Knorkator - Berlin

22.04.2007 | 13:12

17.03.2007, Columbia-Halle

In anderen Städten dürfen KNORKATOR wohl froh sein, wenn sie relativ kleine Hallen halbwegs vollbekommen, aber wenn sich die Band um den kleinen Stumpen in ihrer Heimatstadt Berlin präsentiert, dann strömen die Massen, und die nicht gerade kleine Columbia-Halle platzt aus allen Nähten. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass im benachbarten Columbia-Club GOOD CHARLOTTE spielen, die ja im Grunde eine ganz ähnliche Zielgruppe bedienen. Wobei es ja eigentlich schon sehr schwierig ist, die Zielgruppe von KNORKATOR näher zu beschreiben - im Grunde ziehen sie alles an, was mit Rock und Metal im weitesten Sinne etwas anfangen kann, und dazu zähle ich nun auch die Punks, die ebenfalls in stattlicher Anzahl gekommen sind.

Doch bevor die Fans von KNORKATOR ihre Band zu sehen bekommen, müssen sie zunächst einmal eine Vorband über sich ergehen lassen. Zumindest ist das der erste Eindruck, den SUB DUB MICROMACHINE machen. Mit futuristischem Outfit und mit Atemschutz- und ähnlichen Masken kommen die drei Musiker nämlich auf die Bühne, als seien sie gerade einer Sci-Fi-Vorabendserie entsprungen. Glücklicherweise ist die Musik, die SUB DUB MICROMACHINE zum Besten geben, aber nicht ganz so abgefahren wie ihr äußeres Erscheinungsbild, auch wenn die Ausrichtung natürlich schon recht modern ist. Neben allerhand PANTERA-Einflüssen sind es nämlich vor allem Nu-Metal-Bands der Marke KORN, an die man beim Hören denken muss. Nun ja, mein Fall ist das ja nicht unbedingt, aber einem recht großen Teil des Publikums scheint es zu gefallen. Kirk de Burgh (v., g.), der vor vielen Jahren auch schon mal bei KNORKATOR aktiv war, und seine beiden Mitstreiter H-Beta (b.) und Marcello G. (dr.) machen ihre Sache ja auch recht ordentlich, und so kommt durchaus schon ganz passable Stimmung auf. Bei der Songauswahl haben SUB DUB MICROMACHINE wohl ihr ganzes bisheriges Schaffen berücksichtigt, denn es gibt einerseits natürlich Stücke vom bislang einzigen Album ("Rabautz", 2002) zu hören, wie beispielsweise 'Looza', Brake The Rules' oder 'So Far', aber auch neuere Songs wie 'Fly', 'Naked' oder 'Truth Is A Lie' werden zum Besten gegeben. Nach ungefähr 40 Minuten sind SUB DUB MICROMACHINE dann auch schon am Ende ihres Sets angekommen und ernten dafür doch deutlich mehr als nur Höflichkeitsapplaus - im Gegenteil, einige Leute vor der Bühne fordern sogar noch eine Zugabe, die es schließlich in Form von 'Pump Up The Blast' auch noch gibt. Insgesamt also eine recht ordentliche Vorstellung des Trios, das vielleicht sogar neue Fans dazugewonnen haben dürfte ...

Nach der obligatorischen Umbaupause, die durch allerhand Serienmelodien zum Mitsummen und -trällern verkürzt werden soll, kommen KNORKATOR - ganz ohne Intro - auf die Bühne, wo Stumpen im roten Strampelanzug erstmal eine wohlformulierte Begrüßung vom Stapel lässt und dem Publikum erklärt, was es zu tun hat, nämlich der "Boygroup KNORKATOR" fleißig zu applaudieren. Nachdem dies also erledigt ist, kann es auch losgehen, und KNORKATOR beginnen mit der sehr ruhigen Nummer 'Absolution' vom Debütalbum "The Schlechtst Of Knorkator". Danach nimmt das Konzert dann aber erst richtig Fahrt auf, denn vom selben Album folgen auch noch 'Ding inne Schnauze' - mit Stumpens Hinweis, dass dieser Song "Tanzcharakter" hätte, und das stellt er natürlich auch gleich eindrucksvoll unter Beweis - und 'Mich verfolgt meine eigene Scheiße'. Die Stimmung in der rappelvollen Columbia-Halle ist natürlich schon zu Beginn hervorragend, was durch das wild-chaotische Stage-Acting von Stumpen und Alf Ator auch noch zusätzlich gefördert wird. Zwischen den Songs sucht Stumpen immer wieder den Kontakt zum Publikum, oder sollte ich es eher als Konfrontation bezeichnen? Denn die Mädchen in der ersten Reihe fragt er, was sie denn hier wollen, sie würden doch eher in den Columbia-Club gehören, und einen männlichen Zwischenrufer kanzelt er mit "Halt's Maul, du langhaarige Sau!" ab.

