Headbangers Open Air - Brande-Hörnerkirchen

11.08.2013 | 21:21

25.07.2013, Garten

HOA Festival 2013

 

Den munteren Reigen am Freitag eröffnen die Kanadier von AXXION, in deren Reihen die ehemaligen SKULL FIST Mitglieder Alison Thunderland und Sir Shred trommeln, respektive gitarrieren. Deren Trennung von ihrer alten Band hatte vor zwei Jahren die Absage von SKULL FIST auf dem damaligen Headbangers Open Air zur Folge und so hoffe ich heute auf akustische Wiedergutmachung durch einen starken Auftritt. Musikalisch geht es ziemlich genau in die gleiche Richtung wie bei der alten Band der beiden und so wird man pünktlich zum Mittagsbier mit speedigem Heavy Metal mit hohem Gesang und eingängigen Chören begrüßt. Das passt natürlich prima zu schönem Wetter und kühlem Getränk und so werden Songs wie 'Stallion' oder 'Ride Of The Chariots' bereits ordentlich abgefeiert. Die Band kann den positiven Eindruck des kürzlich erschienenen Debütalbums auch auf der Bühne untermauern und vieles wirkt live noch einen Zacken energischer und kraftvoller als auf Platte. Die Musiker sind sehr gut eingespielt und gerade im Gesangsbereich ist man den ehemaligen Mitstreitern deutlich überlegen. Im Verlauf des Auftritts wird fast das gesamte Album zum Besten gegeben, sowie ein Song von der vorausgegangenen EP, wobei man taktisch klug auf den ruhigsten Song von "Wild Racer" verzichtet. Um diese Uhrzeit steht dem Publikum der Sinn eher nach flotter Partymusik und die kann AXXION von Anfang bis Ende liefern. Da auch der Ohrwurm 'Hard Rockin' gespielt wird, bin ich glücklich und, den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, mit dieser Einschätzung auch nicht alleine. Der Auftritt der Kanadier ist also ein rundum toller Einstieg in den zweiten Tag.

[Raphael Päbst]

 

Bereits am Outfit der Musiker, die nun ihren Soundcheck durchführen, kann man erkennen, was die Zuschauer als nächstes erwartet: Thrash aus Italien, der klingt, als käme er direkt aus den USA der Achtziger. GAME OVER spielt einen Sound, der ziemlich genau das Mittel der verschiedenen Spielarten dieser Musik darstellt. So wird man im Verlaufe des kurzweiligen Auftritts mit melodischeren, im Speed Metal wildernden Nummern wie 'Bleeding Green' unterhalten, die eher an OVERKILL erinnern, bekommt leicht Vertrackteres der Marke 'Abyss Of A Needle' geboten, was auch gut zu den melodischeren TESTAMENT passen würde, und bekommt mit dem knapp dreißigsekündigen 'N.S.A.' einen Lärmausbruch der Marke NUCLEAR ASSAULT vorgesetzt. Letzteres wird humorvoll als DREAM THEATER Cover angekündigt und beschäftigt sich nicht mit dem großen Bruder aller Überwachungsdienste, sondern mit der titelgebenden Nuclear Shark Attack. Gute Laune verbreitet die Band auch mit dem thematisch perfekt zum Festival passenden 'Overgrill' und den Horror-Huldigungen 'Dawn Of The Dead' und 'Mountains Of Madness'. Das alles wird von einer extrem motivierten und super eingespielten Band vorgetragen, der man den Hunger und die Begeisterung bei jeder Note anhört. Diese starke Performance leidet auch keineswegs unter der Bewegungsfreude der Musiker, die trotz der enormen Hitze kaum still stehen. Zur immer noch recht frühen Stunde haben sich vor allem Unterstützer aus der Heimat der Band vor die Bühne verirrt, welche die Band ordentlich abfeiern und zahlreiche Kommunikationsversuche in ihrer Muttersprache unternehmen. Ich bange und feiere ebenfalls den gesamten Auftritt durch in der ersten Reihe und bin dankbar dafür, dass es über dem vorderen Bühnenbereich ein Dach gibt, das wenigstens ein wenig Schutz vor der Sonne bietet. So verlasse ich nach knapp 45 Minuten glücklich den Ort des Geschehens und ärgere mich nur im Nachhinein, dass ich es verpasse, der Band auch durch einen T-Shirt-Kauf noch meine Unterstützung zuteil werden zu lassen. Da auch der vorgestellte neue Song super ins Bild passt, gehen alle Daumen für GAME OVER steil nach oben und es bleibt zu hoffen, dass die Truppe es geschafft hat, trotz ihrer geringen Bekanntheit in unseren Breiten einige neue Fans zu gewinnen, denn verdient hat sie es mit diesem Auftritt auf jeden Fall.

