LENINGRAD COWBOYS - Leipzig
11.10.2009 | 19:4108.10.2009, Werk 2
Vorhang auf für die durchgeknallteste Rockshow des Universums! Vodka, Tractors und Rock'n'Roll!!!
Vor 20 Jahren entstand ein Film, der zu Recht als absoluter Kult in die Filmgeschichte eingegangen ist. "Leningrad Cowboys Go America" erzählt die Geschichte neun finnischer Musiker (im weiteren Verlauf der Handlung stößt der verlorene Cousin als zehntes Mitglied hinzu), welche vorgeben aus Leningrad zu sein, jedoch meist finnisch sprechen und so Amerika erobern wollen.
Dieser Film und der daraus erzielte Erfolg hatte zur Folge, dass sich die ursprünglich fiktive Kapelle in eine echte Band verwandelte, CDs aufnahm und die Welt bespielte. Nun im Jahre 2009 kehren die Götter mit den überdimensionalen Elvistollen und den Schnabelschuhen auf die Bühnen Deutschlands zurück. Als wir kurz nach acht Uhr am Werk 2 eintreffen, fallen die beiden gigantischen Tourbusse auf, was logischerweise auf eine Vorband schließen lässt – Pustekuchen! Wenn man mehr als ein Dutzend Musiker auf die Bühne verteilt, braucht man eben auch zwei Busse. Logisch! Drinnen bemerke ich sofort den hohen Altersdurchschnitt, was mich für wenige Stunden in positive Laune versetzt und mir zeigt, dass ich noch nicht ganz zum alten Eisen gehöre. Auf Grund der Gediegenheit des Publikums gibt es kein Gedrängel und Geschubse beim Kampf um die besten Plätze. Die Meute verteilt sich (natürlich begünstigt, da es nicht sooo voll ist) in der gesamten Halle – jeder sieht was, jeder hört was, jeder trinkt und singt was. So muss das sein. Als dann Punkt halb neun die Hintergrundbeschallung abbricht ist der große Moment gekommen. Zu klassischen Klängen (fragt mich nicht, welcher Klassiker hier durch den Wolf gedreht wurde) entern zwei der musizierenden Tollen mit Violinen bewaffnet die Bühne und präsentieren eine wundere Playback-Klassik-Show. Sofort ist Stimmung im Haus, die sich noch steigert als der gesamte Tross der LENINGRAD COWBOYS sowie die beiden Tänzerinnen die Bühne erklimmen. Mit 'Back In The USSR' wird tief in die Trickkiste gegriffen und ein Lächeln auf die Lippen jedes Besuchers gezaubert.
Dann beginnt die muntere Rockshow mit den Kultsongs 'Fight For Your Right' und 'Enter Sandmann', welche beide extrem abgefeiert werden. Die Mädels tanzen und bezirzen Sänger Mato in einer Tour, der Schlagzeuger haut die Felle in einem coolen Traktor kaputt und die Bläser blasen den Leipzigern den Marsch. Mato erzählt, dass der dicke Gitarrist heut Geburtstag hat und daher viel Liebe braucht, wie natürlich die gesamte Band. Also sucht Sänger Mato bei 'Gimme All Your Lovin'' die Erfüllung in der Menschenmenge – und als ob ich es geahnt hätte, hat er nur ein Ziel vor Augen: Meine Begleitung Steph! Nachdem sie sich brav bei Mato vorstellig gemacht hat, beweist sie ihm ihre Finnisch-Kenntnisse und schreit ihm ein "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag" in die Ohren. Sofort breitet sich ein fettes Grinsen auf seinen Lippen aus und er meint nur obercool, dass sie eine ganz komische Sprache sprechen würde. Haha. Dennoch kommt sie um die Mitsingaction nicht herum und intoniert im Duett mit dem Frontmann den Klassiker aus dem Hause ZZ TOP. Dafür gibt es einen Handkuss und jede Menge Applaus vom Publikum.
Und weil zu einer Geburtstagsparty alle eingeladen sind, stürmt im Anschluss Elvis die Bühne und zelebriert 'Viva Las Vegas'. Leider konnte Jim Morrison aus unerfindlichen Gründen leider nicht nach Leipzig kommen, dennoch gibt es mit 'L.A. Woman' eine perfekte Version des (ich sag es schon wieder!) Kultsongs. Überhaupt verdient hier jeder Track die Bezeichnung Kult. Wenn ELVIS auf ZZ TOP und THE OFFSPRING auf KIM WILDE folgt, dann können nur die LENINGRAD COWBOYS in der Stadt sein. Zwischendurch bauen die Jungs jede Menge russische Folklore in die Show ein, was zum Tanzen und vor allem zum Trinken einlädt. Kippis! Besonders 'Pretty Fly' von THE OFFSPRING und "Ring Of Fire" von JOHNNY CASH werden abgefeiert wie Freibier. Nach dem kolossal abgerockten 'Those Were The Days' verabschieden sich die Finnen nach rund 90 Minuten von ihren Fans.
Natürlich kann der Abend so nicht enden, also schreit man die Jungs und Mädels zurück auf die Stage. Mit 'Let There Be Rock' (die Gerüchte, dass ich den Song nicht erkannte und AC/DC zuorden konnte, sind im Übrigen erstunken und erlogen ;-)), 'Always Look On The Bride Side Of Life' und der Mitsing-Granate 'Kasakka' geben die Partylöwen und ihre Fans noch einmal alles, bevor nach etwa zwei Stunden die Realität wieder Einzug hält. Was bleibt zu sagen? Großes Kino – große Stimmung – groß, groß, groß! Wer irgendwann mal die Gelegenheit hat, diese Band live zu sehen, sollte weder Kosten noch Mühen scheuen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Worte können diese Stimmung nicht wiedergeben. Die LENINGRAD COWBOYS muss man einfach erlebt haben.
01. Back In The USSR
02. Fight For Your Right
03. Enter Sandman
04. Gimme All Your Lovin’
05. Viva Las Vegas (Elvis)
06. L.A. Woman
07. Sweet Home Alabama
08. Intro: Wipout + Surfin’ Bird
09. Perfect Day
10. Ring Of Fire
11. Tsingis Khan
12. Ketchup Song
13. Born To Be Wild
14. Kids In America
15. Pretty Fly
16. Deliah
17. Those Were The Days
- - - - - - -
18. Let There Be Rock
19. Alway Look On The Bride Side Of Life
20. Kasakka
- Redakteur:
- Enrico Ahlig