KNOCK OUT-FESTIVAL 2024 - Karlsruhe
07.01.2025 | 23:3714.12.2024, Schwarzwaldhalle
Harte Kost in der Fächerstadt.
Das KNOCK OUT-FESTIVAL in Karlsruhe findet heuer zum 15. Mal statt. Um das Jubiläum standesgemäß zu feiern, haben die Veranstalter von der Bottom Row Agentur eine ordentliche Geburtstagsfeier auf die Beine gestellt. Neben einem amtlichen Billing mit BLIND GUARDIAN an der Spitze, wurde auch der Food-Bereich erweitert, indem man dieses Mal die an die Schwarzwaldhalle angrenzende Messehalle komplett mit einbezogen hat. Hier gibt es kulinarisch alles was das Herz begehrt und man hat auch mal die Möglichkeit, sich für ein paar Minuten hinzusetzen, was das Festival gerade auch für die ältere Generation interessant macht. Mehr Komfort geht eigentlich nicht mehr. Zusätzlich gibt es zahlreiche Sonderaktionen, wie die Metal-Karaoke von SOUNDCHECK ONE oder die Bildausstellung des Coverkünstler THOMAS EWERHARD.
Bereits im letzten Jahr hat das KNOCK OUT-FESTIVAL Zuwachs in Form des ROCK OUT-FESTIVALS in Augsburg bekommen. In diesem Jahr ist noch das POTT OUT-FESTIVAL in Bochum dazugekommen und alle drei Festivals bilden den sogenannten HARD CIRCLE. Das Line-Up ist jeweils das gleiche, das KNOCK OUT-FESTIVAL ist der Abschluss der Triologie und erneut heißt es "Sold Out" in Karlsruhe.
Pünktlich um 17.00 Uhr betritt mit Moderator Bernhard Weiß ein altbekanntes Gesicht die Bühne, um mit AXXIS seine eigene Band anzukündigen. Bernie war bereits bei der Erstauflage des KNOCK OUT-FESTIVALS im Jahr 2005 mit AXXIS am Start und fungiert zudem schon seit Jahren als Moderator in Karlsruhe. Selbst eine hartnäckige Erkältung konnte den sympathischen Frontmann nicht davon abhalten, die Anmoderationen durchzuführen. AXXIS ist aktuell auf Abschiedstour, da Keyboarder und Gründungsmitglied Harry Oelers zum Jahresende seinen Ausstieg bekanntgegeben hat. In welcher Form es mit AXXIS weitergeht, erschließt sich mir aktuell noch nicht so recht. Auch Bernie sprach heute Abend davon, dass der Harry keine Lust mehr hat, soweit so gut. Lassen wir uns doch einfach mal von der Zukunft von AXXIS überraschen.
Die Aufgabe als Anheizer erfüllt AXXIS gewohnt souverän und die schon sehr gut gefüllte Halle lässt sich auch innerhalb kurzer Zeit von der guten Laune des redseligen Sängers anstecken. Die Show fühlt sich für mich irgendwie nicht wie ein Abschied an und ich genieße es, die alten Stücke wie 'Living In A World', 'Heaven In Black', 'Touch The Rainbow' oder 'Kingdom Of The Night' noch einmal live zu erleben. Vielleicht gibt Harry ja doch noch seinen Segen und Bernie darf mit den restlichen Jungs unter dem Banner AXXIS weitermachen. Ich möchte ehrlich gesagt nicht auf die Musik von AXXIS verzichten und ich bin der Meinung, dass die Band auch ohne Harry durchaus eine Daseinsberechtigung hat, solange Bernhard Weiß noch in der Band ist. Daher sage ich einfach mal "Auf Wiedersehen!".
