In Slumber - Innsbruck

10.07.2007 | 23:14

07.07.2007, P.M.K.

Dass der 7.7.2007 irgendwie ein lustiges Datum ist, finden wohl auch die Veranstalter der Bühne Innsbruck, die ihren regelmäßigen Underground-Konzertreigen spontan von "100% Underground" in "777% Underground" umtaufen und für faire sieben Euro Eintritt zum Headbangen im kleinen P.M.K- Club einladen. Und dass der Abend dann für manche Anwesende erst um sieben Uhr Morgens endet, ist purer Zufall - und eine andere Geschichte.

Und nein, es spielen nicht sieben Bands an diesem Abend, vier reichen völlig, um die Nackenmuskulatur anzustrengen und den kleinen Club aufzuheizen. Den Anfang machen dabei die lokalen Thrasher SYRUS, die spontan für die entfallenen Schweizer LORDREN einspringen, die mit ihrem Old-School-Sound auf einige offene Ohren stoßen und so die eh schon saunahaften Temperaturen noch etwas in die Höhe schrauben. Schade nur, dass Sänger Mikey im Gegensatz zu seinen Mitstreitern eher schüchtern wirkt und die Ansagen ins Mikro flüstert. Denn auch wenn ich jetzt nicht wirklich ein Fan von altem Thrash-Sound bin: Dafür, dass SYRUS erst im April 2007 ihren ersten Gig hatten, wirken sie doch ganz routiniert auf der Bühne und haben auf jeden Fall Potential, sich weiterzuentwickeln.

Bunt gemischt ist das heute Abend, denn danach kloppen THE SKY IS OURS extrem uninspirierten Metalcore aus den Boxen, der in der Form von bekannten Größen wie CALIBAN oder KILLSWTICH ENGAGE stammen könnte. Schlecht gespielt ist das auf keinen Fall, und ich würde fast behaupten, dass die Jungs spielerisch nach IN SLUMBER am meisten drauf haben, nur ist diese Art von 08/15-Metalcore einfach schon sooo ausgelutscht, dass man sich bei jedem Song an ein Cover der eben genannten Genre-Helden erinnert fühlt. Aber die Burschen sind noch Jung, und wenn sie die musikalische Ausrichtung mit etwas mehr Eigenständigkeit würzen, dann kann aus THE SKY IS OURS sicher ein großes Ding werden. Den Nerv der Zeit treffen sie auf jeden Fall ...

... ganz anders als OBSIDIA, die mich spontan 10 Jahre in die Zeit zurück versetzen und mich an die Glanzära des Gothic-Metals erinnern, Marke THEATRE OF TRAGEDY mit Engelsgesang. Sängerin Lucrezia verfügt zwar über eine wirklich akzeptable Stimme, diese ist allerdings nicht jedermanns Sache, da die hübsche Dame doch sehr speziell und sehr hoch vor sich hinträllert und das zumindest mir zu viel des Guten ist. Auch die Drums sind noch etwas holprig, vor allem wenn es bei den Blastbeat-Parts mal schneller wird. Dass die Sache mit dem Engelsgesang und dem Gegrunze auch nichts Neues mehr ist, verzeiht man der sympathischen Band aber gerne, denn die Kompositionen gehen in eine gute Richtung, sind keine reine Nachmacherei von bekannten Gothic-Metal-Bands und beweisen ein Gespür für gute Melodien. Mit ein bisschen mehr Routine und vielleicht etwas mehr Abwechslung in den Gesangspassagen könnten sich OBSIDIA durchaus einen Platz am heimischen Gothic-Metal-Markt sichern.

Nach Thrash, Metalcore und Gothic Metal gibt's jetzt den Leckerbissen für alle Death-Metal-Fans in Form von IN SLUMBER! Die Linzer werden von Anfang an abgefeiert, und als mit 'One Bullet For One Aeon' vom neuen Album "Scars: Incomplete" gleich mächtig Druck gemacht wird, ist die Meute im P.M.K. nicht mehr zu halten. Unglaublich, was da für eine Energie frei gesetzt wird, und vor allem die neuen Stücke werden vom heimischen Publikum abgefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. In den ersten Reihen bilden sich immer wieder Moshpits, die Leute sind gut drauf und die familiäre Stimmung trägt zur guten Laune bei. Hier kennt jeder jeden, die Bühne ist so klein, dass man fast mit den Musikern auf einer Augenhöhe ist und zumindest in der ersten Reihe mehr als einmal die Haarpracht von Sänger Wolfi, Gitarrist Simon oder Bassist Manuel ins Gesicht bekommt. Die drei Herren posen an vorderster Front um die Wette und müssen sich schon zusammenreißen, um sich nicht in ihrer Spielfreude gegenseitig über den Haufen zu rennen. Ein besonderes Highlight ist das groovige 'All Demons Entwine Me', wo IN SLUMBER ihren Hang zu genialen Ohrwurm-Melodien ausleben und mit einem Mördergroove zum Headbangen aufrufen. Genial! Dabei wird auch wieder mal klar, dass die neuen Songs eindeutig besser ankommen als das alte Material, das zwar auch gut abgefeiert wird, aber wohl weniger bekannt ist. Mit 'Scars: Incomplete' und 'Seduce My Sentenced Pain' verlassen IN SLUMBER schweißgebadet die Bühne und Wolfi ruft noch zum Saufen in der Innsbrucker Abyss Bar auf - ein Tipp, der von vielen Anwesenden dankend angenommen wird ... bis die Sonne aufgeht! Die nächste Melodic-Death-Metal-Sensation kommt jetzt mal aus Österreich und nicht aus Schweden. ;-)

Redakteur:
Caroline Traitler

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