IN FLAMES/DEVILDRIVER - Tilburg

25.04.2004 | 11:53

21.04.2004, 013

Dies war der Konzertabend, auf den ich mich jetzt schon lange Zeit vorher gefreut hatte, da die letzten beiden IN FLAMES-Alben nun schon wochenlang meinen CD-Player blockieren und mir auch nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Das nennt man dann wohl Ohrwurm...

Wie auch immer, die Spannung war groß und als ich zusammen mit einer Freundin das 013 nach kurzem Stau noch rechtzeitig zum Showbeginn erreichte, wurde mir der Abend doch erst einmal ziemlich versaut. Eine geschlagene Stunde lang diskutierten wir mit der `netten´ Dame an der Kasse, die unsere Namen nicht auf der Gästeliste finden wollte und sich auch nur wenig kooperativ zeigte. Irgendwann, als ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, kam endlich mal ein Mann an, der mit sich reden ließ, mich zum Tourmanager führte, mit dem wir die Sache dann klären konnten...wie sich nachher herausstellte, standen wir wohl auf der Liste, der ganze Stress wäre also eigentlich gar nicht nötig gewesen. Sehr ärgerlich!
Noch ärgerlich war die Tatsache, dass die erste Vorband zu dem Zeitpunkt schon längst ihr Set beendet hatte und meine Laune schon ziemlich mies war, da ich dachte es habe sich hierbei um DEVILDRIVER gehandelt. Dem war aber glücklicherweise nicht so, denn aus irgendwelchen Gründen, eröffneten CALIBAN an diesem Abend, die ich dieses Jahr schon im Vorprogramm von SOILWORK gesehen hatte, wo man einen guten aber keinesfalls überragenden Eindruck hinterließ.


DEVILDRIVER
Aber warum noch länger aufregen, es galt, das noch anstehende zu genießen und der Auftritt von DEVILDRIVER zauberte mir wieder recht schnell ein Lächeln auf`s Gesicht. Die neue Band um ex-COAL-CHAMBER-Sänger Dez Fafara hatte mit bereits auf ihrem selbstbetitelten Debüt sehr gut gefallen und konnte den positiven Eindruck auch auf der Bühne bestätigen, allen voran der sehr agile Frontmann, der wie von einer Tarantel gestochen über die Bühne turnte. Das recht junge Publikum fraß den Amerikanern dabei von der ersten Minute an aus der Hand, hüpfte, bangte und hob die Fäuste zu den brutalen Klängen dieser Truppe in die Luft. Fafara bedankte sich nach jedem Song artig für den gewonnen Zuspruch und bangte sich ebenfalls in einen wahren Rausch. Mit `I Couldn`t Care Less´ setzte man schon nach kurzer Zeit den ersten Höhepunkt und wie die Reaktionen (aber auch die T-Shirt-Verteilung) im Publikum zeigten, waren doch schon einige Besucher mit dem Material von DEVILDRIVER vertraut. Umso enttäuschter waren diese dann auch, als die Band bereits nach 30 Minuten mit `What Does It Take (To Be A Man)´, welches Fafara seinem Vater und allen Fans widmete, von der Bühne stieg. Angesichts der Tatsache, dass DEVILDRIVER eine sehr überzeugende Show boten, die Menge bei den sechs gespielten Songs überaus euphorisch reagierte und die nachfolgenden Umbaupause ganze 40 Minuten dauerte, hätte man den Jungs ruhig die lautstark geforderte Zugabe gewähren sollen.