Setlist: Mountains Of Madness, Abyss Of A Needle, Tupa Tupa Or Die, Eyes Of The Mad Gardener, Overgrill (El Grillador Loco), N.S.A., Bleeding Green, Another Dose Of Thrash, Evil Clutch, Dawn Of The Dead,Finale

[Raphael Päbst]

Da Frank kürzlich die interessante These aufstellte, dass Bands mit "King" im Namen grundsätzlich im progressiven Fahrwasser unterwegs sind, bereite ich mich im Vorfeld des Auftritts von KING LEORIC mental auf krumme Takte und einen Faustfaktor von etwa -1 vor. Glücklicherweise konnte diese hübsch ausgedachte These als ausgemachter Blödsinn entlarvt werden, denn die Wolfenbütteler überzeugen mit typisch teutonisch stampfendem Heavy Metal und anwesendem Faustfaktor. [Erstens, werter Kollege, widerlegt man mit Hilfe einer einzigen Band noch lange keine wohl ausgedachte These, sondern merkt erstmal nur leise Zweifel an; und zweitens: Na, warte, Bürschchen, "ausgemachter Blödsinn"? Das kostet ein Bier! - Frank Jaeger] Leider ist nur in den ersten Reihen Bewegung im Publikum, die restlichen Interessierten heben sich angesichts der Hitze ihre Kräfte für später auf. Eventuell sind sie aber auch nur vom Lobgesang auf den Jägermeister irritiert, den Bassist und Sänger Jens Wunder abhält. Oder aber vom Eintracht-Braunschweig-Aufkleber, der seinen Bass ziert. Man weiß es nicht... [Ja, auch optisch ein Genuss, die Herren aus dem Mast-Land, das muss man festhalten (Bilder gibt es in der Galerie). Und mächtig Spaß in den Backen hatten sie auch, wenn es auch gelegentlich ein bisschen arg kitschig war, aber das ist ja so gewollt, denn wie sie selbst sagen: "We may not be the best Band in the world... - but we are definitely the lustigste..." Liegt sicher am Hörnerwhiskey. - Frank Jaeger]

Setlist: King Leoric Is Rising, Cry In The Night, Masster Of The Kings, Lingua Regis, Lost Words, Guardians Of The King, Warriors Tune, Gods Of Heavy Metal

[Arne Boewig]

 

Nach KING LEORIC, der aufgrund des besagten Eintracht-Braunschweig-Aufklebers völlig objektiv besten und geschmackssichersten Band des Festivals, dürfen die Portugiesen von MIDNIGHT PRIEST ran. Anfangs ist das einfach ganz solide, aber mit dem Opener und Titelsong ihres ersten Albums 'Rainha De Magia Negra' wird deutlich, dass sich die Herren doch ganz schön an die Vorbilder von der Insel anlehnen: IRON MAIDEN stand mehr als einmal Pate für die Kompositionen, zum Beispiel bei 'Cidade Fantasma', wer da die Briten nicht heraushört, hat komische Ohren. Dummerweise klingt das Riff des Songs ganz verdächtig nach einem bekannten Maiden-Stück, so sehr, dass man es schon plagiiert nennen muss. Man könnte also behaupten, dass die Band die Eisernen Jungfrauen mit etwas ACCEPT gekreuzt hat und daraus ihre beiden Alben zusammengestellt hätten. Könnte man, wenn man bösartig wäre. Wenn man das nicht ist, kann man auch einfach den Auftritt unvoreingenommen genießen und feststellen, dass zumindest mal der Sänger mit dem wenig originellen Pseudonym "The Priest" bei weitem nicht auf der Höhe auch nur irgendeines Sängers seiner großen Vorbilder agiert. Aber auch die Instrumentalfraktion spielt gerne mal unsauber und gibt dem Ganzen einen leichten Punk-Anstrich. Da die Jungs aber authentisch auftreten und offensichtlich selbst viel Spaß haben, kann man über das alles großzügig hinwegsehen. Zumal MIDNIGHT PRIEST auch gar keinen Hehl macht aus der gelebten Vorliebe und trotz relativ knapp bemessener Spielzeit noch ein IRON-MAIDEN-Cover in die Setlist integriert. Natürlich werden die gesanglichen Defizite im direkten Vergleich bei 'Prowler' noch deutlicher. So ist das Fazit also auch nur mittelmäßig. Es ist unoriginell, aber nett. Kein Wunder, dass viele diesen Nachmittag eher zum Ausruhen und Tratschen nutzen.

