRA-Anhänger, die die Band endlich auch mal als Headliner sehen wollten. Und davon waren einige da. Der Pulk Menschen vor dem Club zeigte, dass hier heute einiges gehen sollte. Bei Konzerten im Vorprogramm von IN FLAMES konnte sich die Anhängerschaft GOJIRAs nicht so recht durchsetzen; man sah fast nur verschränkte Arme und gelangweilte Gesichter vor der Bühne. Wahrscheinlich war der etwas sperrige Death Metal doch etwas zu komplex für Fans melodielastiger Bands wie IN FLAMES und SONIC SYNDICATE.
Zunächst spielte mit TIME HAS COME eine Hamburger Band. Etwas seltsam sah es schon aus, wie der bis obenhin zugeknöpfte Frontmann wie ein Berserker über die kleine Bühne lief und mit seinen Posen versuchte, die Anwesenden anzuheizen. Zwar gab der Vierer alles, traf aber nicht so Recht den Nerv des Publikums. Musikalisch sind sie auch eher dem Hardcore zuzuordnen. Mit einem ironischen "Danke fürs Nicht-so-engstirnig-sein!" verließ die Band die Bühne auch schnell wieder.
Nach kurzer Bierpause kamen auch endlich GOJIRA. Und es zeigte sich glasklar, wen die Fans heute sehen wollten: Von Beginn an flogen die Haare in den ersten Reihen. In der Mitte bildete sich ein Drei-Mann-Pogo-Pit. GOJIRA gingen auch gleich aufs Ganze und brachten ihren Live-Kracher 'Backbone' schon früh. Die Luft erhitzte sich ziemlich schnell in der kleinen Halle, und so schwitzte Basser Jean Michel Labadie schon beim zweiten Song aus jeder Pore. Aus gutem Grund war Drummer Mario Duplantier nur in kurzer Hose auf die Bühne gekommen.
Die Franzosen zockten sich durch ein solides Set, der von dem aktuellen Album "The Way Of All Flesh" dominiert wurde, gefolgt vom Vorgänger "From Mars To Sirius". Highlights waren vor allem 'The Art Of Dying' und 'All The Tears'. Zu Letzterem brachten GOJIRA vor einiger Zeit einen neuen Videoclip raus. Es wurden durchgehend Haare geschüttelt. Wie auch auf ihrem aktuellen Longplayer geizte die Band aus Bordeaux mit clean vocals. Was genau richtig war, denn die brachiale Härte ihrer Songs entsprach genau dem Geschmack der Anwesenden. Mit Ansagen hielt sich Frontmann Joe Duplantier eher zurück und ließ lieber seine Musik sprechen. Die wenigen Verschnaufpausen in den langsamen Passagen wurden zum Biertanken genutzt – frische Luft gab es nicht.
Nach einer guten Stunde verließ die durchgeschwitzte Band die Bühne, ließ sich jedoch nicht lange bitten, um 'Vacuity' als Zugabe zu spielen. Man merkte, dass das Gros der Fans auf dieses Lied gewartet hatte. Die Rotoren in den ersten Reihen gaben noch mal alles. Dieser Song sollte leider auch der letzte sein. Zum Abschied schüttelte die gesamte Band der ersten und zweiten Reihe die Hände und verteilte eifrig Plektren. Leider verschwand der Vierer nach dieser herzlichen Verabschiedung auch schnell wieder im Backstagebereich.
Insgesamt zeigten sich GOJIRA selbstbewusster und entspannter als auf der Support-Tour mit IN FLAMES. Zwar wechselten die Musiker nicht häufig die Position – Bassist Jean Michel Labadie und Gitarrist Christian Andreu tauschten ein paar Mal die Plätze – was bei der kleinen Bühne und der Mikrogebundenheit von Joe Duplantier verständlich ist. Jedoch spielte die Band mit einer Dynamik, die von der ersten Sekunde an aufs Publikum übersprang. Die Setlist ließ keine Wünsche offen, und so bleibt nur zu hoffen, dass GOJIRA einen besseren Eindruck von Deutschland gewonnen haben und bald wieder einen Abstecher in die Bundesrepublik machen.
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper