La Dispute - Köln

07.11.2012 | 22:52

04.10.2012, Stollwerk

Punk Rock 2.0 könnte das Motto des heutigen Abends sein. LA DISPUTE reisen mit TITLE FIGHT, MAKE DO AND MEND sowie INTO IT. OVER IT. durch Europa und machen auch im prall gefüllten Kölner Stellwerk halt.

Mit ihrem aktuellen Album "Wildlife" konnten LA DISPUTE den großen Durchbruch erlangen in der Hardcore- sowie Indie-Szene. Irgendwo zwischen Post-Hardcore der Marke AT THE DRIVE IN, Indie Rock, DEFEATER-ähnlichem Hardcore und leichten 70er Rock-Zitaten ist man anzusiedeln. Die Visions reißt sich um die Band genauso wie zahlreiche Hardcore-Blogs. Man muss allerdings mit einer der weinerlichsten Stimmen der aktuellen Musiklandschaft klar kommen. Mit dabei hat man ein hochkarätiges Package: TITLE FIGHT, MAKE DO AND MEND sowie INTO IT. OVER IT.

Um 21 Uhr soll das Konzert beginnen, doch anscheinend beginnt das Spektakel schon eher. Als ich um kurz nach 9 (schön, dass man den Parkplatz der Location nicht geöffnet hat und in der Kölner Alstadt die Parkplatzsuche ein reines Glücksspiel ist mit seinen Trillionen von Abbiegungen und Seitenstraßen) das Stollwerk betrete ist das mittlerweile-Pop-Punk/früher-Akustik-Projekt INTO IT. OVER IT. nämlich schon beim letzten Song. Schade, aber sei es drum.

Erste Band des Abends sind für mich dann MAKE DO AND MEND, die erst im Mai den Vorturner für EVERY TIME I DIE gemacht haben. Das Quartett bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen alten THE GASLIGHT ANTHEM, 90er Jahre Emo und einem zarten Hauch Hardcore-Intensivität. Zwar ist die Halle samt Balkon nahezu komplett gefüllt, als die Truppe ihr Set beginnt, dennoch ist so gut wie nichts los im Publikum. Zwar ist der Sound von MAKE DO AND MEND nicht unbedingt auf energiegeladene Shows ausgelegt, aber man könnte schon mehr tun als nur rumzustehen. Zwei, drei Leute direkt vor der Bühne schaffen es aber, von einem Bein aufs andere zu zappeln und die Texte mitzusingen. Die vier Männer auf der Bühne geben sich alle Mühe, den 800 Anwesenden eine gute Zeit zu bescheren. Man redet viel mit dem Publikum und macht Werbung für die anderen Gruppen diesen Abends. Besonders die drei letzten Nummern, 'St. Anne', 'Stay In The Sun' und 'Firewater' können überzeugen. Nach einer knappen halben Stunde ist dann aber auch Schluss.

Nun darf man auf die folgenden TITLE FIGHT gespannt sein. Auf der letzten Tour im Dezember ging wirklich der Punk ab im Kölner Underground. Erst ein paar Tage zuvor hat man das zweite (richtige) Full length album "Floral Green" veröffentlicht. Mit dem Titelsong des Debüts "Shed" eröffnet die Band ihr Set. Man merkt schon direkt, dass auch bei den Jungs aus Kingston etwas weniger geht als erwartet. Vielleicht liegt das am recht vielschichtigen Publikum, aber auf der letzten Show konnte man die Stagediver kaum stoppen. Heute trauen sich im Verlauf des 35 Minuten langen Sets zwar auch einige Nasen auf die Bühne, doch ist es nicht vergleichbar. TITLE FIGHT liefern einen guten Mix aus ihren beiden Alben sowie der EP-Compilation "The Last Thing You Forgot". Egal ob neue Hits wie 'Secret Society' oder das eher zurückhaltende 'Head In The Ceiling Fan' oder Gassenhauer von "Shed" der Marke 'Symmetry' und das abschließende '27', TITLE FIGHT geben den Fans über die ganze Distanz eine sehr gute Show. Nur leider ist diese nicht ganz so intensiv wie im kleinen Underground. Trotzdem stellt dieser Gig das Highlight des heutigen Abends dar.

Was die Leute auf einmal nur an LA DISPUTE finden habe ich noch nie verstehen können. Kein anderer Sänger hat solch eine weinerliche und absolut nervige Stimme wie Jordan Dreyer. Kein anderer Sänger schafft es, so viel Text in eine Strophe einzubauen wie Jordan Dreyer. Ach, und seine Stimme ist weinerlich, nervig und noch mal nervig. Den Leuten scheint es aber zu gefallen. Schon bei den ersten Takten von 'The Most Beautiful Bitter Fruit' springen die Fans vor der Bühne rum und ein kleiner Moshpit entsteht. Durchatmen, in etwa 40 Minuten ist es vorbei. Dass es aber knapp 75 Minuten Spielzeit am Ende werden, hätte ich echt nicht gedacht. Das Quintett spielt sich routiniert durch ihr Set und hat Spaß dabei. Ihre besten Momente haben sie für mich, wenn es etwas mehr in die Hardcore-Richtung tendiert, da erinnern sie leicht an DEFEATER. Leider spielt man aber fast das komplette aktuelle Werk "Wildlife", das mit dem alten Sound der Truppe nur noch wenig zu tun hat und eher an AT THE DRIVE-IN erinnert. 'Bury Your Flame', 'Harder Harmonies', 'Safer In The Forest/Love Song For Poor Michigan' oder 'All Our Bruised Bodies And The Whole Heart Shrinks' sind genauso in der Setlist wie das abschließende Miniepos 'King Park', welches den 75 Minuten langen Auftritt beendet.

Redakteur:
Sebastian Berning

Login

Neu registrieren