Guns N' Roses - Mönchengladbach
29.06.2012 | 16:5308.06.2012, Warsteiner Hockey Park
GUNS N' ROSES in Deutschland! Für ein einziges Konzert macht Axl Rose mit seiner neuen Truppe halt in good ol' Germany und man dankt ihm mit einer nahezu ausverkauften Hütte.
2006 waren Axl Rose und seine Mannschaft das letzte mal auf deutschen Bühnen zu sehen. Damals als Late Night Special bei Rock am Ring um 3 Uhr morgens. 2011 war man schon in Europa auf Tour, nur gab es keinen Termin in Deutschland. GUNS N' ROSES haben sich also rar gemacht. Um so größer war der Aufschrei, als das einzige Konzert in Mönchengladbach bekannt gegeben wurde. Endlich kann man die Gunners live erleben. Doch wie wird das ganze werden? Gut? Immerhin ist Axls Stimme markant und Slashs Gitarrenriffs spielt jede Coverband nach. Absolut schlecht, weil es nicht mehr die alten GUNS N' ROSES sind? Irgendwas dazwischen, weil die "Chinese Democrazy"-Songs (für einige) schlecht sind? Man weiß es nicht, was man aber weiß ist, dass man es nach dem achten Juni wissen wird.
Doch bevor man diese Fragen beantworten kann, muss man erst einmal den Auftritt der RIVAL SONS überstehen. Die Band passt nicht unbedingt hundert prozentig zu GUNS N' ROSES, dafür ist der Sound des Quartetts zu siebzigerlastig. Man kann die Amerikaner irgendwo zwischen DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN einordnen. Die starke Bluesnote macht die Songs der RIVAL SONS leider kaputt. Oft weiß man gar nicht, ob man es nur mit einer rhythmischen Pause zu tun hat oder ob der Song tatsächlich schon zu Ende ist. Am besten kommen die 4/4-Takt-Stampfer an. Diese gehen direkt ins Bein und laden das Publikum zum Mitklatschen ein. Nach 40 Minuten verlässt die Gruppe die Bühne unter wohlwollendem Anstandsapplaus.
Wie lange wird Axl das Publikum warten lassen? Im UK stand man sich gut und gerne zwei bis drei Stunden die Beine in den Bauch und erlebte dann noch ein über dreistündiges Set. Die männliche Zicke meint es aber gut mit Deutschland und nach einer Stunde betritt die Band bereits die Bühne. Als Axl dann zum Opener 'Chinese Democrazy' die Bühne betritt gibt es kein Halten mehr. GUNS N' ROSES sind wieder da! Die siebenköpfige Truppe (wieso braucht man zwei Keyboarder, wenn einer schon wenig zu tun hat und kaum zu hören ist?) rockt wirklich gut ab. Axls Hüftschwung sah im 'Welcome To The Jungle'-Video zwar einiges stilvoller aus als heute, aber der Mann gibt sich alle Mühe. Auch stimmlich klingt er wirklich gut, was sicherlich an den regelmäßigen Sauerstoffzelt-Pausen zwischen und auch während (!) der Nummern liegt.
Die Setlist lässt wirklich keine Wünsche offen. Egal ob besagtes 'Welcome To The Jungle', 'Nighttrain', 'Live And Let Die', das ultralässige 'It's So Easy' oder längere Lieder wie 'Estranged' und 'Civil War', jeder Track ist ein Volltreffer. Auch die neuen "Chinese Democrazy"-Songs reihen sich super in die Setlist ein. Ganz großes Kino ist aber der einsetzende Regen zur Gänsehautnummer 'November Rain'. Die Pyroaction während des epischen Schlussparts ist schon jetzt einer der größten Konzertmomente 2012! Auch 'This I Love' und 'Don't Cry' sollten positiv erwähnt werden - ebenfalls ganz hoher Gänsehautfaktor. Die einzigen Wermutstropfen sind die Solo-Songs von Bassist Tommy Stinson und dem unglamourösesten der drei Gitarristen Bumblefoot. Stinson liefert stupiden Punk Rock, der irgendwo noch cool ist und an IGGY POP erinnert, doch Bumblefoot liefert totalen Durchfall ab. Irgendwo zwischen Rock, Punk und etwas New Wave schrammelt der Mann seinen Song runter und brüllt dazu ins Mikrofon. Das kann jede Schülerband besser, aber nun gut. Die Soloeinlagen von Slash-Ersatz DJ Ashba (der Mann trägt einen Hut, das sagt doch alles!) und Pianist Dizzy Reed hingegen sind sehr gut.
Mehr als zweieinhalb Stunden beackern GUNS N' ROSES die Bühne, bevor man sich mit der gelungenen Version des sonst so ausgelutschten 'Knockin' On Heaven's Door' und 'Nighttrain' verabschiedet. Doch man kommt noch mal auf die Bühne und gibt 'Paradise City' zum besten. Zwar fehlten noch 'Patience' und 'Madagaskar' im Vergleich zu den anderen Konzerten der Tour, doch handelte es sich dort nie um Open Air Konzerte und außerdem hat die Band dermaßen gut gespielt, dass man ihnen das auch verzeiht.
Nach dieser Show und Tour sollten die ganzen Kommentare von wegen, dass dies nur noch Axls Coverband sei, endgültig verstummen. Drei Tage später sehe ich Slash Guns N' Roses Songs spielen und dessen Leistung kommt nicht einmal ansatzweise an die neuen GUNS N' ROSES heran. Dies ist einfach eine super Show gewesen, von vorne bis hinten.
- Redakteur:
- Sebastian Berning