KADAVAR, MANTAR und DEATH ALLEY - Wien
12.11.2017 | 14:1528.10.2017, Flex
Ein Drummer als Blickfang und ein abwechslungsreiches Programm.
Anlässlich der Veröffentlichung ihres aktuellen Drehers "Rough Times" gastiert das veröffentlichungs- wie auch spielfreudige Berliner Trio KADAVAR im einziehenden Herbst des Jahres erneut auf diversen Bühnen Europas. Mit im Gepäck hat man die niederländischen Heavy / Retro-Rocker DEATH ALLEY und das norddeutsche Extremisten-Duo MANTAR, die beide auf ordentliche Resonanz stoßen und, wie nicht zuletzt auf Grund des Merch-Absatzes erkennbar ist, wohl auch einige neue Fans in Wien rekrutieren konnten.
Während die vom früheren THE DEVIL’S BLOOD-Gitarristen Oedy Beydals angeführten DEATH ALLEY aufgrund der stilistischen Nähe zum Headliner in etwa dieselbe Klientel anzusprechen scheinen, sorgen die Kollegen aus dem Bremer Umland wie schon auf Tonträger für eher polarisierende Meinungen. Ein großer Teil der Zuseher weiß die herbe, pechschwarze Melange des Duos (mehr Hingabe geht kaum!) allerdings zu schätzen und eines steht zudem fest: Man muss MANTAR nicht mögen, entziehen kann man sich dem Duo aber auch nur ganz, ganz schwer.
Als der Headliner um 21:15 die Bretter entert, ist der Laden zwar gut, im Vergleich zum Gig der nur wenige Wochen zuvor hier gastierenden Kollegen GRAVEYARD aber doch nur eher locker gefüllt. Der Sound ist von Beginn an ordentlich, einzig der Bass von "Dragon" erweist sich zunächst als etwas übersteuert. Nach einigen Songs (die Setlist erweist sich als gut ausgewogene Mischung aus älteren und brandaktuellen Nummern) hat der Soundmann das jedoch auch im Griff, ihm gebührt in Summe ebenso Extra-Lob wie dem Licht-Techniker, der die Bühne in stimmigen, warmen Farbschattierungen auszuleuchten weiß. Als Höhepunkte der in Summe gut 80 Minuten entpuppen sich die auch live perfekt funktionierende, neue Hymne 'Die Baby Die', der unglaublich drückende "Oldie" 'Doomsday Machine' sowie das Finale in Form von 'Tribulation Nation' und 'Purple Sage'.
Diese Nummern – beide ohnehin bereits mit heftiger Psychedelic-Schlagseite ausgestattet - versetzen das Auditorium nicht zuletzt durch die entsprechende optische Umsetzung und eine ebenso gelungene, wie intensive Jam von Drummer "Tiger" und "Dragon" als Überleitung in einen fast Tranceartigen Zustand und sorgen am Ende für entsprechend euphorische Beifallsbekundungen und Zugabe-Rufe.
Denen kommt das Trio, das von einem zwar nicht unbedingt redseligen, dafür aber zumindest pointiert kommentierenden (auch wenn das hierzulande nur selten verwendete "Oder was?" als Schluss jedes Satzes nicht so deutlich zur Wirkung kommt) sowie unglaublich hingebungsvoll solierenden (diverse HENDRIX-Reminiszenzen inklusive) und singenden Frontmann "Lupus" angeführt wird, gerne nach und kredenzt neben einem THE DAMNED-Cover noch 'Come Back Life'.
Dennoch ist es weniger "Lupus", als sein nicht umsonst nach einem Raubtier benannter Kumpel hinter dem Drum-Kit, der sämtliche Blicke auf sich zieht. Zum einen, weil dieses "Viech" sein minimalistisch wirkendes Kit nach allen Regeln der Kunst vermöbelt und dabei völlig locker wirkt, ständig ins Auditorium grinst und animierend gestikuliert. Und zum anderen, weil der in der Mitte der Bühne agierende Kerl offenbar einen Ventilator aus dem Fundus von David Coverdale anno "1987" verwendet und so einen schlichtweg genialen optischen Eindruck hinterlässt. Kurzum, eine feine Sache, die beim nächsten Mal gerne in einer größeren Location über die Bühne gehen darf!
Setliste: Rough Times; Skeleton Blues; Doomsday Machine; Pale Blue Eyes; Black Sun; Into the Wormhole; Living in Your Head; The Old Man; Die Baby Die; Forgotten Past; All Our Thoughts; Tribulation Nation; Purple Sage; Zugabe: New Rose; Come Back Life- Redakteur:
- Walter Scheurer