Kyuss Lives - Hannover
04.07.2011 | 09:0428.06.2011, Capitol
KYUSS sind nach ihrer Auflösung 1995 wieder auf Tour, diesmal allerdings unter den Namen KYUSS LIVES und mit einem neuen Gitarristen an Stelle von Josh Homme.
Es ist schon etwas überraschend, wenn sich eine Band auflöst, einige Mitglieder in anderen Bands Erfolge feiern und sie sich dann doch wieder zusammentuen und - wie bei KYUSS LIVES geschehen - eine äußerst erfolgreiche Tournee rund um den Globus absolvieren. Mal ganz "nebenbei" stehen sie dann, wie beispielsweise am heutigen Dienstagabend geschehen, vor geschätzten 1400 Interessierten und Fans und zollen ihren alten Songs Tribut.
Einzig Josh Homme ist nicht dabei, der nach der Auflösung von KYUSS mit den QUEENS OF THE STONE AGE in den ganz großen Rockolymp aufstiegt. Wirklich vermissen tut ihn wohl aus dem KYUSS-Lager niemand und mit Bruno Fevery haben sie einen filigranen und würdigen Ersatz an der Gitarre gefunden.
Doch bevor es nun losgehen soll, steht mit der deutschen Band BURDEN eine Vorband auf der Bühne, die dem hannoverschen Publikum einheizen soll. Tja, wäre es nicht so dermaßen warm im Capitol, würde es ihnen auch gelingen, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen; so aber muss der Vierer mit einem ziemlich leeren Konzertsaal vorlieb nehmen. Die Band lässt sich davon nicht abhalten und bietet, trotz erbärmlicher Akustik eine gute Show. Die Wenigen, die nicht zum Abkühlen draußen sind, bedanken sich mit Applaus und zücken vereinzelt ihr Handy für einige Erinnerungsfotos.
Nach einer Umbauphase ist es dann endlich soweit und allen vorran Drummer und Taktgeber Brant Björk eröffnet die KYUSS LIVES-Show. Mittlerweile ist das Capitol brechend voll und man steht wohl kurz davor "sold out tonight" an der Kasse zu vermelden.
Die Band hat vom ersten Ton an das Publikum im Griff und allen voran Basser Nick Oliveri scheint die
Euphorie, die die Band diesen Abend entfacht, zu genießen. Des Öfteren wirft er grinsende Blicke Richtung Fotograben. Sie beginnen mit 'Spaceship Landing' und spätestens beim dritten Song 'Hurricane' wird deutlich, dass die Band wohl alles richtig gemacht hat, in dem sie sich in 2010 mit drei von vier Originalmitgliedern wiedervereint hat.
Trotz oder gerade wegen der sehr minimalistischen Performance, die die vier bieten - John Garcia zieht sich zwischen den Gesangsparts häufig vom Bühnenmittelpunkt zurück - wissen sie zu überzeugen. Mit so einem Publikum und einem unter den Szenekennern hochgelobten, neuen Gitarristen Bruno Fevery rocken sich KYUSS LIVES durch ihre eigene Ansammlung an Songs.
Speziell bei dem sehr sphärischen 'Asteroid' beweist Bruno Fevery, warum er ein würdiger Nachfolger für Josh Homme ist. Einzig schade ist, dass der Sound nicht wirklich gut ist. John Garcias Gesang ist für meine Verhältnisse viel zu leise, dafür grast der Gitarrensound diesen Abend so ziemlich alles ab, was sich ihm in den Weg stellt. Selbst im oberen Teil des Capitols ist der Sound der Gitarrenamps so brachial laut, dass die Drums nur wenig und der Bass außer einem wummernden Ton kaum zu hören sind.
Die Fans und die Band scheint das jedoch wenig zu interessieren und so kommt es auch, dass, je länger der Abend wird, die Songs immer intensiver werden. Besonders bei 'Whitewater' setzen sie nochmal ein kräftiges Ausrufezeichen in Richtung Desert Rock. So passiert es auch, dass sich wehrter Herr Nick Oliveri, wohl vielen noch bekannt als Bassist von QUEENS OF THE STONE AGE, während der Show und bei geschätzten
36 Grad Bühnentemperatur bekleidet mit einem langärmeligen Shirt, eine Zigarette anzündet. Mehr "Stoner`sches (Under)statement" geht wohl kaum.
Nach einem kurzen Zugabeblock, der mit ihrem wohl bekanntesten Song 'Green Machine' endet, der vom Publikum teilweise mitgesungen wird, verlassen die Wüstenrocker KYUSS LIVES die Bühne des Capitols.
Auf irgendwelche Verabschiedungs- oder Selbstbeweihräucherungszenen seitens Band wird geflissentlich verzichtet; generell hat die Band diesen Abend so gut wie keinen nennenswerten Kontakt mit dem Publikum. Auf diverse Ansagen zwischen den Songs wird gewartet, sie kommen jedoch nicht. Bei anderen Bands hätte man sie für arrogante Rockärsche gehalten, bei der Stoner-Rock-Gemeinde hingegeben gehört das wohl zum allgemeinen Verhaltenskodex.
Im Nachhinein wird man wohl noch in einigen Jahren davon erzählen, wie KYUSS LIVES an diesem Abend das hannoversche Capitol im Handumdrehen zum Beben gebracht haben, andererseits wird es schon deutlich, dass die Band die Gunst der Stunde einer "Post-KYUSS-Phase" nutzt, um nochmal für Aufsehen zu sorgen.
Diese Version von KYUSS ist definitiv was für jeden Die-Hard-Fan. Ob sie es aber nochmal schaffen, ein Album zu konzipieren, welches ihren Alben aus Ende Achtziger/Anfang Neunziger ebenbürdig ist, bleibt abzuwarten. Live haben sie auf jeden Fall den Elfmeterschuss in der 85 Minute im gegnerischen Netz versenkt.
Setlist:
1. Spaceship Landing
2. Gardenia
3. Hurricane
4. Thumb
5. Conan Troutman
6. Freedom Run
7. Asteroid
8. Supa Scoopa & Mighty Scoob
9. 50 Million Years Trip (Downside Up)
10. Odyssey
11. Whitewater
12. El Rodeo
13. 100* (Degrees)
14. Molten Universe
15. Allen`s Wrench
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16. Green Machine
- Redakteur:
- Nico Quendler