Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen
22.09.2005 | 23:2309.07.2005,
Das HEADBANGERS OPEN AIR ist in den letzten Jahren zu einer festen Institution in der Metal-Gemeinde geworden und hebt sich in einer Zeit, in der immer mehr Open Airs erfunden werden, durch extrem zivile Preise, eine superfamiliäre Atmosphäre und natürlich durch ein exklusives Line-Up vom Gros der Mitstreiter ab. Trotz zunehmender Ticketnachfrage wird hier nicht unnötig an der Preisschraube gedreht. Lediglich ein vergrößertes Camping-Areal gibt Zeugnis vom positiven Zuspruch seitens der Fans.
Wenden wir uns dem eigentlichen Geschehen zu: der Musik. Eröffnet wurde der Reigen in diesem Jahr von den Gewinnern des Bands Battle: MITHRIL aus Kiel. Die sympathischen Jungspunde ballerten am frühen Freitagnachmittag ordentliche Schübe Speed aus der Scheune, die wie immer als Bühne fungierte. Wenn in der Programmbeilage auch die Rede von Doom- und Thrasheinflüssen war, so klang das gebotene Material doch eher nach frühen METALLICA. Sicherlich keine schlechte Referenz. Den meisten Anwesenden gefiel das Material der sehr agil auftretenden Band recht gut, nutzten aber doch die Gunst der frühen Stunde für ein paar lecker Bier mit Fleischeinlage und ordentlichem Smalltalk.
Playlist:
Dare The Heavens
Weeds
Island
Necropolis
The Calling
Bridge In Ruin
Nothing Almighty
Almost The Same
Among The Living
The Tower
Weiter im Text ging es dann mit den ersten Exoten des Billings: MAVERICK aus dem Land der aufgehenden Sonne, die die japanische Tradition von SOLITUDE und GORGON aus den vorherigen Jahren fortsetzten. Der Vierer servierte melodischen Heavy Metal mit teils thrashigen Einschüben und vermochte nicht nur bei mir ein paar Grinser in die Backen zu meißeln. Die Kommunikation mit dem Publikum vermochte nämlich nicht so recht zu klappen. Kein Wunder, wenn die Vier kein Wörtchen Englisch können und selbst die Aufforderung zum Mitsingen von kurzen Refrains verursachte einiges Kopfzerbrechen. Nichts desto Trotz kam die Mucke, die in sanfteren Momenten an SAXON erinnerte, mit erstaunlich gutem Gesang - normalerweise stehe ich nicht auf japanische Sänger - souverän 'rüber und machte mächtig Spaß. Wie im Übrigen auch die Bandshirts, die mit quietschrosafarbenen Lettern den Aufdruck 'I Love HM' propagierten. Geschmack ist bekanntlich Ansichtssache.
Playlist:
Black Leather Man
Hammer Blood
Gone Are The Days
Cry For The Answer
Let There Be Light
Unfolds The Way
Son Of Wonder
Endless Smile
Für mich folgte nun eine kleine Pause, die mit Nahrungsaufnahme (lecker Nacken im Brot für schlappe 2,50€) und der Verhaftung diverser Tonträger an den obligaten Ständen sinnvoll genutzt wurde. Im Hintergrund untermalten zuerst die Kängurus BLACK MAJESTY den idyllischen Bauernhof, danach die griechischen Power-Metaller von INNER WISH. Da das Gelände sehr überschaubar ist und man so die Mucke überall gut mitbekommt, habe ich mir beide Kapellen nur im Vorbeigehen angeschaut. Da aber noch weitaus interessantere Truppen folgen würden und ich einen Brieffreund getroffen hatte, mit dem vor über 15 Jahren intensiv Tapes getauscht habe, wurde die Zeit mit Sabbeln verbracht.
Mit den Italienern NECRODEATH betrat nun ein echtes Urgestein die Scheunenbretter. Auch wenn ich niemals wirklich Fan der Kapelle gewesen bin, kann ich ein gesteigertes Interesse anno 2005 nicht von der Hand weisen. Zu Recht, wie sich bereits nach wenigen Minuten herauskristallisieren sollte. Das Quartett um den hageren Hünen hinter dem Mikro rumpelte sich bereits beim ersten Track spielfreudig in die Herzen der zahlreichen Zuschauer, die die Truppe von Beginn an wie verlorene Söhne abfeierten.
Sichtlich überrascht von dieser Reaktion prügelte sich der Vierer in einen wahren Rausch und zelebrierte schlussendlich mit 'Countess Bathory' von VENOM eine hundertfach mit gegröhlte Thrashorgie. Überraschungssieg!
Playlist:
Mater Tenebrarum
Perseverance Pays
Process...
The Creature
South/Internal Decay
Countess Bathory
Red As Blood
At The Roots Of Evil
Mountains Of Madness/Hate And Scorn
Last Tons Of Hate
Nach dieser heftigen Einlage brauchte mein Körper erstmal eine nahrhafte Stärkung in Form einer Gerstenkaltschale. Mit ebenjener bewaffnet, konnte es entspannt mit einer der Bands weitergehen, auf die ich sehr gespannt war. Die HWOBHM-Legende WEAPON, von der ich bis dato lediglich zwei Songs kannte. Und mit einem der beiden - namentlich 'Set The Stage Alight' - legte das Quartett auch sofort los.
Auch wenn die vier Herren nicht gerade wie das blühende Leben aussahen, verbreiteten sie dennoch mit ihrer Spielfreude überall gute Laune. Sänger Danny Hynes überzeugte mit einer erstklassigen Leistung und den drei anderen Musikern merkte man einfach die Erfahrung an. Völlig souverän verstanden sie es, auch das jüngere Publikum zu begeistern und konnten somit an den Erfolg von FIST im Vorjahr anknüpfen.
Kein Wunder bei Hämmern wie 'Killer Isticnt'oder dem damaligen Kerrang-Chartbreaker (Ja, das Magazin hat früher noch über HM geschrieben. Ich besitze noch Beweismaterial) 'Mad Mad World'.
Ich für meinen Teil war sehr angetan und damit gut eingestimmt für eine meiner Hoffnungsträger dieser Dekade: RAVENTHORN.
Playlist:
Set The Stage Alight
Liar
Take That Bottle Away
Midnight Satisfaction
One Night Stand
Olivia
Light Of The World
Mad Mad World
Killer Instinct
Remote Control
Bad Love
Hatten mich beide Scheiben von RAVENTHORN schon mächtig begeistern können, so wurden bereits beim markerschütternden Opener 'Chants Of The Soulless' alle Zweifel ob der Livequalitäten weggeblasen. Frontmann Bill Jannusch wirbelte diabolisch und böse geschminkt über die Bretter und intonierte die höchsten Höhen mit einer unglaublichen Treffsicherheit, so dass viele Anwesende völlig entfesselt reagierten. Dazu der abwechslungsreiche Sound, der weder vor thrashigen Passagen noch ruhigen Momenten Halt macht, und alles war wie es sein sollte. Spätestens beim Nackenbrecher 'Possessed By Evil' war es um die komplette Meute vor der Bühne geschehen: Ekstatisches Headbangen, wohin das Auge reichte. Und vorne war eine Band von der Kette gelassen worden, die absolut keine Gefangenen machen wollte. Selbst während der häufigen Soloeinlagen entstanden keine Soundlöcher, da die Rhythmussektion unaufhaltsam fetteste Schübe in die Menge pumpte. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie gut RAVENTHORN erst bei einer Headliner-Show mit richtigem Bühnenbild werden können!
Playlist:
Chants Of The Soulless
Lord Of Chaos
Gates Of Hell
Buried In The Basement
Lust For A Vampire
Farewell Misery
Guitar Solo
The Ring
Possessed By Evil
Bloodthirst Of Dracula
House Of The Damned
- Redakteur:
- Holger Andrae