Heavy Metal - nix im Scheddel...? Nr. 60 - Leipzig
31.12.2005 | 12:5725.12.2005, Kulturbundhaus
Hat man den Heiligen Abend erst einmal halbwegs schadlos überstanden, braucht der gestandene Metaller natürlich schleunigst wieder ein wenig Normalität. Da kommt ein MANOS-Konzert am ersten Weihnachtsfeiertag natürlich gerade recht. Und der Support konnte sich auch hören lassen...
Wie durchgeknallt muss man eigentlich sein, um seine Band ZAHNFLEISCHBLUTEN zu nennen? Nun ja, vermutlich ziemlich durchgeknallt, denn die Z.F.B.-Show lässt kaum einen anderen Schluss zu. Die Band, die sich fast ausschließlich aus TOTHAMON-Mitgliedern zusammensetzt, kam mit Truck-Kostümen aus Pappe auf die Bühne und auch die aufgehängten Flaggen mit Aufschriften wie "CB-Funk ist geil" und "Truckerweihnacht - Z.F.B. auf Achse" machten deutlich, dass die Jungs eine Vorliebe für schwere Brummis haben. Der Sänger hatte sich zudem eine Halbglatze rasiert, was den eben beschriebenen Eindruck noch verstärkte. Und dann gings querbeet durch den Gemüsegarten, musikalisch zwar nicht unbedingt versiert oder gar anspruchsvoll, aber eben schön durchgeknallt. Und da man in die selbe "humoristische" Kerbe wie MANOS schlug, waren Z.F.B. auf dieser Veranstaltung natürlich goldrichtig.
Bei der nächsten Truppe konnte man zu Beginn fast annehmen, SLIPKNOT wären zu einem Quintett zusammen geschrumpft und hätten sich ins Kulturbundhaus verirrt. Aber nein, es waren dann doch die Jungs von RETARDED aus Halle, die sich mit Masken bekleidet versammelt hatten, um mit einer aggressiven Death-Metal-Keule Schädel zu spalten. Sie spielten ihr Brett tight herunter, und auch wenn das Ganze nicht sonderlich spektakulär war, so hatten sie auf jeden Fall eine Menge Brutalität und Energie zu bieten. Spätestens als dann auch noch der NAPALM DEATH-Klassiker 'Suffer The Children' zum Besten gegeben wurde, war alles in Butter und man konnte getrost ein Häkchen hinter den Auftritt von RETARDED machen.
CORZ bildeten dann optisch einen ziemlichen Gegenpol zu dem Zerstörungstrupp aus Halle. Der Sänger erschien piekfein in Anzug und Hemd, hatte dann aber zum Glück doch nicht vor, einen Vortrag über die historische Bedeutung des Weihnachtsfestes zu halten. Bei CORZ gab es Death-Punk-Core (whatever?!) auf die Lauscher, der in ziemlich kurzen Songs verpackt war (es müssen insgesamt über 20 gewesen sein) und mit viel Groove daherkam. Besonders einfallsreich waren die Nummern zwar nicht immer, aber eben sehr kompakt und knackig, was ja durchaus seinen Reiz hat. Außerdem kam das Gespann ein gutes Stück druckvoller rüber als RETARDED, vielleicht lag das aber auch einfach bloß am Sound. Anyway, damit war das Vorglühen für ein Weihnachtsfest à la MANOS abgeschossen und nun ging's in die Vollen.
Das Schlechte gleich vorweg: Überraschungen gab es auch bei diesem MANOS-Gig keine, im Grunde genommen war es genau die selbe Show, die man bereits vor drei Jahren (auf den Tag genau) an gleicher Stelle zur Zelebration der Geburt des kleinen Jesuskindlein geboten hatte. Und dennoch war alles bestens: Die Band hatte all ihre Party-"Klassiker" im Gepäck, die Stagediver flogen in Massen vom Bühnenrand und schließlich gab es auch noch Geschenke. Die MANOS-Chanteuse betrat als Weihnachtsmann verkleidet die Szenerie und Freiwillige aus dem Publikum durften unsinnige Gedichte rezitieren, um sich unsinnige Geschenke abzuholen. Ganz groß war auch die Verarsche, aufwändig verpackte Geschenke in die Menge zu schmeißen, die sich dann als leere Pappkartons entpuppten. Da soll sich noch einer wundern, wenn die Weihnachtsmuffel immer mehr werden und irgendwann die Weltherrschaft übernehmen.
Später am Abend ging dann aber sogar den MANOS-Jungs ihr kulturell hochwertiges Liedgut aus (oder war einfach das alkoholgetränkte Gedächtnis ein wenig vernebelt), sodass 'Komm in den Garten' noch ein zweites Mal zum Besten gegeben wurde. Und wie ihr an diesen Zeilen unschwer erkennen könnt, weiß ich wirklich nicht mehr, was ich nun noch schreiben soll und verabschiede mich daher mit einem kurzen und knackigen "Gute Nacht".
Scheddel-Infos und bisherige Berichte gibt es hier:
http://www.powermetal.de/tour/festival.php?id=787
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer