HELL OVER HAMMABURG 2019 - Hamburg
13.03.2019 | 14:3401.03.2019, Markthalle
Zweitätiges Hallenfestival mit dunkelbunter Ausrichtung.
TYRANEX
Eröffnet wird der Reigen in diesem Jahr von einer lupenreinen Thrashband, was mir natürlich sehr entgegen kommt. So kann ich mit dem ersten Duckstein bewaffnet entspannt ins Wochenende gleiten und werde gleich zu Beginn von Klängen beschallt, die mich glücklich stimmen. TYRANEX, die Band um Sängerin/Gitarristin Linnea Landstedt, die Eingeweihte sicherlich auch von ICE AGE her kennen werden, geht sofort in die Vollen. Unterstützt von einem sehr guten Klang serviert uns das Quartett wieselflinken Thrash der alten Schule und macht dabei eine mehr als tolle Figur. Spätestens beim grantigen 'Death Roll' hat man die bereits gut gefüllte Halle am Haken und so sieht man überall fliegende Matten und gereckte Fäuste. Damit hat sicherlich auch die Band selbst nicht gerechnet und so scheint sie mit noch mehr Intensität als gewohnt zu agieren. Als Bassistin Majsan Lindberg dann auch noch ein feines Bass-Solo auspackt, steht die Halle mal eben ein erstes Mal ein bisschen Kopf. So vergehen die Minuten wie im Flug und als man nach dem fulminanten Doppelschlag 'Tormentor'/'Blade Of The Sacrificer' von der Bühne geht, kann man es gar nicht glauben, dass der Spuk damit bereits zu Ende sein soll. Ich denke, die Band hat sich mit diesem sehr souveränen Auftritt etliche neue Fans erspielt, denn wer so motiviert und ansteckend aufspielt, kann hier nicht verlieren. Großartiger Auftakt!
Setliste: Fight Them Back; Invasion Of Evil; Death Roll; Unable To Tame; Witches Gathering; Into Darkness; The Curse; Berget; Tormentor; Blade Of The Sacrificer
FAUSTCOVEN
Nach dem erstklassigen Set der Thrash-Damen und -Herren folgt mit FAUSTCOVEN eine erste Band aus dem dunklen Lager. Die Norweger bieten eine ziemlich abgefahrene Mischung aus Black Metal und Doom. Ich hatte eine deutlicher höhere Krawallrate in der Musik von FAUSTCOVEN erwartet und bin daher erstmal positiv überrascht. Nach etwas längerer Spielzeit ermüdet mich allerdings das teils sehr sperrige Songmaterial und da die Band auch optisch nur einen leichten Kauz-Faktor rüber bringen kann, verziehe ich mich nach einer halben Stunde ins Voyer.
Setliste: Hellfire And Funeral Bells; Barbarian Assault; Oldschool War; Sign Of Satanic Victory;Castle Of The Tyrant; When The Wolves Howl For Blood; Curse Of The Voodoo Priest ; Marching In The Shadow; Under The Pagan Hammer
WYTCH HAZEL
Ganz anders dann natürlich WYTCH HAZEL, die ich bereits auf dem Keep It True-Festival bestaunen durfte. Damals war man ohne Bassist Neil Corkery am Start. Dieses Mal ist das Gepäck der Band auf dem Flug nach Deutschland abhandengekommen, was bedeutet, dass man auf komplett geliehenem Equipment spielt. Irgendwie scheint immer etwas der Wurm drin zu sein, wenn man die deutschen Fans verwöhnen möchte. Dieses Manko scheint die Band aber nicht im Geringsten zu stören, denn vom eröffnenden 'The Devil Is Here' bis zum finalen 'We Will Be Strong' feuert man einen Knaller nach dem anderen ab. Dabei scheint es die Musiker sogar noch anzustacheln, dass sie mit ihren weißen Outfits auch optisch ziemlich deutlich aus dem Rahmen des Festivals fallen. So enthusiastisch habe ich sie beim besagten KIT-Festival auf jeden Fall nicht erlebt. Genau diese Spielfreude ist es dann auch, die alle Anwesenden ansteckt, was dazu führt, dass einige hundert Musikbegeisterte WYTCH HAZEL nach allen Regeln der Kunst abfeiern. Als besonderes Schmankerl ist natürlich wieder Drummer Jack Spencer zu nennen, dem man sein Handicap niemals anhört. Der erneut tolle Sound in der Halle gibt allen Instrumenten den nötigen Freiraum und so sind sich hinterher alle einig, hier ein echtes Highlight gesehen zu haben. Toll!
