In Flames - Berlin

29.10.2008 | 13:45

25.10.2008, Columbia-Halle

IN FLAMES live: Da feiern Emos neben Black-Metal-Heads neben Old-School-Kuttenträgern neben Thrash-Lunatics. Begeisternd.

Anders Fridén gibt sich beeindruckt. "Geht das hier immer so ab?", fragt er die tobende Menge vor seinen Augen. IN FLAMES sind ungefähr bei der Hälfte ihres Auftritts angekommen, die gefühlt 3000 Zuschauer in der Columbia-Halle jubeln nach jedem Song, springen herum, sondern literweise Mosh-Schweiß ab. Wie schon bei den Sommerfestivals erweisen sich IN FLAMES als totale Abräumer, die sich mit ihrem aktuellen Quantensprung "A Sense Of Purpose" inzwischen fast schon als IRON MAIDEN der Neuzeit fühlen können, weil die Musik der Schweden quer durch alle Metal-Lager gehört wird. So feiern in Berlin Emos neben Black-Metal-Heads neben Old-School-Kuttenträgern neben Thrash-Lunatics. Und Anders Fridén als ständig agiler Dreadlock-Derwisch gibt ihren Motivator.

Schon der Beginn des Konzertes ist glorreich. Denn die Band beginnt verhängt, weißer Stoff versperrt die Sicht auf die Bühne, nur die angestrahlten Silhouetten der Musiker sind zu sehen - und dazu ertönt die neue grandiose Halbballade 'The Chosen Pessimist', schon jetzt eines der schönsten IN FLAMES-Stücke überhaupt. Als die harten Gitarren des Songs einsetzen, fällt der Vorhang, und die Musiker können sich vor einer fulminanten Lichtshow präsentieren. Die Fans bis mindestens zur Hälfte des Saals drehen durch, manche lassen sich sofort über die Köpfe der Massen tragen. Schon bald nach Beginn muss der Notarzt den ersten jungen Zuschauer behandeln. Und da haben IN FLAMES noch nicht einmal ihre Klassiker gespielt, sondern nur neue Stücke. Doch erreicht die Begeisterung bei "A Sense Of Purpose"-Songs wie dem Oberohrwurm 'Alias' locker die Stufe von bekannten Kopfschüttel-Massakern wie kurz darauf 'Pinball Map'. Doch sind die neuen Kracher à la 'Disconnected' eben auch göttlich, schon allein der geile "I feel like shit"-Refrain in diesem Stück. Oder 'Delight And Angers' mit seinem "Unbreakable"-Schlachtruf. Schon jetzt haben solche Hits Evergreen-Qualität, abwechslungsreich gespielt, voller Melodien und eingängig, wie es nur die alten Metal-Meister vermochten.

Wie erstklassig IN FLAMES klingen, lässt sich in Berlin in jeder Sekunde der knapp zweistündigen Show spüren. Party! Unterstützt wird die Sause von spektakulären Lichtspielen im Bühnenhintergrund, wie in seligen Atari-Zeiten blinken überall Lampen, teilweise werden die Refraintexte eingeblendet. So fällt Mitbrüllen leicht. Und natürlich spielen IN FLAMES auch die Stücke, die sie berühmt gemacht haben. 'Trigger' und 'Cloud Connected' sind dabei, aber auch 'The Jester Race' aus der guten alten Melo-Death-Zeit. Es ist einfach ein rundes Konzert, das mit solchen Songs wie 'My Sweet Shadow' und 'Only For The Weak' seinen Abschluss findet. Eine Zugabe ist da nicht mehr nötig. So bleibt nur ein kleines Ärgernis eines fantastischen Abends: SONIC SYNDICATE haben schon 19 Uhr gespielt, viele Fans verpassen sie. Entschädigt werden sie aber von den Franzosen GOJIRA, die sich als druckvolles Blast-Kommando à la STRAPPING YOUNG LAD inszenieren. Ebenfalls sehr empfehlenswert.

Redakteur:
Henri Kramer

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