Setlist: Ferro Em Brasa, Rainha De Magia Negra, Segredo De Família, Deitada Com O Morto, Cidade Fantasma, Prowler (IRON MAIDEN Cover), O Conde

[Frank Jäger]

 

Nun steht mit SCREAMER eine weitere Band aus der Gruppe der jungen Wilden, die den klassischen Metal der Achtziger zelebrieren, auf dem Programm. Die Schweden sind in letzter Zeit viel auf Achse gewesen und haben im Frühjahr ein tolles neues Album veröffentlicht. Dementsprechend gehe ich mit recht hohen Erwartungen in Richtung der vorderen Reihen, um im prallen Sonnenschein dem Auftritt der Band beizuwohnen. Und meine Erwartungen werden voll erfüllt. Eine hochmotivierte, aktive und super eingespielte Band präsentiert sich hier mit ihrem durchweg starken Songmaterial. Ob Kracher wie 'Demon Rider' oder 'Slavegrinder' vom aktuellen Album, die Bandhymne 'Screamer', der Titelsong 'Adrenaline Distraction' oder der Opener 'Can You Hear Me' vom Debüt, hier reiht sich Hit an Hit. Die ausgiebigen Touren haben sich bezahlt gemacht, was man der Bühnenpräsenz der Musiker anmerkt. Im Vergleich zur Tour im Vorprogramm von BULLET letztes Jahr wirkt alles deutlich professioneller, aber keineswegs weniger enthusiastisch. Auch dürften die Touraktivitäten dafür gesorgt haben, dass ein Großteil der Anwesenden bereits mit dem Songmaterial vertraut ist. Das Publikum ist entsprechend begeistert und singt insbesondere bei der Hymne 'Keep On Walking' kräftig mit. Wenn eine junge, hungrige Liveband mit solch starkem Material auf ein so dankbares Publikum wie beim HOA trifft, ist das Ergebnis unausweichlich eine riesige Metal Party mit gereckten Fäusten, fliegenden Haaren und einer Horde an Luftgitarristen. Diesen starken Auftritt beendet die Band mit dem Übersong 'Rock Bottom', der mir auch noch Stunden später nicht aus dem Kopf will. Ein weiterer Spitzenauftritt an diesem, insgesamt bärenstarken Freitag.

Setlist: Adrenaline, No Regrets, Slavegrinder, Can YouHear Me, Keep On Walking, Demon Rider, Screamer, Phoenix, No Sleep, Rock Bottom

[Raphael Päbst]

 

Den absoluten Exotenstatus hat sich in diesem Jahr SKILTRON gesichert, und zwar nicht nur in geographischer Hinsicht (die Band kommt aus Argentinien), sondern auch in musikalischer Hinsicht. Die Truppe spielt Folk Metal in der Tradition von SKYCLAD und schreckt auch vor exzessivem Dudelsack-Einsatz nicht zurück. Damit stellt man einige Besucher sichtbar vor eine Herausforderung, der sie bei der mörderischen Hitze und dem fortgeschrittenen Alkoholkonsum nicht mehr gewachsen sind. Das ist außerordentlich schade, denn die Musik der Band, die sich auch gerne bei den klassischen Vertretern deutscher Metallkunst wie RUNNING WILD bedient, ist eigentlich sehr eingängig und passt bei näherem Hinhören besser zum HOA, als viele Besucher zunächst vermuten würden. Ich freue mich jedenfalls sehr auf den Auftritt der Band und werde mit einer bunten Setlist überrascht, die Songs der gesamten Diskographie enthält und auch einige Lieder des neu erschienenen Albums "The Highland Way" vorstellt, welches pünktlich zum HOA erschienen ist. Die Refrains sind äußerst eingängig und selbst Uneingeweihte können 'On The Trail Of David Ross' oder 'Bagpipes Of War' problemlos mitsingen und abfeiern. Da ist die abschließende Zugabe in Form von 'It's A Long Way To The Top' von AC/DC eigentlich völlig überflüssig und gerät auch wesentlich hüftsteifer als das eigene Material. Dennoch ein gelungener Auftritt, der durchaus mehr Beachtung vom Publikum verdient gehabt hätte.

