HEIMATAERDE - Limburg

30.11.2016 | 07:28

25.11.2016, Rockarena

Wohnzimmeratmosphäre bei den Templern.

Die Rockarena in Limburg rühmt sich für gewöhnlich nicht der Tatsache, mit Konzerten für die Schwarze Szene Aufsehen zu erregen. Umso überraschender der Auftritt von HEIMATAERDE in der Domstadt am Freitag, den 25. November, bei dem die untoten Tempelritter vor (leider) äußerst geringer Mannstärke spielen...

Gut dreißig bis fünfzig Zuschauer haben sich zum Beginn des Konzertes von HEIMATAERDE um 22 Uhr in der Rockarena eingefunden. Auf mangelndes Interesse der Limburger an der Medieval-Techno-Band sollte man dies allerdings nicht zurückführen, herrschte doch noch am Morgen der Veranstaltung noch große Verwirrung, wann der Gig denn eigentlich anfangen sollte... Nichtsdestotrotz verstehen die Templer es von Anfang an, eine solide Performance auf die kleine Bühne zu legen und machen aus der Not einfach eine Tugend: Mit viel Charme und Humor verbreitet HEIMATAERDE eine fast schon familiäre Atmosphäre unter den Gekommenen und beweist mit der Show in Limburg, dass es kein riesiges Massenpublikum braucht, um ordentlich Stimmung zu machen.

Eröffnet wird die Show mit dem Opener 'Ein Flammenmeer', dessen erhabene Klänge anschließend in 'Aerdenbrand', das titelgebende Stück des neuen Albums, übergehen. Damit gibt HEIMATAERDE von Anfang an das Motto des Abends vor: Es darf gefeiert werden! Meine anfänglichen Bedenken, dass die Bühne in der Rockarena die Show von HEIMATAERDE wesentlich limitieren könnte, zerstreuen sich dabei schnell. So bieten die Templer, ausgestattet mit ihren Requisiten gewohnt viel Action. Ob Schild, Schwert oder auch Hackebeil - HEIMATAERDE ist in voller Rüstung angereist und trifft in Limburg auf ein Publikum, dass vor allem eins will: Spaß haben! Berührungsängste sind hier übrigens fehl am Platz. So verbrachte die Autorin den nächsten Morgen erst einmal damit, das Kunstblut aus den Haaren und von der Kamera zu entfernen. Trotz der beeindruckenden, gewohnt morbid-fantasievollen Choreographie von HEIMATAERDE überraschen die vier Musiker in Unterbesetzung (Bruder Ignatius fehlte aufgrund von Syphilis, wie Ashlar von Megalon verkündete) mich vor allem musikalisch.

Denn auf Platte ganz nett, entfaltet "Aerdenbrand" sein eigentliches Potential erst auf der Bühne. Alle vier Mitglieder von HEIMATAERDE zeigen in der Rockarena eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz und beweisen, dass sich die Bruderschaft technisch wie kompositorisch hinter Szenegrößen des Dark Electro nicht zu verstecken braucht. Zwar hat es schon einen leicht morbiden Charme, als das Publikum noch vor dem Einsetzen der Musik vollkommen enthusiastisch 'Hick, Hack, Hick, Hack, Hackebeil - ich will dich tot seh'n' skandiert, doch zeigt dies auch nur, dass HEIMATAERDE mit den neuen Stücken alles richtig gemacht hat. Ohnehin stand der Abend klar im Zeichen des neuen Silberlings, der im September erschienen ist. Zwischen dem eröffnenden 'Aerdenbrand' und dem letzten Titel des eigentlichen Sets 'Hick, Hack, Hackebeil' präsentieren die Templer ihren Zuschauern mit 'Hoch Hinaus' und 'Die Erde verdreht sich' meiner Meinung nach das Best-Of von "Aerdenbrand". Die anschließende Großzugabe gebührt jedoch den älteren Werken von HEIMATAERDE. Fast zehn Jahre alt, fügt sich 'Morituri Salutant' nahtlos ins Set ein, genauso wie die nachfolgenden 'Gotteskrieger' und 'Bruderschaft'. Einen Nerv trifft die Band noch einmal mit 'Mörder', welches die Limburger kurz vor Ende des Konzerts noch einmal zum gemeinschaftlichen Eskalieren anregt.

Neben der Show nehmen sich Ashlar, Jacques, In Hoc Signo und Ansgar jede Menge Zeit für die Zuschauer vor der Bühne. Vom gemeinsamen Beten des Pater Noster auf den Knien bis hin zum spontanen Selfie am Bühnenrand lebt der Abend von Anfang an von der Interaktion der Templer mit dem Publikum. Dieses erweist sich als ausgesprochen dankbar und begeisterungsfähig und geht bei sämtlichen Aufforderungen und Liedern der Templer ohne Wenn und Aber mit. Dazu zählt auch der Running Gag des Abends, den die Limburger bis zum Schluss immer wieder anstimmen: 'Düp Düp Düp Düdüp Düp Düp' aus 'I like It Loud' von SCOOTER. Als Resümee für mich bleibt für mich an diesem Abend jedoch vor allem eins:  HEIMATAERDE beweist ziemlich eindrücklich, dass das neue Album "Aerdenbrand" livetauglich ist. Dennoch verspricht es spannend zu werden, wenn Songs wie 'Hick, Hack, Hackebeil' oder 'Hoch hinaus' im kommenden Jahr auf das Festival-Publikum losgelassen werden. Ich freue mich schon darauf!

Redakteur:
Leoni Dowidat

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