Grave Digger - Bochum

25.05.2017 | 18:46

11.02.2017, Zeche

Heavy Metal Breakdown!

Alle Jahre wieder – ein neues GRAVE DIGGER-Album, ein neues Statement im Schwermetall, eine neue Tour. Dieses Schema hat sich in den letzten Jahren immer mehr als bewährt und nun setzen die Jungs um Boltendahl Chris zur neuen Therapiesitzung an. Mit "Healed By Metal" – klischeebehaftet, schön und gut, aber bockstark wie eh und je – hat GRAVE DIGGER das nächste Langeisen in der infizierten Metal-Gemeinschaft verteilt. Und eine GRAVE DIGGER-Tour wäre keine GRAVE DIGGER-Tour, wenn die Jungs nicht auch im quasi-Wohnzimmer – der Bochumer Zeche – vorbeischauen würden. So auch an diesem Samstagabend im bitterkalten Februar.

Bevor der Oberarzt und seine Instrumental-Krankenschwestern (hihi!) in das proppevolle Behandlungszimmer im Herzen des Ruhrgebiets treten, sorgen zunächst die VICTORIUS-Jungs für Zündstoff. Frontmann David und Konsorten haben eine starke Portion Power Metal mit an Bord und heizen dem peu a peu auftauenden Publikum ordentlich ein. Mit absoluten Faust-Reck-Stücken wie 'Empire Of The Dragonking', 'End Of The Rainbow' und der Abschlussbrocken 'Metalheart' bekommt die Zeche genau das, was sie von VICTORIUS verlangt: Astreine Stahlkultur, ein paar tolle Ohrwürmer, ein energisches und durch und durch sympathisches Stage-Acting sowie die Gewissheit, dass sich auch diesmal keine Lückenfüller im Tourprogramm der Grabschaufler verirrt haben. Die Zeche dankt es den Jungs mit reichlich Applaus und dem einen oder anderen Gang zum Merchandise-Stand.

Danach stürmen die allseits beliebten MYSTIC fuckin' PROPHECY-Musiker auf die Bühne und machen im Grunde genommen dort weiter, wo VICTORIUS aufgehört hat: Power Metal mit tollem Hymnenfaktor, Stahlhummeln im Hintern, ein paar Ohrwürmern erster Güte und einem knackigen Sound.Im Grunde habe ich selbst in der Zeche selten einen schlechten Sound gehört, doch heute kommt jener besonders deftig und klar aus den Boxen. Den Fans kann es nur recht sein und so fliegen Fäuste, Haare und die mitgegrölten Refrains reihenweise in den Bochumer Himmel. Mit 'Killhammer' und 'Ravelord' auf der einen, 'Evil Empires' und 'War Panzer' auf der anderen Seite macht MYSTIC PROPHECY trotz neuem Drummer auch genau das, was die Jungs seit ihrem 2001er-Debüt "Vengeance" am besten können: Heavy Metal. Immer wieder wird die Zeche angestachelt, immer wieder wird es lauter. Es gibt einfach Bands, die live fast immer funktionieren.

Und spätestens nach MYSTIC PROPHECY wird der Verdacht laut, als hätten wir heute einen absoluten Sahnetag in Sachen Bands und Songauswahl erwischt. Und – sind wir einmal ehrlich – bei dem noch bevorstehenden Live-Act mache ich mir auch überhaupt keine Sorge. Nachdem MYSTIC PROPHECY mit dem BLACK SABBATH-Evergreen 'Paranoid' in den wohlverdienten Feierabend marschiert ist und ich Minuten später diesen Kennt-jedes-Kind-Song noch vor mich hinsumme, wird es auch binnen kürzester Zeit wieder dunkler. Es knistert im Publikum, die Vorfreude ist groß, auch wenn man – und das meine ich durch und durch positiv – schon weiß, was einen in den kommenden 100 Minuten erwartet: GRAVE DIGGER live!

Mit dem direkt und schnörkellos startenden Titeltrack-Ohrwurm des aktuellen Rundlings geht es gleich schon gut los. Die Zeche singt ordentlich mit, ist vor allem dank der beiden superben Vorgruppen schon früh auf der Höhe und lässt sich von Boltendahl in die faszinierende Welt des Schwermetalls entführen. Nächster Stop: das aktuelle 'Lawbreaker' sowie das nostalgisch krachende 'Witchhunter', ehe mit 'Killing Time' die Mittelaltertrilogie angeschlagen wird. Es wird nicht der einzige Schwenk in das düstere Zeitalter beim heutigen Gig sein. Chris und Co sind wie immer blendend drauf, der Frontmann grinst mit dem Publikum um die Wette und zeigt sich einmal mehr besonders fannah. Bochum frisst den Gladbeckern eh aus der Hand, es ist eine abermalige Familienzusammenkunft und Onkel Chris erzählt ein paar schöne Geschichten. Es geht um die Ballade des Galgenmännchens, um das Hexenzeitalter, um Richard Löwenherz und die Schattenseite der Sonne. Ohrwürmer wohin man auch blickt. Zwischenzeitlich sorgen auch 'Free Forever', 'Tattooed Rider' sowie 'Morgane Le Fay' für weitere Kost erster Güte, ehe die Mannen ihre 'Hallelujah'-Version zum Besten geben.

Der Zeche gefällt es und ich werde diesen verflixten Ohrwurm tagelang nicht los. Herzlichen Dank an dieser Stelle. Die Evergreens einer GRAVE DIGGER-Show sorgen auch diesmal für anerkennendes Kopfnicken und viele Fäuste ('Excalibur', 'Rebellion (The Clans Are Marching'). Es sind keine Nummer-sicher-Songs, sondern einfach Hits, die bei den Jungs nicht fehlen dürfen. Im ersten Zugabenteil wird es dann recht mächtig, wenn sich das stampfende 'The Last Supper' erhebt, um dann vom wirklich famosen 'Call For War' abgelöst zu werden. Dass im zweiten Teil dann 'Heavy Metal Breakdown' nicht fehlen darf, ist klar wie Kloßbrühe. Doch auch 'Highland Farewell' hat es hierhin geschafft, sodass es am Ende der GRAVE DIGGER-Abendunterhaltung noch einmal etwas schottisch wird.

Man kann sich eben auf seine Pappenheimer verlassen. Womit kann man einen Samstagabend besser verbringen als mit einer ordentlichen Prise Heavy Metal (Breakdown) und entsprechenden Garanten für ein gelungenes Konzerterlebnis. VICTORIUS war ein toller Appetizer und MYSTIC PROPHECY ein entsprechender Anheizer. Und GRAVE DIGGER? Nun, über solch eine Live-Performance nach 37 Jahren kann man nur den Hut ziehen. GRAVE DIGGER ist GRAVE DIGGER bleibt GRAVE DIGGER.

Redakteur:
Marcel Rapp

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