Setliste: Little Look Back; Coming Home; Moonlight Bay; Tales Of Glory Island; Touch The Rainbow; Heaven In Black; Living In A World; Kingdom Of The Night
Nach der obligatorischen Umbaupause geht es mit DYNAZTY weiter. Die Schweden sind mir bisher noch nicht livehaftig begegnet, lediglich Frontmann Nils Molin habe ich in diesem Jahr schon einmal mit AMARANTHE gesehen. Gerade das 2020er Album "The Dark Delight" hat es mir zuletzt sehr angetan und dementsprechend groß ist meine Vorfreude auf die Stockholmer. Musikalisch wandte sich das Quintett über die Jahre immer mehr vom klassischen Hardrock ab und das neue Material würde ich eher in die Schublade melodischer Powermetal einordnen. Wie auch schon bei AMARANTHE, sticht der gelockte Barde nicht nur optisch hervor, sondern verfügt auch über ein beachtliches Stimmvolumen und eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz.
Zum Einstieg in den Abend gibt es mit 'Fortune Favors The Brave' gleich einen bislang noch nicht veröffentlichen Song und auch das folgende 'Game Of Faces' ist ein Vorgeschmack auf das neue gleichnamige Album, welches Mitte Februar 2025 erscheinen wird. Der Sound ist zu dieser frühen Stunde erstaunlich gut, das hat man auf Festivals auch schon anders erlebt. DYNAZTY hat im Vergleich zu AXXIS noch einen Gang höher geschaltet und rockt die Schwarzwaldhalle. Meine persönlichen Highlights sind 'Waterfall', 'Presence Of Mind' und der Rausschmeißer 'Heartless Madness'. Ein gelungener Auftritt der Lust auf mehr macht, sauber meine Herren!
Setliste: Fortune Favors The Brave; Game Of Faces; Natural Born Killer; Waterfall; Devilry Of Ecstasy; Presence Of Mind; The Human Paradox; Heartless Madness
Mit H.E.A.T. folgt die zweite schwedische Band des Abends und stilistisch bewegen sich die Jungs eher im Hardrockbereich. Leider kann der etatmäßige Gitarrist Dave Dalone krankheitsbedingt nicht auftreten und kurzfristig spring DYNAZTY-Gitarrist Love Magnusson für ihn ein. Bei Dave ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse zurückgekehrt, die es ihm aktuell unmöglich macht, auf der Bühne zu stehen. Get well soon, Dave! Bei H.E.A.T. schwingt nach dem Ausstieg von Erik Grönwall seit Ende 2020 wieder Kenny Leckremo den Mikroständer, der schon von 2007 bis 2010 Vorturner der Band war. Leckremo ist im Vergleich zu Grönwall der deutlich agilere Frontmann, flitzt nahezu ununterbrochen auf der Bühne umher und post wie zu den goldenen Hairsprayrockzeiten.
Gesanglich hat mir bisher immer Grönwall besser gefallen, wobei beide Sänger ihre Stärken und Schwächen haben. Die für heute ausgewählten Songs passen für mich wie Arsch auf Eimer und bieten reichlich Gelegenheit zum Abfeiern. Wie schon beim letztjährigen Gastspiel mit ECLIPSE, wissen die Skandinavier mit ihrer dynamischen Show zu gefallen. Die einprägsamen Refrains werden vom Publikum tatkräftig mitgesungen und Leckremo begeistert offenbar nicht nur die Damenwelt in Karlsruhe. Herausragend fand ich gerade den Opener 'Back To The Rhythm' und das schmissige 'Hollywood'. Das ursprünglich als letztes Stück vorgesehene 'Dangerous Ground' ist aufgrund von Verzögerungen beim Umbau leider hinten runtergefallen, so dass der Abend etwas abrupt endet. H.E.A.T. hat dennoch mal wieder ordentlich Eigenwerbung betrieben und überzeugt auf ganzer Strecke. Well done.
Setliste: Back To The Rhythm; Rock Your Body; Hollywood; Downtown; One By One; Beg Beg Beg; Living On The Run; 1000 Miles
Um GAMMA RAY ist es in den letzten Jahren recht still geworden. Durch den Wiedereinstieg von Mastermind Kai Hansen bei HELLOWEEN im Jahr 2021 und den daraus resultierenden Tourneen, ruhte die Band quasi. Als im Frühjahr 2024 wieder die ersten Shows in Südamerika anstanden, konnten leider Gitarrist Henjo Richter und Schlagzeuger Michael Ehre krankheitsbedingt nicht mit von der Partie sein. Henjo wurde als Fußgänger von einem Auto angefahren und hat seither noch Probleme beim Heilungsprozess. Michael wurde am Blinddarm operiert, auch hier gab es Probleme beim Heilungsverlauf und eine weitere Operation war notwendig. Wie schon im Frühjahr ersetzen Gitarrist Kasperi Heikkinen (BEAST IN BLACK) und Schlagzeuger Michele Sanna die Beiden. Lediglich Bassist Dirk Schlächter ist noch vom alten Line Up dabei.
