In Flammen Open Air 2009 - Torgau

22.07.2009 | 13:50

10.07.2009, Entenfang

Gemütlich und mächtig vorlaut - so präsentiert sich das In Flammen Open Air in diesem Jahr. Bühne frei für eine Prise Underground.



Torgau In Flammen


Während der Sommer mit Festivals gespickt ist und die Helden der jeweiligen Stilrichtungen oft nur noch mit dem Fernglas auf der Bühne erkennbar sind, existieren sie noch, die kleinen Festivals, Urzelle so mancher Neuentwicklung. Zum fünften Mal rockte das In Flammen Open Air durch den sächsischen Forst. Nachdem eine Woche zuvor das zweitgrößte Metalfestival Deutschlands, das With Full Force, den Acker abstaubte, ist es diese Woche Zeit für ein lokales Open-Air-Fest in Torgau. Dieses Jahr findet das In Flammen Open Air erstmalig am Entenfang statt, wobei Wert darauf gelegt wurde, dem Besucher eine gemütliche Idylle zu bieten. Mitten im grünen Wald, umgeben von Pferden, Vögeln und Wildschweinen, finden metaldurstige Fans das Gelände. Veranstalter Thomas Richter erklärt, dass sich "das Besondere im Detail finden" lässt. So ist der Zeltplatz direkt mit dem Festivalgelände verbunden, so dass die Fans keine weiten Wege in Kauf nehmen müssen. Des Weiteren werden keine Dixis aufgestellt, da im anliegenden Gasthaus genügend saubere Toiletten zur Verfügung stehen.

Die ca. 300 Besucher erleben ein friedliches Miteinander. "Vor allem die familiäre Atmosphäre ist hier in Torgau bemerkenswert", erläutert ein Metaller aus Thüringen. "Man kann mit jedem ins Gespräch kommen, trinkt gemeinsam ein Bier oder grillt Thüringer Würste. Das hat man auf anderen Festivals nicht." Und auch wenn keine offizielle Security vorhanden ist, wird die Sicherheit keineswegs gefährdet. Einzig der lang anhaltende Regen und die niedrigen Temperaturen vermögen die Idylle zu stören.

Headbangers Freitag – 10. Juli 2009

Los geht’s mit dem Opener MORTJURI aus Jena, welche mit melodischem Death Metal zu überzeugen wissen. Erste Besucher kommen vor die Bühne gekrabbelt und bangen sich in Fahrt. Neben 'Death - But Not For You', 'At L(e)ast We Reach The Sky' wird auch der Klassiker 'Wintersturm' ausgepackt. Daumen hoch für die sympathischen Rocker aus Thüringen.

Weiter geht die Reise nach Sachsen-Anhalt. BLASTING STORM betreten die Bretter und rattern Death/Black Metal herunter, wobei ein wenig mehr Bühnenpräsenz wünschenswert wäre. Ganz anders sieht die Stimmung bei den knochenbrechenden Hardcore-Buben aus NRW aus: GROBER KNÜPEL bringen die Meute zum Toben. Eine Band, die sich nun wirklich nichts sagen lässt, sich über alles und jeden auskotzt und damit so richtig in die Ohren knüppelt. Das kommt an, und zum ersten Mal sieht man die Besucher förmlich ausrasten.

Wieder zurück in Sachsen-Anhalt grüßen RECAPTURE. Die Band überrascht mit der grunzenden Frontfrau Michelle from Hell (!), was sehr stark an ARCH ENEMY erinnert. Durchaus bemerkenswert, was aus zarten Frauenstimmen herauszuholen ist, aber musikalisch doch ein wenig eintönig. Die Fans sind jedoch begeistert und fordern eine Zugabe, die leider nicht erfüllt werden kann.

Anschließend wird es wieder melodischer mit GALADRIEL - nein, nicht aus "Herr der Ringe", sondern aus der Slowakei. Der Dark Metal, welcher mit einer süßen Frauenstimme bezaubert, bietet eine gelungene Abwechslung zum Vorherigen. Leider meint es Petrus nicht gut mit uns und lässt es aus Kübeln regnen, was auch dazu führt, dass einige wasserscheue Kätzchen den Weg ins Bierzelt suchen.

Mit WANDAR und GORATH wird im Anschluss die Black-Metal-Keule geschwungen und jedem mittlerweile nassen Besucher ein ordentlicher Arschtritt verpasst, bevor die Gäste in den düsteren Wald schwirren.

Headbangers Samstag – 11. Juli 2009

Es ist immer noch kalt, nass, windig, und die Fans stehen noch ein wenig unmotiviert und verkatert in der Gegend rum, während Bands wie PRIMING PRESSURE, PIRATES OF ACHERON oder DISEASED GHOUL die Stimmung einzuheizen versuchen.

Zeit für KINGDOM OF SALVATION. Die rotzigen Jungs aus Leverkusen vermögen die Metalheads mit Thrash/Death Matal zu beglücken. Sänger und Gitarrist Jussi erinnert ein wenig an Schreihals Alexi von CHILDREN OF BODOM, was in dem Fall nicht negativ, sondern eindeutig positiv zu bewerten ist. Cool rockt er die Bühne und bringt die Fans zum Feiern.

Weiter geht es mit PROFANATION die brutal in die Gitarren hauen und reinen Death Metal ertönen lassen. Im Anschluss finden ALTUM ATRAMENTUM, DELTA CEPHEID und MOR DAGOR den Weg zur Bühne und halten die Stimmung auf einem hohen Level.

DRAGONSFIRE aus Hessen sorgen mit ihrem Heavy Metal für eine willkommene Abwechslung. Alles pogt, feiert, trinkt, und das bei anhaltendem Regen. Prost, sage ich da nur! Die Torgauer Death-Metal-Band DAWN OF FATE ist ein weiteres "Ziehkind" von Veranstalter Thomas Richter, der dabei durchaus auf den gewachsenen Kultstatus bei den angereisten Fans bauen kann. So ist die Stimmung gigantisch und scheinbar kaum zu überbieten.

Doch die Rechnung war noch ohne CLITEATER gemacht. Die Jungs aus den Niederlanden sorgen für eine ausgelassene Partystimmung. Die Fans stürmen die Bühne, und einige nutzen die Gelegenheit, um sich zu entblößen. "Put it up, it's scary", meint Sänger Joost, und zack sind die Höschen wieder da, wo sie hingehören. Brav!

Neben einen Circle Pit darf bei dieser Band auch der Moshpit nicht fehlen. Alles verwandelt sich in ein chaotisches Durcheinander, und die Haare fliegen nur so durch die Gegend. Also wenn das die schlafenden Wildschweine nicht weckt, dann weiß ich auch nicht weiter.

Den krönenden Abschluss bilden DARK FORTRESS. Die bösen Burschen aus Landshut geben alles und verwandeln die ländliche Idylle in eine erschreckende Hölle. Düsterer Black Metal, unter anderem von ihrem neuesten Werk "Eidolon", tönt aus den Boxen und lässt den Nacken der Fans noch einmal brechen, bevor die Metalheads in die nasskalte Nacht entlassen werden.

Fazit: ein rundum gelungenes Festival, familiäre Stimmung, und eine Location mitten im Grünen, die endgültig zum absoluten Insidertipp mutiert ist und nächstes Jahr durchaus auch gutes Wetter verdient hat. In diesem Sinne: Wir sehen uns auf dem In Flammen Open Air 2010!
[Gastautorin Christin Kersten]

Redakteur:
Enrico Ahlig

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