Setlist: Brosnachadh, Lion Rampant, By Sword and Shield, On the Trail of David Ross, Praying Is Nothing, Hate Dance, , Bass & Guitar Solo, I'm What You Have Done, Bagpipes of War, This Crusade, Stirling Bridge, The Vision of Blind Harry, Encore: Skiltron, It's A Long Way To The Top (AC/DC cover)

[Raphael Päbst]

 

Ich muss ein Geständnis machen: Die Band BLOOD FEAST aus New Jersey hat mich nie sonderlich interessiert. Und das, obwohl gerade in dieser Region offenbar die richtige Dosis Heavy Metal im Grundwasser zu finden war. Ich verweise dezent auf die Band HADES. Als die Band vor einigen Jahren schon einmal in der hiesigen Scheune aufspielte, habe ich mir aus irgendeinem Grund die meiste Zeit dieses Auftrittes mit Gelaber und Fachsimpeleien vertrieben. Und auch in diesem Jahr hat die Band einen schweren Stand bei mir. Die nordisch-tropischen Temperaturen und der leuchtend heiße Stern, der uns von oben mit übermäßiger Wärme versorgt, lassen mich nur bei den absoluten Knallerbands den schattigen Baumplatz in der Nähe der Wasserstelle verlassen. Obendrein interessieren mich auch die Bands drumherum nicht sonderlich. Aber, und das spricht eindeutig für BLOOD FEAST, ich verlasse den Schattenplatz, um mir ein saftige Portion Alte-Schule-Thrash um die Ohren hauen zu lassen. Eine Idee, mit der ich nicht ganz allein da stehe, denn der Platz vor der Bühne ist redlich gefüllt. Und bereits vom ersten Ton an wird klar, wieso die Band erneut in den Garten geholt worden ist: Diese wilde Art des Thrash reißt sogar einen schlaffen Hintern wie den meinigen hoch. Das ist authentisch, schweißtreibend und hochgradig unterhaltsam. Man merkt den älteren Herren auf der Bühne nämlich zu jeder Sekunde an, wie sehr sie hinter ihrem messerscharf gespielten Säbelzahnthrash stehen, denn immerhin sind zumindest zwei der agierenden Musiker schon seit den 80ern mit am Start. Dass ich nicht bis zum Ende vor der Bühne verweile hat nichts mit der Klasse der Band zu tun, sondern lediglich mit dem Wunsch nach Flüssigkeitsaufnahme und dem damit verbundenen Zufall wieder in ein Gespräch verwickelt zu werden. Daumen hoch für BLOOD FEAST.

Setlist: Blood Lust, The Evil, Face Feat, Vampire, Dropping Like Flies, Kill for Pleasure, Venomous Death, Hunted, Stalked and Slain, Cannibal, Remnants, Menacing Thunder, R.I.P.

[Holger Andrae]

 

