King Diamond - Nürnberg

12.09.2006 | 12:03

07.06.2006, Hirsch

Es gibt Bands wie AMON AMARTH, FINNTROLL, PRIMAL FEAR, SAXON, U.D.O. und DORO, die fast an jeder Steckdose spielen, und auf kaum einem Festival ist man vor ihnen sicher. Und dann gibt es Bands wie KING DIAMOND, die man in den letzten Jahren kaum zu Gesicht bekommen hat. Da war es dann natürlich klar, dass ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen durfte, denn wer weiß, wann sich der "König" mal wieder hier blicken lässt, und so mache ich mich am 7. Juni auf den Weg nach Nürnberg. KING DIAMOND sind natürlich nicht allein durch Europa unterwegs (wobei, hätte das irgend jemand gestört?), sondern hatten sich mit den beiden norwegischen Bands GRIFFIN und THUNDERBOLT gleich zwei Vorbands ins Tour-Boot geholt.

Den Anfang machen an diesem Abend dann zunächst GRIFFIN, die mit 'Fleet Street Superstars' auch gleich einen recht ordentlichen Einstieg erwischen. Man merkt zwar von Anfang an, dass die bislang noch sehr überschaubare Zuschauermenge eigentlich nur wegen KING DIAMOND hier ist, aber ein paar Leute lassen sich doch auf die Band ein, und so kommt wenigstens ein bisschen Stimmung auf. Mit 'Rest' vom immer noch aktuellen 2005er-Album "Lifeforce" geht es weiter, und diese Scheibe könnte auch der Grund gewesen sein, weshalb GRIFFIN auf den KING DIAMOND-Tour-Zug aufspringen konnten - immerhin hat sie kein Geringerer als Andy La Rocque produziert. Auch in der Folge springen die Norweger immer wieder zwischen dem vorletzten Album "No Holds Barred" und eben dem letzten Album "Lifeforce" hin und her, und so gibt es Nummern wie 'Praise The Rain', 'Dungeon', 'New Boss', 'Lifeforce' und 'The Sentence' zu hören. Mit der Zeit finden auch immer mehr Leute gefallen am Auftritt von GRIFFIN, doch so richtig springt der Funke erst über, als sie den JUDAS PRIEST-Klassiker 'Hell Bent For Leather' zum Besten geben. Dieses Stück soll aber nicht die einzige Cover-Version bleiben - nachdem es sich nämlich um das letzte Konzert in dieser Band-Konstellation ist, gesellen sich anschließend noch THUNDERBOLT dazu, und gemeinsam wird 'Wrathchild' von IRON MAIDEN gespielt. Sehr zur Freude des Publikums!

Nach dem Kurzauftritt zusammen mit GRIFFIN dürfen THUNDERBOLT danach natürlich auch noch "richtig" ran, und mit 'Days Of Confusion' vom 2003er-Debüt-Album "Demons And Diamonds" legen sie auch gleich ganz gut los. Das Publikum ist hier ebenfalls erst einmal eher abwartend eingestellt, und es ist auch nicht zu übersehen, dass die KING DIAMOND-Fans mit dem Song-Material von THUNDERBOLT nicht wirklich vertraut sind. Dies gilt insbesondere natürlich für die neuen Songs, wie zum Beispiel das anschließende 'Call Out The Lions', das zwar ganz gut aufgenommen wird, aber von wirklicher Begeisterung kann nicht die Rede sein. Dennoch lassen sich die Norweger nicht beirren und spielen nach der älteren Nummer 'Demons & Diamonds' in erster Linie Stücke vom neuen Album "Love & Destruction", das erst Ende Mai das Licht der Welt erblicken sollte. So gibt es nacheinander den Titelsong sowie 'Hi-Fidelity Heartbreak' und 'We Will Survive' zu hören, wobei Sänger Tony - im Übrigen ein Energiebündel vor dem Herrn - gerade beim zuletzt genannten Song das Publikum zum Mitsingen einlädt. Die Leute vor der Bühne machen auch gleich recht bereitwillig mit - zusätzlich animiert durch zwei Roadies, die sich zu Tony ans Mikrofon drängen (Ja, man merkt auch hier, dass es der letzte Gig in dieser Form ist...). Danach packen THUNDERBOLT noch einmal zwei ältere Songs aus, zum einen 'Lidless Eye', bei dem die "Oh, oh, oh"-Chöre natürlich noch einmal das Publikum fordern, und zum anderen 'Crucified', mit dem die Norweger schließlich auch ihren Auftritt beenden.