Wie auch immer. Nachdem er sich seines roten Strampelanzugs entledigt hat - den Rest des Konzerts absolviert er dann nur mit einem grünen Tanga bekleidet (das muss man nicht wirklich gesehen haben!) -, geht es auch musikalisch weiter, und zwar mit drei Stücken von der neuen Scheibe "Das nächste Album aller Zeiten". Der Großteil des Publikums scheint mit dem neuen Material schon bestens vertraut zu sein, denn auch Songs wie 'Alter Mann' oder 'Lied vom Pferd' werden lautstark mitgegrölt. Doch Stumpen ist mit den Publikumsreaktionen trotzdem noch nicht ganz zufrieden - er fordert nämlich "mehr Applaus, mehr Bewegung". Andererseits wird es ihm kurze Zeit später aber zu viel, als eine junge Frau T-Shirt und BH auszieht und ihm die Brüste entgegenstreckt. Mit 'Es kotzt mich an' und 'Ich hasse Musik' gibt es wieder zwei ältere Nummern zu hören, bevor dann "Das nächste Album aller Zeiten" ausführlich vorgestellt wird. Los geht es dabei mit 'Eigentum', das von Alf gesungen wird, gefolgt von 'Du bist so still' und 'Für meine Fans'. 'Wir werden alle sterben' wird von Stumpen dann großspurig als "internationale Nationalhymne" (ja, Stumpen ;)) angekündigt und dann vom Publikum lautstark abgefeiert. Die Freude bei den Fans ist anschließend aber mindestens genauso groß, als es während 'Geld' einen regelrechten Gelddauerregen gibt und tonnenweise Knorkscheine von der Hallendecke fallen. Nach den beiden sehr verschiedenen Liebesliedern vom neuen Album ('GV', 'www.einliebeslied.com') sind aber auch mal wieder ältere Songs zu hören, wie 'Die Narrenkappe', 'Ich bin ein ganz besond'rer Mann' und 'Kurz und klein'. Mit dem philosophischen 'Nur mal angenommen' gibt es noch ein letztes neues Stück zu hören, bevor KNORKATOR auch schon zum Endspurt ansetzen. Im Anschluss an das PUHDYS-Cover 'Geh zu ihr' gibt es nämlich nur noch die beiden von Alf gesungenen Nummern '...' (dieses komische Zeichen gibt's auf meiner Tastatur leider nicht ;)) und 'Böse' zu hören - Stumpen turnt in der Zwischenzeit abwechselnd auf Gitarrist Buzz Dee und seinem Mikrofonständer herum -, und dann ist auch schon Schluss.

Ganz einverstanden ist das Berliner Publikum mit diesem Abgang natürlich nicht, und so wird lautstark nach einer Zugabe verlangt. Irgendwann haben KNORKATOR dann auch ein Einsehen und kommen zurück auf die Bühne. Bevor es aber einen Nachschlag gibt, handelt Stumpen mit den Fans aus, wie viele Stücke es denn noch geben soll - es geht fast zu wie auf einem türkischen Basar. Nach einem längeren Hin und Her einigt man sich schließlich auf drei Songs, wobei Alf den ersten Song ('Konflikt') singt und Stumpen dazu die Schreibmaschine (!) spielt. Für 'Weg nach unten' haben sich die Herren KNORKATOR dann etwas Besonderes, wenn auch politisch nicht ganz Korrektes einfallen lassen. Während Alf und Stumpen sich Kartons überstülpen und damit zwei Hochhäuser darstellen, mimt Buzz Dee ein Flugzeug, das auf die Hochhäuser zusteuert. Mit 'Der ultimative Mann' beenden KNORKATOR das Konzert dann endgültig, und eigentlich können nun alle zufrieden nach Hause gehen - die Band, weil sie einen wirklich guten und äußerst unterhaltsamen Auftritt geboten hat, und die Fans, weil sie ein tolles Konzert erleben durften (vorausgesetzt, man teilt den schrägen Humor von Stumpen und Co.).


Setlist:

Absolution
Ding inne Schnauze
Mich verfolgt meine eigene Scheiße
Alter Mann
Franz Hose
Lied vom Pferd
Es kotzt mich an
Ich hasse Musik
Eigentum
Du bist so still
Für meine Fans
Wir werden alle sterben
Geld
GV
www.einliebeslied.com
Die Narrenkappe
Ich bin ein ganz besond'rer Mann
Kurz und klein
Nur mal angenommen
Geh zu ihr
Buchstabe
Böse
---
Konflikt
Weg nach unten
Der ultimative Mann

Redakteur:
Martin Schaich

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