HAMMERFALL - Hyde Park
12.02.2020 | 17:3201.02.2020, Osnabrück
Heavy Metal Fire!
HAMMERFALL, BATTLE BEAST und SERIOUS BLACK – das verspricht ein Power-Metal-Paket der Extraklasse zu werden, zumal der Hauptact sich auch bei mir dank "Dominion" wieder auf die musikalische Landkarte gezaubert hat. Also revanchiere ich mich und nehme eine etwas weitere Strecke in Kauf.
Von Grevenbroich aus ist der Weg nach Osnabrück doch ein wenig weiter als beispielsweise Oberhausen, wo die heutige Konstellation am Folgetag spielen würde. Aber in Anbetracht der Sache, dass sich Cans und Co. für ihren Ruhrpott-Gig den Superbowl-Sonntag ausgesucht haben und mir beide Großereignisse an einem einzigen Tag dann doch etwas zuviel auf einmal wären, gibt es eben einen kleinen Roadtrip nach Niedersachsen. Zugegeben, einen Samstag kann man auch durchaus trister verbringen. Also steigt von Kilometer zu Kilometer die kleine Vorfreude auf den heutigen Abend, sehe ich doch nach einigen Jahren meine einstigen Stahlhelden wieder. Und ich gebe es gerne offen zu, "Crimson Thunder" dreht auch heute noch fleißige Runden im Auto.
Es ist mein erstes Konzert im Hyde Park in Osnabrück, eine schöne, für Ereignisse wie dieses durchaus geeignete Location mit gemütlichem Flair, leckerem Pils und, wie sich später herausstellen sollte, einem guten Sound. Die Grundpfeiler für einen gelungenen Abend sind also vorhanden. Doch viel Zeit zum Flanieren haben wir nicht, denn schon früh strömen große Zuschauermassen an mir vorbei, das Konzert ist sold out! Doch bei SERIOUS BLACK, BATTLE BEAST und natürlich HAMMERFALL war das auch nicht anders zu erwarten. Mit "Dominion" hat die schwedische Stahlschmiede auch ein formidables Werk of Heavy Metal kredenzt, das will natürlich live zelebriert werden.
Fast pünktlich um 19:30 Uhr eröffnet SERIOUS BLACK den Abend. Auch wenn die Jungs um Urban Breed trotz neuen Albums im Gepäck nicht viel Spielzeit haben, nutzen sie ihre Zeit doch vollends aus und werfen die knackigen Melodien reihenweise in die schon dicht besetzte Zuschauermenge. "Suite 226" ist ein tolles Power-Metal-Album geworden und so verwundert es auch nicht, dass beim Publikum 'We Still Stand Tall' auch sehr gut ankommt. Die Band selbst gibt Vollgas, hat aber auch unheimlich viel Freude beim Performen solcher Songs wie 'I Seek No Other Life' und 'Serious Black Magic', und hinterlässt dadurch beim Gros der Menge einen bleibenden Eindruck. Dafür sorgt auch 'High And Low', der letztendlich einen sehr kurzweiligen, aber sympathischen und engagierten Gig abschließt. Bleibt zu hoffen, dass SERIOUS BLACK bei künftigen Auftritten etwas mehr Spielzeit bekommt.
Die ehemaligen HAMMERFALL-Labelkollegen BATTLE BEAST haben zwar kein brandaktuelles Album am Start, aber "No More Hollywood Endings" hat auch erst zehn Monate auf dem Buckel und Noora und Co. passen zum heutigen Abend wie der Hammer auf den Amboss. Und gleich zu Beginn fällt der große Geräuschpegel innerhalb der Zuschauermenge auf, die Anwesenden sind heiß auf BATTLE BEAST. Als eine der Bands der Stunde frisst Osnabrück der finnischen Combo aus der Hand und die hat keinerlei Probleme, die Anwesenden mit 'Straight To The Heart', 'Bastard Son Of Odin' und 'Eden' immer weiter zu pushen. Selbst hat Noora unheimlich viel Freude auf der Bühne und dank ihrer bockstarken Hintermannschaft genießt sie das Euphoriebad in vollen Zügen. Nach dem abschließenden Doppelschlag 'King For A Day' und 'Beyond The Burning Skies' verlässt die Combo schließlich die Bretter, obwohl nicht wenige lautstark eine Zugabe verlangen. Aber ich versichere euch, es wird noch viele Möglichkeiten geben, die Finnen samt 1A-Performance wie heute auf den Bühnen dieser Welt zu sehen.