Das letzte Mal, dass ich GAMMA RAY live gesehen habe, war 2009 ebenfalls auf dem KNOCK OUT-FESTIVAL, damals noch in der Europahalle. Seit 2015 ist Sänger Frank Beck als hauptamtlicher Sänger mit an Bord und verschafft somit Kai Hansen wesentliche Entlastung und mehr Freiheiten. Mal schauen, wie sich all die Veränderungen auf die Show auswirken. Die Messlatte nach H.E.A.T. liegt etwas höher und das Publikum ist bereits in Feierlaune. Nach dem Abklingen des Intros steigt GAMMA RAY gleich mit 'Land Of The Free' und 'Last Before The Storm' voll ein und sorgt schlagartig wieder für gute Stimmung im Publikum. Die Neuen machen ihren Job ordentlich und Kai Hansen nutzt die neuen Freiräume für das eine oder andere Gitarrensolo.
Nichts gegen Frank Beck, er macht seine Sache nicht schlecht, aber mit Kai Hansen am Gesang hat mir GAMMA RAY besser gefallen. Es ist aber auch nicht leicht, einen Fan der ersten Stunde von HELLOWEEN und insbesondere von Kai Hansen, vom Gegenteil zu überzeugen. Dessen Ausstrahlung haben nicht viele und er zählt für mich nach wie vor zu den Ikonen des Heavy Metals in Deutschland. Die Songauswahl gefällt mir gut, allerdings hätte man gerne diese neue spacige Version 'Somewhere Out In Space' durch 'Valley Of The Kings' ersetzen können. Das ist aber lediglich mein persönlicher Geschmack und das abschließende 'Heaven Can Wait' entschädigt mich wieder ein wenig. Das Publikum feiert GAMMA RAY nach dem Ende noch ausgiebig und Kai Hansen verteilt fleißig Gitarrenplektren an die Fans. Trotz der ganzen Veränderungen war es doch mal wieder schön GAMMA RAY zurück auf der Bühne zu sehen.
Setliste: Welcome; Land Of The Free; Last Before The Storm; Empathy; Master Of Confusion; One With The World; Induction; Dethrone Tyranny; Rebellion In Dreamland; Somewhere Out In Space; Heaven Can Wait
Wer hätte das damals gedacht, als KISSIN' DYNAMITE im Jahr 2008 auf dem BANG YOUR HEAD!!! in Balingen das erste Mal auftrat, dass die fünf Buben aus dem Schwabenländle mal so die Massen begeistern werden? Der imposante Bühnenaufbau mit mehreren Ebenen und zwei Treppen, lässt schon so einiges erahnen. Mit 'Back With A Bang' startet das bunte Treiben, die Band ist komplett hinter Schlagzeuger Sebastian Berg aufgereiht und post in bester Rockstarmanier. Dass KISSIN' DYNAMITE die Halle rockt, steht für mich eigentlich nicht zur Debatte, alles andere hätte mich doch sehr verwundert. Denn dass man es drauf hat, hat man schon mehrfach in den letzten Jahren bewiesen. Mit dem folgenden 'DNA' und 'No One Dies A Virgin' kommt die Party erst so richtig in Gang.
