MACHINE HEAD - Leipzig
29.10.2019 | 19:1412.10.2019, Haus Auensee
Zum 25-jährigen Jubiläum von "Burn My Eyes" gibt es die Scheibe komplett und in fast kompletter Originalbesetzung!
Was macht eine Band, wenn ein wegweisendes Album in ihrer Karriere ein Jubiläum feiert? Klar, eine Tour, auf welcher das Teil dann in voller Länge am Stück gespielt wird. Hat man in den letzten Jahren häufiger gesehen. MACHINE HEAD setzt allerdings noch einen drauf, denn dem Frontmann Robb Flynn ist es doch tatsächlich gelungen, für diese Tour anlässlich des Vierteljahrhunderts "Burn My Eyes" die beiden Gründungsmitglieder Logan Mader (Gitarre) und Chris Kontos (Schlagzeug) zu rekrutieren. Beide hatten die Band noch vor der Jahrtausendwende verlassen. Somit wird das Album sogar fast in der ursprünglichen Originalbesetzung dargeboten, denn lediglich Basser Adam Duce ist nicht mit von der Partie. Diese Nachricht hat sicher nicht nur bei mir für feuchte Augen gesorgt, denn viele Fans der ersten Stunde waren damals noch zu jung, um sich das Ganze live ansehen zu können. Andere haben MACHINE HEAD auch erst später kennen gelernt, und konnten die Songs somit ebenso wenig in der Urbesetzung sehen.
Auf Vorgruppen verzichtet man bei dieser Tour auch, denn der erste Teil der Show besteht aus einem Best-Of-Set der restlichen Alben, während im zweiten Teil dann "Burn My Eyes" in voller Länge und in Originalbesetzung zum Besten gegeben wird. Dass diese Tour ein Erfolg werden würde, habe ich nicht angezweifelt, in den letzten Wochen konnte man in den sozialen Netzwerken allerdings immer mehr "Ausverkauft"-Meldungen zu den verschiedensten Tourstopps lesen, was mich dann doch etwas überrascht hat. Auch die Location meiner Wahl, das Haus Auensee in Leipzig, ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Etwas unschön gelöst finde ich allerdings die Tatsache, dass Fans mit Karten für die Empore vor der Show keinen Zugang zum Merchandise-Stand haben, da dieser im Vorraum des Saals platziert ist (die Empore ist durch einen separaten Eingang erreichbar). Nun ja, schnell noch ein Kaltgetränk organisiert und kann es auch schon losgehen.
Bereits einige Minuten vor 20 Uhr werden im Publikum immer wieder "Machine fuckin' Head"-Rufe angestimmt. Die Stimmung ist also schon einmal grandios. Als das Licht in der Halle erlischt und MACHINE HEAD zu den Klängen von 'Imperium' die Bühne betritt, ist der Jubel logischerweise groß. Als ich die wirklich geile Beleuchtung in Aktion sehe, finde ich es schon irgendwie schade, dass ich keinen Fotopass bekommen habe und somit leider kein Bildmaterial des Spektakels liefern kann. Wie bereits gesagt wird in diesem ersten Teil ein Best-Of-Set aller Alben außer "Burn My Eyes" gespielt und da sind natürlich in den letzten 25 Jahren einige Kracher zusammengekommen. Auch die beiden Neuzugänge Wacław "Vogg" Kiełtyka (DECAPITATED) und Matt Alston (DEVILMENT) legen sich ins Zeug und werden von den Fans im Haus Auensee mit lautem Jubel gebührend empfangen. Sollten die beiden nach der Tour weiterhin zum festen Bestandteil der Band werden, hätte ich absolut nichts dagegen einzuwenden.