Der Soundmann auf dem diesjährigen Festival mag laute Bässe. Was am Vortag bei FORTE und OVERKILL ein Segen war, funktionierte auch am Freitag bei SCREAMER noch exzellent, bei IRON SAVIOR geht es jedoch gründlich daneben. Der Metal der Hamburger um Produzent und Urgestein der deutschen Power Metal Szene Piet Sielck ist nämlich vor allem eines: Gradlinig und einfach. Was bei Gesang und Gitarren noch an Kreativität vorhanden ist, geht dem Bass leider völlig ab. Und so bekommt man als Zuschauer viel zu laut die einzelnen Noten um die Ohren gehauen. Variation, Spielfreude und Virtuosität fehlen fast völlig und so nervt das auf Dauer ganz schön. Doch das ist nur eine Facette eines insgesamt eher verzichtbaren Auftritts. Die Band spielt routiniert, aber ohne große Spielfreude ihr Programm runter. Dabei legt man den Schwerpunkt auf das aktuelle Album, was einer Veranstaltung wie dem HOA nicht wirklich gerecht wird. Klar kann ich verstehen, dass die Band ihr neuestes Album promoten will, aber wenn man insgesamt eher selten auftritt, wäre ein Best-of Programm für die Fans sicher schöner. So werden die Alben "Condition Red" und "The Dark Assault" jeweils mit einem Lied berücksichtigt, vom Debüt gibt es immerhin etwas mehr zu hören. Warum man die Spielzeit dann auch noch mit einer überflüssigen Coverversion von 'Breaking The Law' weiter verschwendet, erschließt sich mir nicht. Klar, bei dem Lied singen alle mit, aber wenn man in seiner eigenen Diskographie bereits 'Delivering The Goods' von den Priestern gecovert hat, könnte man ja auch auf diesen, weniger oft gespielten Song zurückgreifen, falls man auf ein Cover nicht verzichten will. Auch der geringe Bewegungsradius der Musiker passt zu diesem hölzernen Auftritt, der mich besonders enttäuscht, da IRON SAVIOR eine Band ist, die ich zu Beginn meiner metallischen Sozialisierung richtig toll fand und damals nie live sehen konnte. Ich hatte mich also darauf gefreut, diese Lücke in meinem persönlichen Metal-Kosmos zu schließen, fühle mich aber von diesem kompetent, aber ohne Herzblut abgespulten Programm ziemlich enttäuscht.

Setlist: Descending, Starlight, Condition Red, Break The Curse, Omega Man, Hall Of The Heroes, R U Ready, Heavy Metal Never Dies; Zugaben: Coming HOme, Iron Watcher, Atlantis Falling, Breaking The Law

[Raphael Päbst]

 

VICIOUS RUMORS. Mal wieder. Das ist jetzt nicht unbedingt negativ, denn die Herren waren noch nie schlecht. Allerdings fällt es mir zunehmend schwer, große Begeisterung aufzubringen. Das ist natürlich mein Problem, nicht das der Band, und wie ich schon sagte, es ist ja nicht schlimm, dass man VICIOUS RUMORS häufiger und auch in entlegenen Orten spielen sehen und hören kann. Mein Problem ist dabei, dass sich die Setlisten immer stark ähneln und die Überraschungsmomente eher spärlich gesäht sind. Und auch heute wieder werde ich vorerst bestätigt, denn es geht mit sieben Songs des beliebtesten Albums "Digital Dictator" los. Ja, sieben Songs, fast das gesamte Album, darunter auch das eher selten gespielte 'Towns On Fire'. Das ist der Lichtblick, dem 25-jährigen Juliläum dieses Albums geschuldet, ansonsten ist es gerade das, was ich kritisiere, denn spannend geht anders, sodass ich eher auf den Rest des Gigs gespannt bin, jetzt wo die Standards aus dem Weg sind. Ansonsten muss ich der Band aber gehörig Power attestieren, und die Fünf spielen überzeugend und routiniert und haben den Garten von Anfang an im Griff, während die Gassenhauer aus unzähligen Kehlen mitgesungen werden und die dargebotenen Songs entsprechend gefeiert werden, die nach dem eher mit gemischten Gefühlen aufgenommenen Gig von IRON SAVIOR auf einmütige Unterstützung treffen. So hat die Band leichtes Spiel, lässt aber auch kaum Zeit zum Verschnaufen. Aber als mit dem ungewöhnlichen 'Mastermind' etwas Abwechslung in die Setlist kommt, schauen die Fans schon etwas verklärter drein. Kommt es nur mir so vor, oder blühen auch die Musiker erst im zweiten Teil nach "Digital Dictator" auf? Nach 'Mastermind' kommen drei weitere Songs vom "Welcome To The Ball" Album. Was wird das jetzt, gehen wir jetzt Album für Album durch? In der Tat. Es folgen zwei Songs von aktuellen Werk "Electric Punishment", einer vom vorletzten und dann fünf Songs vom 1990er "Vicious Rumors". Zum Abschluss das obligatorische 'Soldiers Of The Night' und die auf das HOA gemünzte Hymne 'Let The Garden Burn', und Schluss. Bin ich jetzt verwöhnt, wenn ich das ein bisschen uninspiriert finde? Die Tatsache, dass fünf Alben traditionell ignoriert werden, stört mich schon, speziell weil "Word Of Mouth" großartig ist und mindestens mal die beiden Alben ab 2000, "Sadistic Symphony" und "Warball", eine gelegentliche Würdigung verdienen würden. So reduziert sich die Band selbst beinahe auf drei Alben plus Titelsong des Debüts, den ich obendrein noch furchtbar finde, und damit mehr als notwendig auf immer die gleichen Lieder. Das Ganze dann auch noch in Blockabfertigung zu spielen, lässt jegliche Spannung vermissen. Sonst sind VICIOUS RUMORS heute mal wieder klasse. Aber auch wie immer, ich bin leicht gelangweilt gegen Ende.