Die Jungs lassen wirklich keine Pose aus und spulen routiniert ihr Programm ab. Ob zu viert gleichmäßig im Takt in bester SCORPIONS-Manier wippend oder allein hinter dem Schlagzeug, Sänger Hannes beherrscht alle Rockstarposen aus dem Effeff und hat das Publikum fest im Griff. Ob mit Krone und Zepter auf dem Thron wie bei 'I Will Be King' oder im Schlauchboot über den Köpfen des Publikums unterwegs, es wird kein Klischee ausgelassen. Passend zu den jeweiligen Songs wird auch immer wieder das Bühnenbild geändert und erstmalig so richtig Show gemacht. Aber nicht nur visuell gehört KISSIN' DYNAMITE mittlerweile der 1. Liga an, auch das Songwriting ist mittlerweile dort angekommen. In allen Belangen haben die Jungs ordentlich zugelegt und werden uns sicherlich noch viel Freude bereiten. Für mich auf jeden Fall ein würdiger Co-Headliner, wenn nicht sogar der Gewinner des Abends!
Setliste: Back With A Bang; DNA; No One Dies A Virgin; I've Got The Fire; My Monster; I Will Be King; Only The Dead; The Devil Is A Woman; Six Feet Under; Not The End Of The Road; You're Not Alone; Raise Your Glass
Zu später Stunde, genauer gesagt um zwanzig vor Zwölf, kommt als krönender Abschluss BLIND GUARDIAN auf die Bühne. Erstaunlicherweise ist es nicht mehr ganz so voll und einige der Zuschauer haben wohl nach über acht Stunden Festival vielleicht doch schon aufgegeben. Mir ergeht es da fast nicht anders. Eines ist klar, der ganz große Zirkus wie bei KISSIN' DYNAMITE ist bei den Krefeldern sicherlich nicht zu erwarten. Ein Blick auf die Setliste lässt dennoch einen stimmungsvollen Abschluss erwarten. BLIND GUARDIAN verzichtet auf spektakuläre Einlagen und lässt die Musik für sich allein sprechen. Ansonsten hat man ja mit Sänger Hansi Kürsch noch einen Frontmann, der es wie kein zweiter versteht, den anspruchsvollen Guardian-Fan zufriedenzustellen.
Ganz so sattelfest bin ich bei BLIND GUARDIAN allerdings nicht, mir sind die Kompositionen oftmals zu vertrackt. Nicht, dass ich das Material nicht gut finde, aber so richtig ist der Funke bei mir nie übergesprungen. Der Einstieg mit 'Imaginations From The Other Side' und dem Banger 'Blood Of The Elves' hat aber auch mich überzeugt und nochmals letzte Kraftreserven aktiviert. Etwas gemütlicher und eher zum Mitsingen geeignet kommt 'Nightfall' daher. Die Songauswahl ist mehr auf die breite Masse ausgelegt und manch ein Die-Hard-Fan wird sicherlich noch das Fehlen des einen oder anderen Stückes bemängeln. Für mich ist die Songauswahl genau der richtige Ansatz, um sich doch mal wieder etwas intensiver mit dem Material von BLIND GUARDIAN auseinanderzusetzen. Alles in allem ein solider Auftritt des Headliners. Zu meinen Highlights zählen 'Imaginations Of The Other Side', 'Nightfall', 'Bright Eyes' und natürlich 'The Bard's Song'.
Setliste: Imaginations From The Other Side; Blood Of The Elves; Nightfall; Banish From Sanctuary; Violent Shadows; Time Stands Still (At The Iron Hill); Bright Eyes; Into The Storm; The Bard's Song - In the Forest; Majesty; Lord Of The Rings; Valhalla; Mirror Mirror
Die fünfzehnte Auflage des KNOCK OUT-FESTIVALS ist damit in "trockenen Tüchern" und der Erfolg gibt den Veranstaltern recht. Trotz POTT OUT- und ROCK OUT-FESTIVAL ist das KNOCK OUT wieder einemal ausverkauft und ist für mich eine durchaus fanfreundliche Veranstaltung, die allerlei Komfort bietet. Wer über die Preise meckert, soll erstmal versuchen, selbst eine vergleichbare Veranstaltung auf die Beine zu stellen und dann noch kostendeckend zu wirtschaften. Ich bin auf jeden Fall gerne wieder im nächsten Jahr mit dabei.
Fotocredit: Frank Hameister
- Redakteur:
- Frank Hameister