LORDI - Langen
12.01.2011 | 21:1717.12.2010, Neue Stadthalle
Monster-Metal und Metal-Monster.
Ich bin wieder in Langen reingeschneit, im wahrsten Sinne des Wortes. Diesmal sehr frühzeitig, zum einen wegen des Wetters und zum anderen, weil die Einlasszeremonie manchmal etwas länger dauert. Auf dem Parkplatz zuerst die Überlegung, welcher Schneehaufen mein Auto später am einfachsten wieder freigibt, aber ansonsten alles unproblematisch. Es bleibt sogar noch Zeit für ein Würstchen und ein Getränk.
In Langen beginnen die Veranstaltungen immer sehr pünktlich, und so macht um 20.00 Uhr die italienische Band KALEDON den Anfang. Viel kann ich zu der Band leider nicht sagen. Sie sind ganz okay, das Publikum ist noch etwas luschig, viele stehen oder sitzen auch noch draußen. KALEDEON haben es als Opener nicht leicht, lassen sich aber trotz einiger Mikroprobleme nicht unterkriegen und haben natürlich auch ihre Fans, die kräftig mitmachen. Nun ja, sie haben auch gerade mal mickrige 25 Minuten Spielzeit, danach wird sofort abgebaut. Immerhin werfen sie freigiebig Plektren ins Publikum, was natürlich sehr wohlwollend aufgenommen wird. Anschließend sind sie am Merchstand zu finden und unterhalten sich sehr nett mit den Leuten.
Danach dürfen dann THE DOGMA auf die Bühne, die offenbar schon eine größere Fangemeinde haben. Immerhin können sie eine gute Dreiviertelstunde lang Songs ihrer drei Alben spielen und rütteln sogar das Publikum endlich ein wenig wach. Fairerweise muss man aber sagen, dass die "Lethargie", wie wir den Zustand einmal nennen wollen, nichts mit der Band zu tun hat. Die spielt wirklich gut und hat alles drauf, von heavy bis gefühlvoll. Der Sänger ist klasse, die anderen Bandmitglieder beherrschen ihre Instrumente ebenfalls bestens, und es fällt zumindest mir nicht auf, dass es einige "Ersatzspieler" (Drums, Keyboard) gibt. Auch dass THE DOGMA ziemlich viel Stress unterwegs hatten, merkt man ihnen nicht an. Die Kommunikation mit dem Publikum oder zumindest mit denen, die in der Mitte und weit vorne stehen, klappt gut. Es macht auf jeden Fall Spaß, der Band zuzuhören.
Dann kommen endlich LORDI auf die Bühne, vor der übrigens ein nettes "Monster" im LORDI-Outfit steht. Eine nette Sie, wie ich später im Gespräch erfahre, die sich bei eisigen Temperaturen auf dem Parkplatz umgezogen hat. Das ist wahres Fantum!
Der Album- und Tourtitel "Babez For Breakfast" ist der Einsteiger, und endlich ist auch das Publikum richtig wach. Die Bühnendeko verspricht einiges, und obwohl einige technische Dinge anscheinend nicht so funktionieren, wie sie sollen (z. B. eine Kanone, die leider nicht abgefeuert werden kann), sind LORDI richtig gut drauf.
Ihre Show wird ja gerne mit ALICE COOPER verglichen, aber sie ist eigentlich noch verrückter als seine. Zum einen natürlich hinsichtlich des Horror-Outfits, das doch sehr speziell ist, zum andren durch ihre Bühnenutensilien: Vom "elektrischen Stuhl" bei 'Rock Police' über eine Kreissäge und einen Eimer mit "abgesägten Händen" bei 'Last Kiss Goodbye' bis hin zu der verrückten Alten ('Granny's Gonna Crazy Today') ist so ziemlich alles vertreten, was gruseln und schocken soll. Selbst eine "Autopsie" wird bei 'Dr. Sin' durchgeführt. 'Bringing Back The Walls To Rock' lässt dann das Wolfscape zum Einsatz kommen, während bei 'This Is Heavy Metal' alles aufgezählt wird, was Rang und Namen hat. Natürlich darf auch ein Riesenfledermauskostüm bei 'Devil Is A Loser' nicht fehlen.
Alles in allem eine Show, die Spaß macht. LORDI dürfen selbstverständlich nicht ohne Zugaben von der Bühne gehen, und endlich, nach 'Biomechanik Man' mit einer netten blinkenden Axt als Mikro, kommt er dann doch noch, der Eurovisionshit 'Hardrock Hallelujah'. Da wird dann auch im Publikum noch einmal richtig gegrölt, bis mit 'Would You Love A Monsterman' endgültig die Axt fällt. Die spinnen halt, die Finnen. Aber das ist natürlich als Kompliment für eine ausgesprochen unterhaltsame Show gemeint.
Nach dem LORDI-Auftritt stehen sowohl KALEDON als auch THE DOGMA an den jeweiligen Merchständen und halten Schwätzchen mit den Fans. THE DOGMA-Gitarrist Cosimo erzählt auf Englisch mit einem entzückenden Akzent die Storys von den zwei liegengebliebenen Tourbussen: "... und dann rüttelt dich jemand mitten in der Nacht wach, und du denkst, du träumst, aber es ist die bittere Wirklichkeit: Auch der zweite Ersatztourbus steht fahrunfähig links an der Leitplanke. Wir also alle raus, und dann schiebst du einen Tourbus über die Autobahn!" Es ist ausgesprochen unterhaltsam, auch wenn einiges auf der Tour für die Band wohl nicht so glücklich gelaufen ist. Aber was eine echte Power-Metal-Band ist, lässt sich so leicht nicht unterkriegen.
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer