Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 52 - Leipzig

28.02.2005 | 11:52

25.02.2005, Moritzbastei

Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Die Leipziger Progressive-Metal-Band DARK SUNS haben in Form von "Existence" ein neues, außergewöhnliches Album auf die Hörerschaft losgelassen. Somit fungierte der Scheddel-Abend gleichzeitig als Release Party für eben jenen Rundling. Das bedeutete auch, dass diesmal eine der jährlich ein bis zwei Scheddel-Parties stattfand, bei denen kein harscher Death Metal die Rüben der Beteiligten abmontiert. Support gab's auch und zwar von den beiden Rostocker Bands MAINPOINT und KILLMENOC, die ebenfalls in etwas gemäßigteren Gefilden unterwegs sind.

Letztere starteten ihr Programm gegen halb zehn in der noch recht bescheiden gefüllten Moritzbastei, was sich allerdings später noch deutlich ändern sollte. Die Band von der Ostseeküste machte in gewöhnlichem Heavy Rock mit Sängerin. Diese packte allerdings auch mal die eine oder andere unkonventionelle Gesangseinlage aus, musikalisch blieb man hingegen bodenständig. Ohne die Gesangsleistung der Frontdame damit schmälern zu wollen, aber am besten gefiel mir das ziemlich geile Instrumental, welches als vorletzter Song gespielt wurde und mich etwas an eine rockige THE GATHERING-Variante erinnerte. Insgesamt trotz allem ein ordentlicher Auftritt von KILLMENOC, auch wenn dieser nicht wirklich aufhorchen ließ.

Bei MAINPOINT standen die Zeichen dann schon mehr auf Metal, hier gab es Gothic im Fahrwasser von TYPE O NEGATIVE und Konsorten. Der Sänger sah nicht nur aus wie eine kleinere Version von Pete Steele, er sang auch so. Überhaupt klang die Rostocker Truppe durch die vielen offensichtlichen Parallelen schon fast wie ein billiger Abklatsch von TYPE O, zum Glück gingen sie aber ein wenig härter zu Werke und hatten auch eine Art TIAMAT-Groove in ihren Songs. Dadurch offerierten MAINPOINT sehr viel Eingängigkeit, was es musikalisch dann doch interessant machte, weil man den Songs bereits beim ersten Hören gut folgen konnte. Nur sonderlich originell war die ganze Geschichte halt nicht. Trotz allem glückte das Anheizen für DARK SUNS nur zum Teil.

Externe Anheizer brauchten die dunklen Sonnen aus Leipzig aber auch gar nicht. Die stellten dem Publikum das gesamte neue Album "Existence" vor, das so pickepackevoll mit verführerischen Klangwelten ist, dass sich allein der neue Stoff mit Ansagen schon auf anderthalb Stunden belief. Mit Zugaben stand man sogar fast zwei Stunden auf der Bühne.
Die neuen Songs wurden von den Fans begeistert gefeiert und es war auch schön zu sehen, wie bei der Band die Anspannung der puren Spielfreude wich (der selbe Effekt wie auch schon bei DISILLUSIONs Releaseparty zu "Back To Times Of Splendor" ein dreiviertel Jahr zuvor an der selben Stelle). So zauberte Gitarrist Maik Knappe, der sich überraschenderweise von seinen langen Haaren getrennt hat, jede hochgereckte Faust ein Grinsen aufs Gesicht. Und auch die gleichzeitige Handhabe von Gesangs und Drums durch seinen Bruder Niko funktionierte bei dem komplexen und facettenreichen Material bestens, was ja nicht selbstverständlich ist.
Einzelne Stücke hervorzuheben, ist eigentlich unmöglich und auch unsinnig, aber wenn man sich nur mal das fast halbstündige Schlussdoppel 'Patterns Of Oblivion' und 'One Endless Childish Day' zu Gemüte führt - da werden Träume wahr. Nachdem DARK SUNS "Existence" dann komplett durchgespielt hatten, mussten sie natürlich noch einige Zugaben vom Vorgänger "Swanlike" zum Besten geben. Das war diesmal das Dreierpack 'Infiltration', 'Inside Final Dreams' (dem kürzlich verstorbenen Opa der beiden Knappe-Brüder gewidmet) und der Titeltrack der Scheibe. Eigentlich mussten sie einfach noch eine weitere Zugabe geben, kamen dann aber nur noch mal zum Verabschieden heraus. Nun gut, nach fast zwei Stunden solch formidabler Musizierkunst sei ihnen das nachgesehen. Und dass als erster Song vom Band nach dieser Show 'South Of Heaven' von SLAYER aus den Boxen dröhnte, war dann doch recht amüsant.

Auch weiterhin reißen die guten Nachrichten im Hause DARK SUNS nicht ab. Einen Tag vor dem Konzert stand nämlich fest, dass es im April und Mai auf Europatour mit den schwedischen Prog-Göttern von PAIN OF SALVATION geht, dabei dürfen die dunklen Sonnen die Rundreise sogar komplett mitspielen. Verdient haben sie sich das mit "Existence" allemal, jetzt hoffen wir nur noch auf ein paar mehr Dates in Deutschland (bislang ist offenbar nur eine Show in Essen bestätigt, aber weitere sollen folgen).

Setlist DARK SUNS:
Zero
A Slumbering Portrait
The Euphoric Sense
Her And The Element
Daydream
Anemone
You, A Phantom Still
Gently Bleeding
Abiding Space
Patterns Of Oblivion
One Endless Childish Day
-----
Infiltration
Inside Final Dreams
Swanlike


Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787

Redakteur:
Stephan Voigtländer

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