Die anschließende Umbaupause dauert dann etwas länger, aber es sind ja auch einige Vorbereitungen nötig, damit die Bühne eines Königs würdig ist. Zu allerletzt wird sogar noch ein großes Gitter aufgebaut, das Band und Publikum trennen soll - zumindest räumlich, denn der Stimmung tut dies überhaupt keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Das Publikum geht schon bei 'Funeral' begeistert mit, denn immerhin kann dieses Intro ja nur auf einen "Abigail"-Block hindeuten, wie man ihn auch schon vom Live-Album "Deadly Lullabyes" kennt. So ist es dann auch, und es geht mit 'Arrival' richtig los. King Diamond präsentiert sich dabei stimmlich in recht guter Verfassung, und auch die Band um Andy La Rocque gibt von Beginn an alles. Natürlich wird bei KING DIAMOND aber nicht nur großer Wert auf eine gute musikalische Vorstellung gelegt, sondern auch das "Drumherum" ist sehr wichtig. So steht auf der Bühne beispielsweise auch Abigails Sarg, und King Diamond hat die kleine Abigail in Form einer Puppe auf dem Arm. Vom ersten "Abigail"-Album gibt es dann gleich auch noch 'A Mansion In Darkness' und 'The Family Ghost' zu hören, und das Publikum vor der Bühne ist geradezu begeistert. In Form des nächsten Intros, 'Spare This Life', wird den Fans eine kurze Verschnaufpause gegönnt, bevor es mit "Abigail II" weitergeht. Dieses Album kommt dann mit 'Mansion In Sorrow' zum Zuge, und King Diamond wird hier bei der Darbeitung von einer Tänzerin unterstützt, die auch im weiteren Verlauf des Konzerts immer wieder in Erscheinung tritt. Mit dem Outro 'Sorry Dear' beenden KING DIAMOND den ersten Teil, und das angesprochene Gitter wird nun auch wieder beseitigt, so dass der Blick auf die Band nun endlich frei ist.
Der erste Song des zweiten Teils ist dann vielleicht eine kleine Überraschung, denn es wird zunächst der MERCYFUL FATE-Klassiker 'Come To The Sabbath' zum Besten gegeben (Ich persönlich habe mich darüber sehr gefreut, stelle mir andererseits natürlich aber die Frage, ob das ein Anzeichen dafür ist, dass wir von dieser Band in nächster Zeit nichts Neues zu erwarten haben. Eigentlich schade, aber glücklicherweise gibt es ja noch KING DIAMOND).
Danach folgt aber natürlich wieder Original-KING DIAMOND-Material, und zwar in Form von 'Eye Of The Witch'. Mehr gibt es von dem großartigen "The Eye"-Album leider nicht zu hören, und stattdessen darf Drummer Matt Thompson ein Schlagzeug-Solo spielen. Dabei kann man natürlich feststellen, dass der King ausschließlich sehr gute Musiker um sich schart - über die Klasse von Andy La Rocque, Mike Wead und Hal Patino brauchen wir ja gar nicht erst zu diskutieren -, aber mir wäre ein "richtiger" Song natürlich deutlich lieber gewesen. Wie auch immer - danach geht es ja wieder ganz in meinem Sinne weiter, denn es steht das immer noch aktuelle Album "The Puppet Master" aus dem Jahr 2003 auf dem Programm. Das bestens gelaunte Publikum darf sich dabei über 'Blood To Walk' und 'So Sad' freuen, und zum Abschluss dieses Konzertabschnitts gibt es noch das Outro 'Living Dead'. Hier tritt auch wieder die bereits angesprochene Tänzerin in Erscheinung, dieses Mal als des Kings "Lieblingsmarionette", und auch Livia Zita, die bislang lediglich als Background-Sängerin fungiert hat, steht nun im Rampenlicht.
Anschließend geht es aber wieder weit zurück in der KING DIAMOND-Historie, denn es folgt das Album "Conspiracy" bzw. der Song 'Sleepless Nights', bevor der Vorgänger "Them" in Form von 'Welcome Home' zu Ehren kommt. Dabei darf selbstverständlich auch die Oma im Rollstuhl nicht fehlen, die hier eine großartige Vorstellung abliefert. Nur schade, dass es das dann auch schon gewesen sein soll, denn die Band verlässt die Bühne.
Das wollen die Fans natürlich nicht wahr haben, und so fordern sie lautstark nach einer Zugabe, die ihnen der "Karo-König" auch nicht vorenthalten will. Nachdem er sich brav beim Publikum für die enorme Unterstützung und Anerkennung bedankt hat, gibt es mit 'The Invisible Guests' noch einen weiteren "Them"-Song zu hören. Und auch das Debütalbum kommt schließlich noch zum Zuge, denn ohne 'Halloween' geht es ja nun mal gar nicht - auch nicht Anfang Juni. KING DIAMOND verlassen anschließend wieder die Bühne, kommen kurze Zeit später aber noch einmal zurück, um den endgültigen Schlusspunkt zu setzen. Dazu fordert King Diamond das Publikum auf, ihn doch stimmlich zu unterstützen, und in der Tat überlässt er den Fans beim zweiten MERCYFUL FATE-Song des Abends, 'Evil', die Hälfte des Gesangs. Danach ist aber dann endgültig Schluss, und ein grandioses Konzert ist zu Ende.
Insgesamt bleibt also festzuhalten, dass ein KING DIAMOND-Konzert definitiv lohnenswert ist, da man sowohl für die Augen als auch insbesondere natürlich für die Ohren sehr viel geboten bekommt. Sicherlich könnte man - wie nach jedem anderen Konzert - über die Zusammenstellung der Setlist diskutieren, ich persönlich empfand sie als durchaus gelungen, obwohl die kompletten Neunziger Jahre ausgeblendet waren, aber in 90 Minuten bekommt man eben auch nicht unbedingt 20 Jahre KING DIAMONDsches Schaffen unter. Ansonsten wüsste ich aber nicht, was es hier zu kritisieren gäbe: Die Band war in absoluter Weltklasseform, und der König höchstpersönlich war auch fast immer Herr über die wirklich schwierigen Gesangspassagen. Also, lange Rede, kurzer Sinn: Schön war's, und gerne und hoffentlich bald mal wieder!

Setlist:
Funeral (Intro)
Arrival
A Mansion In Darkness
The Family Ghost
Spare This Life (Intro)
Mansion In Sorrow
Sorry Dear (Outro)
Come To The Sabbath
Eye Of The Witch
Drum Solo
Blood To Walk
So Sad
Living Dead (Outro)
Sleepless Nights
Welcome Home
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The Invisible Guests
Halloween
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Evil

Redakteur:
Martin Schaich

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