Life Of Agony - Berlin

07.06.2005 | 01:18

27.05.2005, SO 36

Bei 35° Grad einem Konzert in einer stickigen, randvollen Halle zu besuchen, grenzt nahe an Selbstmord. Aber für LIFE OF AGONY nimmt man das gerne auf sich. So dachte offensichtlich nicht nur ich, sondern auch die anderen ca. 1.000 Besucher im SO 36. Keine Ahnung, warum man nicht in die größere Columbiahalle gegangen ist, die die vier New Yorker wahrscheinlich auch ziemlich voll bekommen hätte. Anyway, so tödlich scheint es nicht gewesen zu sein, denn immerhin schaffe ich es jetzt noch diese Zeilen zu tippen. Aber heiß war es dennoch. Höllisch heiß.

Etwas weniger heiß war es noch bei BLOOD SIMPLE, die um Punkt neun die Bühne enterten und mit ihrer groovigen Mischung aus aggressiven DISTURBED, neueren IN FLAMES und einer ordentlichen Prise derbem Hardcore einen guten Teil der zu diesem Zeitpunkt etwa halbvollen Halle fix auf ihre Seite zogen. Zumindest meine Freunde waren entzückt. Rene rockte, Heiko hüpfte und Elke schien euphorisch. Recht so, denn was das Quintett abzog, war aller Ehren wert und wirkte extrem professionell. Kein Wunder, immerhin entstanden BLOOD SIMPLE aus der Hardcore-Legende VISION OF DISORDER. Schade nur, dass nach nur 25 Minuten und Songs wie 'Blood In, Blood Out' und dem Titeltrack des aktuellen Albums "Cruel World" schon alles wieder vorbei war. Cooler Gig.

LIFE OF AGONY ließen sich danach mehr als eine halbe Stunde Zeit bis sie nach einem bombastischen Intro mit 'River Runs Red’ die Bühne stürmten. Es dauerte kaum ein paar Sekunden bis die erste Hälfte der Halle in einen wilden Hüpf- und Mohspit mutierte. Dieses Bild änderte sich auch kaum bei den anderen gespielten Klassikern wie 'Bad Seed’, 'This Time’, 'Through And Through’, 'I Regret’, 'Lost At 22’, 'Other Side Of The River' oder 'Weeds'. Vor allem Joey feuerte die Menge immer wieder an, doch auch Keith gab sich ungewohnt redefreudig. Vor allem die aufgestellten Regeln für ein Rockkonzert wie 'If someone falls to the floor, pick him up' fanden Gehör. Die Masse tobte friedvoll. Weniger Stimmung kam bei den Stücken des neuen Albums "Broken Valley“ wie dem großartigen 'Wicked Ways' oder 'Bother You' auf, was aber kaum an der Qualität der Songs gelegen haben kann, die durch die Bank zu gefallen wussten. Nein, vielmehr war es wohl die Unkenntnis, denn immerhin erscheint das Album erst einige Tage nach dem Konzert. Ganz besonders das bereits als Video rotierende 'Love To Let You Down' mochte sich in meinen Lauschern festzusetzen. Sehr geil. Etwas weniger geil, wenn auch aufgrund der kaum erträglichen Hitze verständlich, war die Tatsache, dass nach 'Through And Through' bereits nach knapp 60 Minuten wieder Schluss war. Natürlich schrie das Publikum nach mehr und bekam noch einen doppelten Nachschlag, wobei vor allem 'Underground' im Duett mit BLOOD SIMPLE-Frontmann Tim Williams noch mal die Stimmung auf den Siedepunkt brachte. Eine unglaublich geile Interpretation, bei der die Halle tatsächlich bis zur allerletzten Reihe hüpfte, bangte oder sonst wie zappelte. Dann war nach 70 Minuten endgültig Schluss und man verlies erschöpft aber glücklich die Halle. Höllisch heißes Konzert. In jeder Hinsicht.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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