IN FLAMES
Als IN FLAMES dann um kurz nach 21Uhr endlich die Bühne stürmten, bereiteten ihnen die Fans mit lauten „IN FLAMES“-Rufen einen gebührenden Empfang. Leider konnte ich vorne im Fotograben nicht so begeistert reagieren, da einer dieser Fans meinte seine Fäuste nicht nur in die Luft sondern auch in Richtung der fotografierenden Presse zu recken und dabei irgendwann meine Kamera traf, die daraufhin für diesen Abend ihre Funktion verweigerte. Danke auch...
Aber da diese Situation einfach nur zu dem recht verkorksten Abend passte, dachte ich nicht weiter darüber nach und genoss stattdessen lieber die Show von Gothenburg`s Finest, die mit `Dead Alone´ gleich ein Stück des scharf kritisierten neuen Albums „Soundtrack To Your Escape“ spielten. Weiter ging es mit dem überraschenden `Pinball Map´, bei dem die Zuschauer zum ersten Mal den Chor gaben, dessen Lautstärke aber beim folgenden `System´ noch weiter ansteigen sollte. Nach diesen drei Songs hatten IN FLAMES schon längst gewonnen und ließen alle Probleme der vergangenen Stunden ganz schnell vergessen. Der einzige Grund zum Meckern wäre der anfangs noch recht undifferenzierte Sound gewesen, der Anders` Gesang zunächst etwas untergehen ließ, aber im weiteren Verlauf immer besser wurde und in der Mitte des Sets fast perfekt war.
Ganz klar, der Schwerpunkt der heutigen Performance lag auf dem neueren Material, wobei „Soundtrack To Your Escape“ mit ganzen sieben Nummern vertreten war, während von „Reroute To Remain“ nur noch drei Songs zum Zuge kamen. Zwischen solchen Stücken wie `Like You Better Dead´ und `In Search For I` gab es dabei auch einige unerwartete Überraschungen wie etwa das ruhige `Square Nothing´ oder `Coerced Coexistence´, mit denen an diesem Abend wohl die wenigsten gerechnet hatten. Auch `Embody The Invisible´ hatte ich vorher nicht auf der Liste, war aber umso erfreuter auch diesen Song im Set zu finden. Andererseits fehlten aber auch einige ältere Nummern, die meiner Meinung nach auf jeden Fall in eine In FLAMES-Show hineingehören. So vermisste ich vor allem Songs von „The Jester Race“, das hier komplett vernachlässigt wurde. Verdammt, mit Liedern wie `Artifacts Of The Black Rain´ und `Moonshield´ ist diese Band groß geworden, die gehören doch einfach dazu, oder sehe ich das falsch? Ebenfalls ausgespart wurden `Food For The Gods´, `Ordniary Story´ und `Bullet Ride´, eigentlich essentielles Zubehör eines jeden Gigs der Göteborger.
Aber gut, man kann nun mal nicht alles haben und mit der neuen Single `The Quiet Place´ und dem Mega-Ohrwurm `Touch Of Red´ gab es würdigen Ersatz, und auch mit `Cloud Conncted´, dem flotten `Clayman´, dem von fast allen mitgesungenen `Trigger´ und `Episode 666´ waren die Gäste mehr als zufrieden.
Zum Schluss gab es dann noch einen Ausflug in die Vergangenheit, als Anders Friden den Song ankündigte, den IN FLAMES bisher noch bei jeder einzelnen Show gespielt haben, nämlich `Behind Space´, bei dem heute leider die Leads nicht so druckvoll herüberkamen. Ironischerweise wurde mit `F(r)iend´ danach der `beste Song, der je geschrieben wurde´ angekündigt, dabei ist dies die meiner Meinung nach schwächste IN FLAMES-Komposition der letzten Jahre...da hätte man sich lieber einen der eben erwähnten Lieder gewünscht!

Nachdem die Band ankündigte, diese und auch andere Shows für eine DVD mitzuschneiden, hüpften die ersten Reihen zu `Only For The Weak´ noch höher, wohl wissend, dass das Konzert sich langsam aber sicher dem Ende zuneigte.
Aus Zeitdruck kam es auch gar nicht mehr zu den `Zugabe´-Rufen, denn mit dem standesgemäßen `Colony´ und dem neuen `My Sweet Shadow´ wurde diese direkt im Anschluss dargeboten.
Nach 90 Minuten IN FLAMES war wirklich jeder Anwesende vom gerade gesehenen begeistert, während der Rezensent davon überzeugt war, eine der besten Live-Bands des Planeten gesehen zu haben. Zwar wirkte die Show an manchen Stellen schon ein bisschen routiniert, wobei besonders Jesper Strömblad einen recht passiven Eindruck machte während seine Kollegen den gesamten Raum der recht großen Bühne nutzten und auch Anders Friden sprang nicht mehr so wild herum wie noch auf der vergangenen Tour, sondern konzentrierte sich diesmal mehr auf seinen Gesang, so dass besonders die klar gesungenen Passagen ähnlich perfekt herüberkamen wie auf Platte.
Und trotzdem: In dieser Form macht den Jungs so schnell keine andere Band etwas vor und wenn der Wachstumsprozess in den kommenden Monaten weiter so stark im Aufwärtstrend liegt wie bisher, dann können wir von IN FLAMES noch ganz großes erwarten.

Setlist:
Dead Alone
Pinball Map
System
Episode 666
Embody the Invisible
Watch Them Feed
Coerced Coexistence
Cloud Connected
Square Nothing
Touch of Red
Like You Better Dead
In Search for I
Clayman
Trigger
Gyroscope
Only for the Weak
Behind Space
F(r)iend
The Quiet Place
Colony
My Sweet Shadow

Nachtrag:
Als ich dann gegen 23Uhr in mein Auto stieg, verschwendete ich keinen Gedanken mehr an die unangenehmen Geschehnisse dieses Abends, gönnte mir einen weiteren Durchlauf von „Soundtrack To Your Escape“ und stellte einmal mehr fest, wie stark mich diese Band in den letzten Wochen und auch heute noch fesselt. Schön zu sehen, dass eine Band, die ich seit ihrem ersten Album intensiv verfolge, sich von Mal zu Mal steigert und einen so immer wieder begeistern kann.

Redakteur:
Björn Backes

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