HAWTHORNE HEIGHTS - Köln
06.11.2010 | 12:3601.11.2010, Underground
Nach fünf Jahren Abstinenz von europäischen Bühnen melden sich die gefallenen Emo-Superstars von HAWTHORNE HEIGHTS eindrucksvoll zurück.
HAWTHORNE HEIGHTS hätten die Superstars der Emo-Szene werden können. Ihr Debüt "The Silence In Black & White" erreichte Platin in den USA, doch schon das zweite, genauso gute Album "If Only You Were Lonely" erreichte nur noch Gold. Den Tod von Gitarrist Casey musste die Band verarbeiten, und genau damit ging es kommerziell weiter bergab. Das dritte Album "Fragile Future" knackte nicht einmal die Marke von 100.000 Alben. Die aktuelle Platte "Skeletons" verkauft sich trotz besserer Songs noch schlechter. Und nun kommt man endlich nach Europa und spielt in einem kleinen Club wie dem Underground vor gerade einmal halbvoller Halle. HAWTHORNE HEIGHTS haben kein gutes Timing. Wären sie 2006 wiedergekommen, hätten sie sich ähnlich wie SILVERSTEIN, TAKING BACK SUNDAY oder AFI entwickeln können, die heute allesamt in größeren Hallen spielen. Doch manchmal ist das Leben ungerecht.
Vielleicht lernen aber WE ARE THE OCEAN aus England aus den Fehlern von HAWTHORNE HEIGHTS. Die Band veröffentlichte nach der 2008er EP Anfang das Jahres endlich ihr Debütalbum "Cutting Our Teeth", welches gerade erst wiederveröffentlicht wurde. Man startet mit einem der neuen Songs des besagten Re-Releases, 'Lucky Ones'.
Die Briten wissen, wie sie das Publikum mitreißen können. Aufgrund der mageren Resonanz verbringt Brüllwürfel Dan Brown die meiste Zeit im Publikum und spornt die Kids an, sich ordentlich zu bewegen. Doch auf Dauer wirkt dies irgendwie affig. Die Band steht nicht im Mittelpunkt, weil sich die Anwesenden auf den kleinen Sänger fokussieren. Die besten Momente sind die, in denen das Quintett komplett auf der Bühne steht und Songs wie 'These Days, I Have Nothing', 'All Of This Has To End' oder 'Look Alive' zum Besten gibt. Einzig 'Confessions' sorgt für den einen oder anderen Gähnanfall des ALEXISONFIRE-Doppelgänger-Gigs. WE ARE THE OCEAN geben einen guten, allerdings nicht perfekten Einstand auf ihrer ersten Europatour.
Nach einer erstaunlich kurzen Pause stehen schon HAWTHORNE HEIGHTS auf der Bühne und eröffnen mit 'Saying Sorry' von "If Only You Were Lonely". Weiter geht es mit der musikalischen Zeitreise in die Jahre 2004 und 2006 mit dem intensiven 'Desolve And Decay' vom Debütalbum.
Die Band wirkt ziemlich sympathisch, und gerade deshalb ist es irgendwie traurig, HAWTHORNE HEIGHTS vor nur 120 Fans zu sehen. Aber die fetten Jahre sind nunmal vorbei, was man auch sieht. Die Jungs stehen zwar nicht in Lumpen auf der Bühne, aber die Anzüge der ersten beiden Alben tragen sie nicht mehr.
Die Band ist überraschend gut und macht unter den Anwesenden Stimmung. Man bietet all die alten Songs, die man hören will, und auch neues Material vom aktuellen Album "Skeletons" wie den mit Inbrunst vorgetragenen Opener 'Bring You Back' oder 'Nervous Breakdown'. Leider spielt man nicht das Albumhighlight 'Unforgivable' oder auch nur einen einzigen Track von "Fragile Future". 'Rescue Me' oder 'Somewhere In Between' wären sicherlich live sehr gut angekommen.
Nach dem Doppelpack 'Ohio Is For Lovers' und 'Niki FM' ist nach fünfzig kurzweiligen Minuten leider schon Schluss. Zwei, drei Songs mehr hätten zwar nicht geschadet, dennoch war es schön, HAWTHORNE HEIGHTS endlich mal live erleben zu können und die Songs zu hören, die ich mit 15, 16 entdeckt habe.
- Redakteur:
- Sebastian Berning