Setliste: The Devil Is Here; Freedom Battle; Still We Fight; Save My Life; See My Demons; Slaves To Righteousness; Wytch Hazel; We Will Be Strong
ESSENZ
Kontrastreicher könnte es nach dem weißen Auftritt von WYTCH HAZEL kaum weiter gehen, denn die Kollegen von ESSENZ aus Berlin machen keine Gefangenen. Ihr gnadenloser Black Metal überfordert mich von Beginn an. Die in blutrotes Licht getauchte Bühne bietet diesem infernalischen Gemetzel aber genau die richtige Atmosphäre, so dass das Gesamtpaket seine Wirkung beim Zielpublikum nicht verfehlt. Ich ziehe meinen Hut vor Bassist/Sänger G.ST, der trotz schmerzhafter Verletzung an der Ferse auf einem Barhocker sitzend souverän den Set runter zockt. Dieser Umstand ändert aber auch nichts daran, dass sich meine Ohren nach einigen Minuten nach anderen Klangwelten sehnen und ich mich somit als Labertasche betätige.
PROFESSOR BLACK
Kein Höllenfest an der Waterkant ohne den schwarzen Chris. Dieses Mal mit seiner Akademiker-Truppe am Start, bietet er uns ein buntes Potpourri aus seinem gesamten Schaffen. Aus seinem gesamten Schaffen? Nicht ganz, denn von PHARAOH bekommen wir leider nichts serviert. Dafür gibt es neben einigen Nummern aus dem PROFESSOR BLACK-Fundus etliche Stücke von DAWNBRINGER. Sehr schön. Als Chris dann zuerst 'Sun God VI' Mark Shelton und im direkten Anschluss daran 'North By North' Quorthon widmet, ist die Stimmung in der Halle beinahe ein bisschen schwermütig. Da kommt der Smash Hit 'Old Wizard' ganz passend, denn hier singen fast alle mit. Nach 'There And Back' ist erstmal Schluss, aber als die Musiker in weißen Hosen auf die Bühne zurückkehren, ist klar, was folgen wird. 'High Spirits' und 'You Make Love Impossible' lassen die Meute noch einmal so richtig hoch kochen, wobei es in diesem Jahr nicht an die Stimmungsexplosion vom HIGH-SPIRIT-Auftritt heran kommt. Vielleicht sollte Mister Black lieber ein neues PHARAOH-Album fertig stellen und damit mal auf Tour kommen, anstatt andauernd neue Baustellen zu beackern. Genug genörgelt. Das war ein guter Auftritt, von dem ich mir halt ein bisschen mehr erhofft hatte.
Setliste: Gathering Stone; So Much For Sleep; Sun God III; In The Fire And The Rain; Sun God VI;North By North; Hands Of Death; Old Wizard; Sun God I; There And Back; High Spirits; You Make Love Impossible
MGLA
Die finale Schlacht des Freitages schlagen die vier Kapuzen-Metaller MGLA, die in der Black-Metal-Szene abgefeiert werden wie die neuen Könige. Wie schon bei ihrem letzten Auftritt auf dieser Festivität, versuche ich erneut, mich in die Atmosphäre der Musik hinein zu versetzen. Was mir beim letzten Mal in diesem Hallen gelungen ist, will sich dieses Mal für mich nicht reproduzieren lassen. Natürlich ist das eine perfekt aufeinander eingespielte Black-Metal-Maschine, die in Sache Präzision einen Großteil ihrer Mitstreiter auf die Plätze verweist, und ebenso natürlich gibt es in ihrem extrem wuchtigen Soundwall auch Melodien zu entdecken, aber am heutigen Freitag und nach so viel Musik bin ich einfach nicht mehr aufnahmebereit für diese Erfahrung. Obendrein ermüdet mich auch die Optik, die ja eigentlich die musikalische Atmosphäre unterstreichen soll. Aber dieser Kapuzen-Kult erschließt sich mir nicht. Muss er auch nicht, denn ein Großteil der Anwesenden ist bereits nach wenigen Minuten in einer anderen Welt. Anders kann ich mir die proppevolle Halle, in der fast jeder Körper rhythmisch zuckt, nicht erklären. Wahrscheinlich bin ich einfach zu alt oder zu dusselig für diese Musik. Nicht schlimm, soll ja ausreichend andere Musik geben. Der Auftritt wird auf jeden Fall zu einen Triumphzug für MGLA, denn auch nach dem Konzert sehe und höre ich überall nur komplette Begeisterung. Alles richtig gemacht!
Setliste: Excercise In Futility I; Excercise In Futility IV; Mdłości II; With Heart Towards None II; Groza II; With Hearts Towards None VII; Excercise In Futility VI, Excercise In Futility V
- Redakteur:
- Holger Andrae