KATZENJAMMER - Wiesbaden

08.04.2015 | 20:07

21.03.2015, Schlachthof

Frauenpower aus Norwegen im Viererpack!

Eigentlich kenne ich von dieser Band genau zwei Titel: 'Rock-Paper-Scissors' und 'I Will Dance'. Die wurden nämlich im Radio rauf- und runtergespielt. Und natürlich habe ich schon so viel von ihren spektakulären Live-Auftritten gehört, dass ich einfach neugierig bin. Also ab nach Wiesbaden, um mir ihre ''Rockland-Tour'' anzusehen. Bis auf Mannheim sind bis zu diesem Zeitpunkt übrigens alle Deutschland-Konzerte ausverkauft. Seit diesem Abend weiß ich auch, warum.

Warum ihre Musik als ''Folk-Rock'' bezeichnet wird, erschließt sich mir allerdings nicht so ganz. Vielleicht, weil unter anderem auch ein Banjo oder ein Akkordeon zum Einsatz kommen? Meiner Meinung nach gehört die Musik, oder zumindest das, was an diesem Abend geboten wird, größtenteils in die Kategorie ''Rock''.

Aber von Anfang an. Vom Parkplatz aus fällt mein Blick auf eine mehrere hundert Meter lange Menschenschlange, die auf den Einlass wartet. Gleich nachdem wir unsere Tickets bekommen haben, gerät die Schlange in Bewegung. Wir beschließen, einfach zu warten, bis das Ende bei uns angekommen ist. Nach gut zwanzig Minuten ist allerdings das Ende noch immer nicht in Sicht und so mogeln wir uns mit hinein. Der Schlachthof ist schon gut gefüllt, alle guten Plätze vor der Bühne sind besetzt. Publikumsmäßig ist alles vertreten, von kleinen Kindern bis zu älteren Semestern.

Doch bevor wir uns an KATZENJAMMER erfreuen können, gehört die Bühne einer jungen Frau, die sich uns mit einem Keyboarder und einem Gitarristen präsentiert. INE HOEM ist ihr Name. Sie kommt ebenfalls aus Norwegen, hat wirklich eine wunderschöne, klare Stimme und in ihrem zarten, weißen Kleid präsentiert sie gefühlvolle Balladen. Ich muss gestehen, ich bin angenehm vom Publikum überrascht, das zumindest im vorderen Teil wirklich zuhört und auch ordentlich applaudiert. Auch INE HOEM bedankt sich bei den Zuhörern dafür, dass sie tatsächlich auch zugehört haben. Gemessen an dem, was folgt, ist sie allerdings wirklich das reine Kontrastprogramm. Sie verabschiedet sich nach fünf Songs und bekommt einen sehr freundlichen Schlussapplaus.

Mittlerweile ist die Halle noch voller geworden und alle warten gespannt und ungeduldig auf KATZENJAMMER. Aber noch ist Geduld angesagt, auch wenn zwischendurch einige Pfiffe und Rufe ertönen. Wir müssen uns bis 21 Uhr gedulden, aber als die Mädels dann auf die Bühne kommen, gibt es kein Halten mehr und der Schlachthof tobt. Anne Marit Bergheim, Solveig Hello, Turid Jørgensen und Marianne Sveen wirbeln während des ganzen Auftritts über die Bühne, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll und wer wann welches Instrument spielt. Und sie haben jede Menge Instrumente dabei, dafür sind sie ja berühmt. Ich habe auch das Gefühl, dass jede von Ihnen jedes Instrument spielen kann. Am auffälligsten ist eine Bass-Balalaika, die mit einem stilisierten Katzengesicht bemalt ist. Ansonsten gibt es noch Akkordeon, Mandoline, Schlagzeug, Mundharmonika, Banjo, Trompete, Ukulele, Glockenspiel und Gitarren – ob ich alle aufgezählt habe, weiß ich allerdings nicht. Nicht zu vergessen das kleine, pinkfarbene Mini-Klavier, das bei 'My Own Tune' und 'Shine Like Neon Rays' seinen Einsatz hat.

Die Instrumente wechseln wie die Rhythmen, die von Pop, Blues, Jazz und Country bis hin zu Rock 'n' Roll reichen. Auch stimmlich gibt es rein gar nichts zu meckern. Die Damen sprühen vor Temperament, ob im Solo- oder Chorgesang. Marianne Sveen hat übrigens eine Rock-Soul-Röhre, dass man beim Zuhören schon mal richtig Gänsehaut bekommt. Langeweile bei dem zweistündigen Auftritt? Fehlanzeige! Selbst wenn es mal etwas ruhiger zugeht. Wobei ruhig auch wieder relativ ist.

Sobald die ersten Töne von 'Old De Spain' ertönen – der erste Titel vom Album ''Rockland'' – ist die Wartezeit vergessen und das Publikum spendet erst einmal heftigen Applaus. Die Mädels betreten strahlend die Bühne und man hat das Gefühl, dass jetzt eine große Party beginnen wird. Und wir werden nicht enttäuscht. Bei 'Rock-Paper-Scissors' grölen bestimmt alle in der Halle mit, es wird getanzt (sofern das im Gedränge überhaupt möglich ist) und gelacht, überall sieht man lachende Gesichter. Das ändert sich auch während der ganzen Show nicht, die Anwesenden – ob auf oder vor der Bühne – haben eindeutig ihren Spaß.

Die Band präsentiert das komplette Album ''Rockland'', zwischendurch aufgelockert durch ältere Songs. Ein weiterer Mitgröler ist natürlich auch 'I Will Dance'. So geht es fast Schlag auf Schlag weiter, zum Atemholen ist nicht wirklich Zeit, bis die Vier nach fast zwei Stunden nach 'Hey Ho On The Devil's Back' unter riesigem Applaus die Bühne verlassen.

Natürlich dürfen die Zugaben nicht fehlen, die vom Publikum auch laustark eingefordert werden. Und die Damen lassen sich auch nicht allzu lange bitten, sondern kommen flott wieder auf die Bühne geeilt. Zuerst hören wir das etwas ruhigere 'Lady Marlene', bevor es eine Genesis-Coverversion von 'Land Of Confusion' gibt. Klingt ungewöhnlich, aber toll. Als allerletzten Rausschmeißer gibt es dann 'Ain't No Thang', der dem Publikum noch ein allerletztes Mal alles abverlangt.

Fazit: Es hat sich definitiv gelohnt, sich diese Show anzusehen! Nicht nur der Unterhaltungswert und die vielen unterschiedlichen Musikstile haben Spaß gemacht, auch das, was die vier Damen instrumententechnisch und stimmlich auf die Beine stellen, fordert allerhöchsten Respekt. KATZENJAMMER ist eine tolle Liveband, die man sich unbedingt einmal ansehen sollte.

Setliste: Old De Spain, Ouch, Curvaceous Needs, Rock-Paper-Scissors, My Own Tune, Flash In The Dark, Driving After You, My Dear, I Will Dance, Bad Girl, Lady Grey, Rockland, God's Great Dust Storm, Mother Superior, Demon Kitty Rag, Oh My God, Shine Like Neon Rays, A Bar In Amsterdam, Hey Ho On Devil's Back; Zugabe 1: Lady Marlene, Land Of Confusion; Zugabe 2: Ain't No Thang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Redakteur:
Hannelore Hämmer

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