Headbangers Open Air 2015 - Brande-Hörnerkirchen

13.08.2015 | 11:11

23.07.2015, Scheune

Der Garten brennt wieder!

Auf dem HOA ist es eine schöne Tradition, die Tage meist mit Thrashbands zu eröffnen. Das hat den netten Nebeneffekt, dass man die teils verkaterten Besucher so mit einem kräftigen Arschtritt in Feierstimmung bringt. Heute hat man hierfür die Brasilianerinnen NERVOSA auserkoren, die alleine schon durch Geschlecht und Herkunft eine ganze Reihe Neugieriger vor die Bühne locken können. Denen wird dann schnörkelloser, rüder Thrash um die Ohren gehauen, der extrem aggressiv und humorlos abgefeuert wird. Frontfrau Fernanda Lira rotzt die Lyrics angepisst heraus, ihr Bass bollert unerbittlich und dazu sägt die Gitarristin ein fieses Riff nach dem anderen heraus. Man hört dem Trio an, dass es momentan auf Europatour ist, denn nach leichten Startschwierigkeiten ist die Band toll eingespielt und die Tightness erhöht nochmals die Durchschlagskraft der Songs. Klar ist das nicht gerade innovativ, aber zu früher Stunde ist es genau der Weckruf, den man bei sonnigem Wetter und einem ersten Kaltgetränk braucht, um wieder in Festivalstimmung zu kommen. Mission acomplished für die Brasilianerinnen und ein erstes Ausrufezeichen am Freitag ist gesetzt.
[Raphael Päbst]


Es bleibt thrashig im Garten, doch dieses mal wird von WARPATH der Groove-Thrash der 90er zelebriert, komplett mit aggressivem Stageacting und viehischem Gebrüll und Geröhre. Verantwortlich dafür ist der Frontmann, der in seinen Ansagen jedoch deutlich freundlicher rüberkommt, ja beinahe so sonnig wie das Wetter am HOA-Freitag strahlt. Neben Klassikern hat die Band auch ein paar neue Songs eingepackt, die sich gut in den Set einfügen und ebenso brutal herausgeschleudert werden, wie die ollen Kamellen. Dennoch lässt sich konstatieren, dass der modernere, groovige Thrash nur einen Teil des Publikums begeistern kann und zahlreiche Besucher die Zeit nach einem kurzen Reinschnuppern zur ersten Pause im Biergarten oder auf dem Zeltplatz nutzen. Den WARPATH-Fans und ihren Helden macht das nichts aus und sie feiern zur Mittagsstunde eine brutale Party, die durchaus ansteckend ist. Dennoch stelle ich einmal mehr fest, dass diese Art von Thrash, sei sie auch noch so überzeugend vorgetragen, nicht ganz die meine ist und so kann mir WARPATH an diesem Tag zwar Anerkennung, nicht aber Begeisterung entlocken.
[Raphael Päbst]

Anders sieht es mit HIRAX aus. Die Band um Frontderwisch Katon W. De Pena ist und bleibt eine absolute Macht auf der Bühne, was sie auch heute wieder unter Beweis stellt. Das zahlreich erschienene Publikum bekommt mit viel Energie und Herzblut eine Mischung aus alten und neuen Songs um die Ohren gehauen, gespielt von einer Band, die in Topform ist und gesungen von einem Sänger, der zu den coolsten Rampensäuen nicht nur im Thrash gehört. Zwischendurch gibt es Bier für einen Crowdsurfer und die Ermahnung, darauf zu achten, dass wir niemanden auf Kopf oder Nacken fallen lassen, da es hier um Spaß geht und nicht um Verletzungen. Damit zeigt Katon einmal mehr seine Fannähe und bestätigt den sympatischen Eindruck. Zum Abschluss gibt es Mitsingspielchen und Klassiker, gekrönt vom Hit 'Bombs Of Death'. So geht Speed Thrash mit Herzblut und Spielfreude und würde heute nicht noch FLOTSAM & JETSAM spielen, könnten wir an dieser Stelle den Tagessieger in dieser Disziplin verkünden. So beschließt HIRAX einen gelungenen Auftritt mit der Drohung, unser Bier wegzutrinken und hinterlässt einen rundum positiven Eindruck.
[Raphael Päbst]

Weiter im Takt geht es mit einem NWoBHM-Urgestein: BLITZKRIEG. Die Band um Sänger Brian Ross liefert seit mehr als drei Dekaden erstklassigen Heavy Metal britischer Spielart, der sich niemals irgendeinem Trend angebiedert hat und der etliche Klassiker hervor gebracht hat. Entsprechend euphorisiert bin ich vor dem Auftritt. Obwohl die Band mit dem exzellenten 'Inferno' einen großartigen Song als Einstieg gewählt hat, will bei mir nicht gleich wirkliche Begeisterung aufkommen. Woran es genau liegt, kann ich gar nicht sagen: Brian singt wie immer grandios und auch die Band ist gut gelaunt unterwegs. Trotzdem will bei mir zunächst der berühmte Funke nicht über springen. Brian erklärt dann, dass wir in diesem Jahr das 30-jährige Jubiläum des ersten BLITZKRIEG-Albums "A Time Of Changes" feiern und dass sie daher möglichst viele Songs von eben jenem Longplayer spielen werden. Das hebt meine Stimmung, denn auf dieser Ansammlung musikalischer Wunderbarkeit gibt es keine schlechte Nummer. So spielt das Quintett im weiteren Verlauf noch neben 'Hell To Pay' und dem unvergänglichen Immergrün 'Blitzkrieg' sogar das noch nie live gespielte Titelstück des Albums. Das ist natürlich eine sehr runde Angelegenheit, die extrem viel Freude bereitet. Zwischendurch spielt die Band aber auch Nummern des aktuellen Albums "Back From Hell". Hierbei sticht rein visuell natürlich 'V' heraus, eine Nummer über den gleichnamigen Film "V-Wie Vendetta". Mister Ross spielt in dieser Nummer mit einer Maske herum, die der Psychopath in eben jenem Streifen immer trägt. Nicht jeder scheint allerdings den Sinn dieses Maskenballes zu verstehen, was einige Fragezeichen im Publikum erklärt. Naturgemäß gibt es auch die SATAN-Nummer 'Pull The Trigger', die am ehesten aufzeigt, weshalb ich die andere Band mit Brian Ross mehr schätze. Irgendwie klingt die Version von BLITZKRIEG weniger spritzig und ein kleines bisschen hüftsteif, während die Kollegen vom gehörnten Huftier selbst so eine Mitsing-Nummer immer mit dem nötigen Esprit darbieten. Klar, nicht jeder hat ein Gitarrendoppel der Marke Tippins/Ramsey in seinen Reihen, aber hier zeigen sich dann halt die deutlichsten Unterschiede. Das finale Doppel bilden dann die beiden Single-Songs 'Buried Alive' und das bereits erwähnte 'Blitzkrieg', welches von einigen Hundert Kehlen lautstark mitgesungen wird. Daher kann ich resümierend doch noch von einem gelungenen Auftritt von BLITZKRIEG reden.

[Holger Andrae]



Dass nicht nur Kalifornier thrashen können, bekommen die Besucher auf dem diesjährigen HOA eindrucksvoll vorgeführt. Nein, ich meine nicht die Arizona-Boys, die am Freitag headlinen, sondern die Jungs von WRATH aus Chicago, die leider sträflich unterbewertet und unbekannt sind. So leert sich der Platz vor der Bühne merklich, als die Band ansetzt, ihren Power Thrash mit technischen Finessen abzufeuern. Im Gegensatz zu einigen anderen Bands in diesem Jahr (DEATH DEALER, I'm looking at you.) hat die Band offensichtlich geprobt und so kommen die Songs in voller Pracht auf die Zuschauer eingeprasselt. Das ist bei den leicht technischen Riffs umso wichtiger und ich freue mich sehr, Klassiker von Alben wie "Fit Of Anger" mit viel Spielfreude und Energie vor den Latz geknallt zu bekommen. Auch die Stücke vom neuen Album "Stark Raving Mad" machen einen guten Eindruck und ich merke erneut, dass ich mit der Scheibe vor ein paar Wochen eine gute Investition getätigt habe. Nach einer Dreiviertelstunde kündigt der Sänger mit 'Ace Of Spades' den letzten Song an und WRATH zieht sich mehr als ordentlich aus der Coveraffäre, hinterlässt aber fragende Gesichter, denn eigentlich war hier eine längere Spielzeit veranschlagt. Das scheint dann auch jemand der Band erklärt zu haben, denn die Musiker tauchen leicht verwirrt wieder auf der Bühne auf, um einen zusätzlichen Song zu präsentieren. Dabei greift man auf ein weiteres Cover zurück, ACCEPTs 'Restless & Wild' wird einigermaßen spontan und improvisiert heruntergeholzt, was sympathisch, aber nicht so überzeugend wie der vorherige Auftritt ist. Dennoch bleibt ein rundum positiver Gig einer starken Band im Gedächtnis, dem ich deutlich mehr Publikum gewünscht hätte. WRATH ist nicht nur eine alte Band, die noch ein paar Euronen mit ein paar halbgaren Auftritten verdienen will, nein, mit einem gelungenen Comebackalbum und einem starken Auftritt hat sich die Band als lebendige aktive Einheit zurückgemeldet. Das könnten ruhig ein paar mehr Leute honorieren.

[Raphael Päbst]



Wie lange ist das denn her? Die einstmaligen Lokalmatadoren IRON ANGEL habe ich das letzte Mal im Vorprogramm von KING DIAMOND live gesehen. Auf der "Fatal Portrait"-Tour am 27.05.1985. Ich mochte die Truppe damals gern, was vielleicht auch daran lag, dass sie eben aus dem Hamburger Umfeld stammte und ein gewisser Lokalpatriotismus nicht von der Hand zu weisen ist. Aber der gelegentlich von okkulten Texten auf Böse getrimmte (Thrash) Metal, in dem es von JUDAS PRIEST-Zitaten nur so wimmelte, gefiel mir auch musikalisch sehr gut. Seit der Reunion ist nach Weggang von Drummer Mike Mattes mit Sänger Dirk Schröder lediglich ein Originalmitglied mit von der Partie. So etwas hinterlässt in der Regel einen etwas faden Beigeschmack. Aber man darf in diesem Fall nicht vergessen, dass die beiden damaligen Klampfer Peter Wittke und Sven Strüven nicht mehr unter uns weilen. So stehe ich mit etwas gemischten Gefühlen vor der Scheunenbühne und harre der Dinge, die nun passieren werden. Die Truppe, zu der neuerdings auch Didy Mackel (bs.; ex-MANIA, NOT FRAGILE) gehört, klingt mir während der ersten Songs etwas zu zahm, was aber auch an meinem leicht verklärten Erinnerungsvermögen bezüglich der Härte der alten Kamellen liegen mag. Heute klingt das irgendwie rock'n'rolliger, was mich aber wenig stört. Die wunderbar schrägen Ansagen von Herrn Schröder entschädigen für vieles. Der Mann bubbelt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Vielleicht muss man diesen nordischen Schnodderton kennen, um das cool zu finden, aber ich sehe etliche breit grinsende Gesichter, wenn er zwischen den Songs immer wieder staunend von sich gibt, dass wir der Wahnsinn seien. Aber zurück zur Musik: Erst, als die Herrschaften den Gassenhauer 'The Metallian' raus hauen, passt für mich auch der Härtefaktor. Ab jetzt ist mein Kopf stetig am Wackeln und ich spüre, dass das Zeitreise-Modul eingeschaltet wurde. Sehr fein. Zum Glück bleibt es auch so gut, denn Nummern wie 'Rush Of Power' oder 'Heavy Metal Soldiers' machen einfach auch 30 Jahre nach ihrem Entstehen noch Laune. Dirk amüsiert sich darüber, dass offenbar etliche Zuschauer in den ersten Reihen noch textfest sind und wird immer fassungsloser. Als die Band dann schlussendlich mit 'Stronger Than Steel' ihre Bandhymne auspackt, feiern tatsächlich alle Anwesenden akustisch mit: "IRON ANGEL – Stronger Than Steel". Das macht so viel Laune, dass man das furiose 'Rush Of Power' noch hinten dran hängt und damit den zahlreichen Freaks in den ersten Reihen die finalen Nackenschläge verpasst. So kann man abschließend von einem extrem kurzweiligen Auftritt reden, der sehr viel Spaß gemacht hat. Dass die gesanglichen Fähigkeiten von Dirk Schröder nicht mehr die allerbesten sind, hat mich dabei genau so wenig gestört wie der Umstand, dass die beiden Gitarristen etwas statisch wirkten. Diesen Malus bügelt der immer gut gelaunte Mister Mackel locker glatt. Ich bin jedenfalls gespannt, ob und was da an neuem Material kommen wird. Daumen hoch.

Setlist: Metalstorm; Sinner 666; Legions Of Evil; Fight For Your Life; Puppet On A String; Hunter In Chains; Creatures Of Destruction; The Metallian; Heavy Metal Soldiers; Stronger Than Steel; Rush Of Power.

[Holger Andrae]



Bereits zum zweiten Mal dürfen die Kanadier STRIKER im Garten aufspielen und nach einem Auftritt am frühen Donnerstag haben die Jungs sich nun deutlich weiter nach oben gespielt: auf den frühen Freitagabend. Dass diese Platzierung gerechtfertigt war, stellt man bereits vor dem Auftritt am gut gefüllten Platz vor der Bühne fest und die Band lässt keinen Augenblick verstreichen, in dem sie nicht zeigt, dass sie hier weiteren Boden gutmachen will. Deutlich aggressiver als auf den letzten beiden Alben wird der Power Metal mit hohem Gesang und Melodien zwischen Europa und den USA zelebriert. Ja, ich fühle mich an die unbändige Energie des Debüts erinnert, von dem es einige Songs in die Setliste geschafft haben. Zudem hat man auch auf den beiden Nachfolgealben einige famose Songs verbraten, von denen heute wohl 'Fight For Your Life' mit Mitsingspielchen am besten ankommt. Der Sänger schafft es, auch live die ganz hohen Töne mit viel Kraft zu singen, schreit sich förmlich die Seele aus dem Leib, während die Instrumentalfraktion loslegt, als gäbe es kein Morgen. STRIKER versucht hörbar, sich dem thrashigen Härtegrad des HOA-Freitags anzupassen, das Publikum jedoch freut sich offensichtlich über die Abwechslung und so fliegen Fäuste und Haare und es wird kräftig mitgesungen. Zum Abschluss wird mit 'Terrorizer' der größte Kracher vom Debütalbum herausgehauen und noch auf dem Weg zum Zeltplatz treffe ich Fans, die den Song tapfer weitersingen. Damit ist klar, dass STRIKER auch diesen zweiten Auftritt im Garten als vollen Erfolg verbuchen kann.

[Raphael Päbst]



MASTERPLANs selbstbetiteltes Debütalbum gehört zu den besten Werken im melodischen Power Metal europäischer Prägung dieses Jahrtausends - das muss ich zunächst einmal loswerden, bevor ich vom Auftritt der Band um Roland Grapow berichten kann. Denn ich bin einigermaßen vorfreudig, die Truppe endlich mal wieder zu sehen, auch wenn sich mit Rick Altzy ein neuer Sänger daran machen darf, die Fußstapfen von Jorn Lande auszufüllen. Doch nach den ersten Tönen setzt eine Ernüchterung bei mir ein. Denn MASTERPLAN hat es geschafft, den bis dahin matschigsten Sound des Festivals zu kreieren. Viel zu viel Bass, dazu kommen sich Gitarre und Keyboard ständig in die Queere und wenn die gesamte Band loslegt, wird man von einer einzigen undefinierten Lärmwand überrollt. Was für Grindcore in Ordnung sein mag, ist für melodischen Metal ein etwas größeres Problem, das die Band leider über den gesamten Auftritt nicht in den Griff bekommt, falls der Sound nicht sogar genau so gewollt ist. Die Songauswahl hingegen ist sehr gelungen, der Schwerpunkt liegt auf dem überragenden Debüt. Andere Alben werden zumeist mit nur ein oder zwei Songs abgespeist, was einmal mehr klarmacht, dass es an den Songs und nicht an den jeweiligen Sängern liegt, dass sich die CDs bei mir nicht in Stereoanlage oder Gedächtnis festsetzen konnten. Sänger Rick ist stimmlich super und schafft es auch souverän, Jorns Songs zu singen. Jedoch versagt er auf ganzer Linie, wenn es darum geht, mit dem Publikum zu kommunizieren. Der (vermutlich lustig gemeinte) Banddiktator, der seine Mitmusiker anherrscht, doch aufzuhören zu musizieren, wirkt unsympathisch bis einstudiert und einfach nur peinlich. Da wäre mit einem einfachen "Thank You" deutlich mehr gesagt und weniger ruiniert worden. Schade, denn mit Krachern wie 'Soulburn', 'Crystal Night', 'Spirit Never Dies' oder dem Rauswerfer 'Crawling From Hell' hat die Band wirklich exzellente Songs am Start und trotz solcher Qualitäten schafft es MASTERPLAN mit miesem Sound und fragwürdigen Ansagen, einen bitteren Nachgeschmack zu hinterlassen.

[Raphael Päbst]



Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass ein Headliner-Gig des Arizona-Quintetts FLOTSAM & JETSAM eigentlich nur einem Triumphzug gleichkommen kann. Meine letzte livehaftige Begegnung mit dieser "living legend" war auf dem letztjährigen "Keep It True"-Festival und auch dort hat die Band so ziemlich jede andere an die Wand gespielt. Der heutige Einstieg mit 'Doomsday For The Deceiver' lässt mal so eben meinen Adrenalinspiegel zersplittern und gefühlte Eintausend Luftgitarren tackern. Was für ein Auftakt! Allen voran überzeugt Frontmann Eric AK sofort durch eine stimmliche Superleistung, aber auch Aktivposten Numero Zwo – namentlich Basser Michael Spencer – stachelt das Publikum von Beginn an zu Höchstleistungen an. Dies ist eigentlich völlig überflüssig, denn der Garten brennt nach wenigen Minuten schon lichterloh. Weiter im Takt geht es mit dem Rübenspalter 'Desecrator' und 'Dreams Of Death'. Der Sound ist gut, wenn auch verdammt laut. Man sieht der gesamten Band den Spaß an der Sache an. Da wirkt nichts aufgesetzt, das ist echte Freude an der Musik. Im weiteren Verlauf des regulären Sets gibt es dann nur noch Nummern der ersten beiden Alben, mit denen man natürlich wenig bis gar nichts falsch machen kann. Allerdings fände ich es tatsächlich etwas cooler, wenn man auch mal vereinzelte Nummern der anderen Großtaten aus dem Köcher ziehen würde. Sicher, 'Der Führer' oder 'Iron Tears' entfachen auch in meinem Hintern einen Hummelsturm, aber so ganz langsam wäre es an der Zeit, mal etwas Selbstbewusstsein zu demonstrieren. Irgendwann ist das beste Konzert zu Ende und so verabschieden sich die sympathischen Burschen viel zu früh von der Gartengemeinde. Allerdings nur, um schnell für eine Zugabe zurück zu kehren. Als könnten sie meine Gedanken lesen, ist die erste Nummer das ungewöhnlich gewählte 'Suffer The Masses' vom ungeliebten dritten Album. Bin ich anfänglich noch etwas skeptisch, so holt mich das Gitarrendoppel Steven Conley/Michael Gilbert mit seinem mitreißenden Ramtamtam-Riffing auch in dieser Nummer ab. Heimisches Nachhören am Sonntag ergibt übrigens, dass ich die Scheibe mal wieder häufiger hören sollte. Das nur am Rande. Was nun folgt erzeugt bei mir ein breites Grinsen und ich wünsche mir den Kollegen Jäger bei mir. Weshalb? Nun, die Jungs spielen zuerst das famose 'Swatting At Flies' vom gnadenlos unterschätzten "Cuatro"-Wunderwerk und beschließen den Set mit dem Überhammer 'Smoked Out' von "Drift". Exakt diese beiden Songs hatten wir uns in unserem Bericht zum letztjährigen KIT-Festival gewünscht. Ob man uns doch manchmal liest? Man weiß es nicht. In diesem Moment ist mir das auch relativ wumpe und ich schraube mir amtlich die Rübe vom Schädel. Was für eine grandiose Überraschung! Der totale Wahnsinn! In dieser Form darf die Band noch lange weiter machen. Daumen und dicke Zehen hoch!

[Holger Andrae]

Redakteur:
Holger Andrae

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