HELMET - Köln

08.08.2025 | 15:02

07.08.2025, Gebäude 9

Vollbedienung des NYC-Groove-Monsters!

Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie eine der Lieblingsbands eurer Lieblingsband im Nu-Metal-Sektor heißt, die selbst aber nie den ganz großen Durchbruch im Mainstream geschafft hat? Nun, ich würde behaupten, dass die Antworten in vielen Fällen HELMET lauten würde, denn die simplen, großartigen und brutal groovenden Riffs von Page Hamilton lassen sich in der DNA von Bands wie KORN, DEFTONES oder sogar SEPULTURA und später SOULFLY nachweisen.

Ich persönlich habe den Vierer aus New York City leider noch nie auf der Bühne erleben dürfen, weshalb es an diesem lauen Sommerabend im Kölner Gebäude 9 höchste Zeit ist, diese Lücke zu schließen.

Dabei heißt es heute Abend pünktlich sein, denn passend zum unaufgeregten und schlichten Auftreten, das schon immer ein Markenzeichen der Band war, wird auf einen Anheizer verzichtet, sodass bei Ankunft um 20 Uhr bereits das komplette Equipment der Amerikaner aufgebaut ist.

Eine halbe Stunde müssen die Anwesenden allerdings noch auf den Beginn warten, was mir die Gelegenheit verschafft, noch einmal beim Merch-Tisch vorbeizuschauen und das Angebot unter die Lupe zu nehmen. Auch hier erlebt man als Fan schnell eine positive Überraschung, denn ein Shirt für 25€, eine Cap für 20€ sowie ein Vinyl-Boxset für 30€, das sind schon sehr humane Preise in heutigen Zeiten, wo man normalerweise für ein Tourshirt schon locker einmal 50 Tacken berappen muss. Doch jetzt erst einmal zurück in die Halle, die leider zum Beginn nur gut zur Hälfte gefüllt ist, denn dort werden bereits die Instrumente zum letzten Mal gecheckt, womit sich der Beginn der Show nun endgültig ankündigt.

Um Punkt 20:30 Uhr betritt der Vierer dann auch die Bühne und wirft sich sofort mit Wucht in den Opener 'Swallowing Everything' vom 2006er Langspieler "Monochrome". Mit ihren Stakkato-Riffs gibt die Nummer den Musikern dabei direkt die Gelegenheit zu zeigen, dass HELMET den Ruf einer der präzisesten Bands der Welt völlig zu Recht genießt.

Die Perfektion mit der sich Page, Basser Dave Case und Gitarrist Dan Beeman nämlich durch die Riffs der Nummer wuchten, ist schon eine wahre Demonstration von musikalischen Qualitäten. Ebenfalls darf auch Schlagzeuger Kyle Stevenson nicht unerwähnt bleiben, der sein Kit mit einer solchen Wucht bedient, dass einem der Sound von Snare, Toms und Bassdrum auch in den hinteren Reihen noch durch Mark und Bein geht. Das gilt übrigens auch für die Tieftöner-Arbeit von Dave, der einen unfassbar druckvollen Sound am Start hat und zum Riff-Gewitter das dringend benötigte Bass-Fundament liefert. 

Ausgestattet mit diesen handwerklichen Qualitäten wuchtet sich die Band in der Folge mit viel Spielfreude quer durch die eigene Diskografie. Dabei erhält sogar das Debüt "Strap It On" dank 'Blacktop' und 'Repetiton' ein wenig wohlverdiente Liebe. Am meisten versetzen aber natürlich die Gassenhauer von den beiden Erfolgsalben "Betty" und "Meantime" das Publikum in Bewegung, weshalb es auch nicht verwundert, dass beide Langspieler den Großteil des heutigen Sets stellen dürfen.

Überraschender ist da schon, dass Page Hamilton sich in einer seiner wenigen, aber unheimlich symphatischen Ansagen in gebrochenem Deutsch als Fan der Mundart-Band B.A.P. bekennt, die er dank unterschiedlicher Spieltage auf dem Wacken Open Air wenige Tage vor der heutigen Show leider verpasste. Heraushören kann man die Liebe zum poppigen Schunkelrock der Kölner in der Musik HELMETs aber glücklicherweise nicht, denn vom Vierer werden uns weiterhin messerscharfe und unverschämt groovende Riffs als Dauerfeuer um die Ohren gepfeffert. 

Die perfekt geölte Maschine auf der Bühne kann dann auch nur von einem kleinen technischen Problem kurz ins Stottern gebracht werden, denn Daves Bass-Amp spielt plötzlich für einen halben Song nicht mehr mit. Page nutzt die erzwungene Pause, um kurz die Band vorzustellen und nach kurzem Eingreifen des Roadies kann es mit der bunten Alternative-Metal-Abfahrt weitergehen, wobei gerade 'Wilma's Rainbow', 'Better' und 'Unsung' am Ende des regulären Sets den größten Applaus ernten.

Schluss ist damit aber natürlich noch nicht, denn auch wenn das Gebäude 9 nicht ausverkauft ist, ist die Stimmung blendend und die Rufe nach einer Zugabe laut.

Also geht es mit 'Give It' und 'Ironhead' mit krachendem Groove in die verdiente Verlängerung, bevor der Überhit 'In The Meantime' den großartigen Auftritt der Amerikaner schlussendlich mit einem letzten Groove-Volltreffer in die Magengrube beendet.

Setliste HELMET: Swallowing Everything; Repetition; (High) Visibility; Bad News; So Long; Speechless; Pariah; Blacktop; It's Easy To Get Bored; Milquetoast; NYC Tough Guy; Exactly What You Wanted; Holiday; Pure; Dislocated; Better; Unsung; See You Dead; Wilma's Rainbow; Zugaben: Give It; Ironhead; In The Meantime

Gut durchgerüttelt und mit leichten Nackenschmerzen trete ich danach in dem Bewusstsein den Heimweg an, hier heute Abend eine der tightesten Livebands überhaupt gesehen zu haben. Ja, so macht groovender Metal jede Menge Spaß und ich kann euch nur empfehlen, den nächsten Tourstop der Neunziger-Ikonen in eurer Nähe wahrzunehmen. Glaubt mir, eure Nackenmuskeln werden es euch danken.

Redakteur:
Tobias Dahs

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