Setlist: Digital Dictator, Minute to Kill, Towns on Fire, Lady Took a Chance, Worlds and Machines, The Crest, Out of the Shadows, Mastermind, Six Stepsisters, Abandoned, You Only Live Twice, I Am the Gun, Electric Punishment, Murderball, World Church, Ship of Fools, Down to the Temple, Hellraiser, Don't Wait for Me, Soldiers of the Night, Let The Garden Burn

[Frank Jäger]

 

Egal, wie spannend man die Setlist von VICIOUS RUMORS auch fand, die Band hat beim Publikum mächtig abgeräumt und so stellt sich mancher die bange Frage, ob DEMON hier heute noch einen Stich setzen kann. Doch bereits das Intro zeigt, dass die Briten es zumindest versuchen wollen. Die gruselige Geräuschkullisse leitet den Titelsong des Debüts und Bandhymne 'Night Of The Demon' ein und direkt ist das Publikum begeistert. Das ändert sich auch nicht, als man mit 'The Plague' einen eher sperrigen Song nachschiebt. Überhaupt zeigt sich in den nächsten 90 Minuten wieder einmal, dass Dave Hill und seine Mannen einen schier endlosen Fundus an großartigen Songs in der Hinterhand haben, aus dem sie mehr oder weniger willkürlich ein Programm zusammenstellen können. Als kleine Überraschungen haben es dieses Mal 'No Point Running' und 'Heart Of Our Time' ins Programm geschafft und passen sich erwartungsgemäß perfekt zwischen Klassiker wie 'Sign Of A Madman', 'Wonderland' und 'Life On The Wire' ein. Auch vom aktuellen Album "Unbroken" werden zwei Lieder, der Titelsong und das flotte 'Fill Your Head With Rock' gespielt, die sich ebenfalls gut im Programm machen und nochmal die Güte besagten Albums ins Gedächtnis rufen. Dass Sänger Dave Hill eine absolute Ausnahmestimme hat, ist ja kein Geheimnis, und das stellt er auch heute wieder unter Beweis, wenn er einen pathetischen Schmachtfetzen wie 'Remembrance Day' absolut gefühlvoll und gleichzeitig völlig kitschfrei förmlich durchlebt. Und so geht mit den zeitlosen Klassikern 'Don't Break The Circle' und 'Blackheath' der Freitag zu Ende und DEMON hat gezeigt, dass es durchaus möglich ist, nach einer energiegeladenen Machtdemonstration von VICIOUS RUMORS noch einen draufzusetzen. Wie das geht? Mit einem guten Dutzend der besten Melodiewundertüten, die der harte Rock der letzten 30 Jahre so gehört hat. Gefühl schlägt Energie, und das auf einem Metal Festival.

Setlist: Night Of The Demon, The Plague, The Grand Illusion, Heart Of Our Time, Sign Of The Madman, Unbroken, Standing On The Edge, Life On The Wire, Nowhere To Run, Fill Your Head With Rock, Wonderland, Remembrance Day, The Spell, Don't Break The Circle, Blackheath

[Raphael Päbst]

Redakteur:
Holger Andrae

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