Aber dass am heutigen Samstagsabend alle anwesenden Bands einen Triumphzug für sich verbuchen dürfen, ist auch den HAMMERFALL-Jungs geschuldet, die nach angenehm kurzer Umbauzeit und atmosphärischem Intro äußerst stürmisch die Bühne entern. Die Menge jubelt, der Laden ist restlos voll und wir freuen uns auf die kommenden, schwermetallischen Ereignisse, die da folgen. Und gleich zu Beginn wird klar, HAMMERFALL kann heute vor ausverkauftem Hause nichts falsch machen. Cans packt die Gelegenheit beim Schopfe und sorgt mit den Neuankömmlingen 'Never Forgive, Never Forget', 'One Against The World' sowie dem Gassenhauer 'Heading The Call'-für drei Highlights gleich zu Beginn. Klar wird aber auch, dass sich das aktuelle "Dominion"-Material in gesunden Portiönchen mit altbewährter Stahlkost abwechseln wird. So folgen neueste Songperlen wie das Titelstück 'Dominion' und 'Second To One', bei dem noch einmal die BATTLE BEAST-Frontdame mit auf die Bühne darf, auf ureigene Bandklassiker wie 'The Way Of The Warrior', 'Bloodbound' und 'Last Man Standing'. Und wieviel Freude es machen kann, solch eine homogene Songmischung zu kredenzen, sieht man heute an dem Schweden-Fünfer: Spielfreudig wie eh und je wird gepost, die Fäuste recken sich reihenweise in die Lüfte Osnabrücks und auch die wenigen textunsicheren Zuschauer geben ihr Bestes, um zumindest bei den Refrains ihre Kehlen zum Einsatz zu bringen. Am besten klappt das selbstverständlich bei Nummer-sicher-Nummern wie 'Renegade' und 'Natural High'. Licht und Sound sind auch wie bei SERIOUS BLACK und BATTLE BEAST eine Wucht, spielen natürlich auch HAMMERFALL gut in die Karten, die in ihrem Backkatalog munter rauf und runter gehen. Und ehe man sich auch zwischen den äußerst sympathischen Ansagen Cans' versieht, wird mit 'Let The Hammer Fall' schon das Ende des regulären Sets eingeläutet – Mensch, das ging schnell.
Doch halt, stop, da dürfen zwei, drei Songs eigentlich nicht fehlen, oder? Klar, auf HAMMERFALL ist Verlass und bei dem schon bekannten 'Hammer High' sowie dem neuesten, etwas plakativen Hit '(We Make) Sweden Rock' wird klar, dass das Songduo auch künftig für einen gelungenen Gig-Abschluss sorgen wird. Und zum Grande Finale – wie sollte es anders sein – werden noch einmal die Flammen sämtlicher Metallerherzen lodern. Zugegeben, bei HAMMERFALL weiß man auch anno 2020, was man bekommt. Doch muss dies unbedingt negativ konnotiert sein?
So strömen nach 'Hearts Of Fire' und einem lautstarken Applaus in Richtung Band die Mengen wieder aus dem Hyde Park und machen sich auf den wohlverdienten Heimweg. Ich für meinen Teil bleibe noch ein paar Minuten in der nur noch halbvollen Halle, versuche einige Eindrücke dieser für mich neuen Location zu speichern und bereite mich auf 221 km Fahrt vor. Aber nach einem Abend, der sich musikalisch vollends für mich gelohnt hat, nimmt man diese lange Reise gern wieder in Kauf.
Setliste: Never Forgive, Never Forget; One Against The World; Heading The Call; The Way Of The Warrior; Any Means Necessary; Hallowed Be My Name; Bloodbound; Redemption; Hector's Hymn; Natural High; Second To One; Renegade; Keep The Flame Burning; Dominion; The Dragon Lies Bleeding; Last Man Standing; Let The Hammer Fall; Hammer High; (We Make) Sweden Rock; Hearts On Fire
- Redakteur:
- Marcel Rapp