Die Stimmung ist mittlerweile sogar noch deutlich besser als vorhin. Moshpits entstehen, auf Anordnung von Rob Flynn werden die Mittelfinger in die Luft gestreckt, was in einer derart großen Halle schon ein beeindruckendes Bild abgibt. Und immer wieder gibt es "Machine fuckin' Head"-Rufe zwischen den Songs. Etwas schade finde ich, dass es von den letzten beiden Alben "Catharsis" und "Bloodstone & Diamonds" nicht wirklich viele Songs in die Setliste geschafft haben. Mir gefallen beide Scheiben sehr gut, jedoch kommen die bei großen Teilen der Fangemeinde wohl eher weniger gut an. Bei 'Ten Ton Hammer' von "The More Things Change…" ist die Stimmung auf dem bisherigen Höhepunkt angelangt, der Song ist aber auch eine Granate und ein Ohrwurm, wie er im Buche steht. Anschließend gibt es noch 'Is There Anybody Out There?' und 'Halo', bevor Rob den ersten Teil des Abends beendet und eine kurze, zehnminütige Pause ankündigt. Nach über zwei Stunden Show ist das gar nicht schlecht, zumal die Luft in der ausverkauften Halle mit der Zeit auch nicht besser wird.
Setliste: Imperium; Take My Scars; Now We Die; Beautiful Mourning; The Blood, The Sweat, The Tears; Bulldozer; Locust; This Is The End; I Am Hell (Sonata In C#); Aesthetics Of Hate; Guitar Solo; Darkness Within; Catharsis; From This Day; Ten Ton Hammer; Is There Anybody Out There?; Halo
Nach der kurzen Pause ist es dann endlich soweit: "Burn My Eyes" wird in seiner Gesamtheit dargeboten und zwar von der fast kompletten Urbesetzung! Hat es im ersten Teil der Show außer Licht und etwas Nebel keine weiteren visuellen Effekte gegeben, werden jetzt andere Geschütze aufgefahren. Neben einer Konfettikanone, welche den Startschuss für diesen zweiten Teil der Show setzt, gibt es jetzt sogar Pyroeffekte, die den ohnehin schon geilen Songs nochmal zusätzlichen Nachdruck verleihen. Und auch die Stimmung ist jetzt noch ausgelassener als im ersten Teil. Mehrere Crowdsurfer lassen sich auf die Reise schicken und schaffen es tatsächlich von hinten bis vor die Bühne. Immer wieder fliegen halbvolle Bierbecher durch die Luft, man muss tatsächlich aufpassen, dass man keine unfreiwillige Dusche abbekommt. Zudem zeigen sich nicht wenige Fans äußerst textsicher und singen wirklich jeden Song mit. Dass in den vorderen Reihen ein Dauer-Pit entstanden ist, überrascht mich auch nicht, denn Rob Flynn hat die Fans während des ersten Teils bereits mehrmals dazu aufgefordert.
Logan Mader scheint diese Tour auch verdammt viel Spaß zu machen, denn er zupft seinen Bass mit einem breiten Dauergrinsen, das ihm ins Gesicht gemeißelt zu sein scheint. Ob er vorher mit derartigen Reaktionen gerechnet hat? Sicher kommen da so einige Erinnerungen an die damalige Tour wieder hoch, was auch bei vielen Fans der Fall sein dürfte. Einer hat sogar ein Tourplakat von 1995 dabei, welches Rob Flynn stolz dem Publikum präsentiert. Kurz vor Schluss hat MACHINE HEAD noch ein kleines Schmankerl für die Fans parat, denn es gibt eine kleine Jam-Session, in welcher die Band Coverversionen von einigen bekannten Klassikern zum Besten gibt. Neben Songs von SLAYER und METALLICA gibt es beispielsweise auch 'We're Not Gonna Take It' von TWISTED SISTER auf die Ohren, welchem man in der MACHINE-HEAD-Version einen gewissen Charme nicht absprechen kann. Nach dem letzten Track 'Block' ist dann um etwa 23.25 Uhr endgültig Schluss, MACHINE HEAD lässt sich noch ein letztes Mal von den Fans in Leipzig für einen absolut denkwürdigen Auftritt feiern.
Setliste: Real Eyes, Realize, Real Lies (vom Band); Davidian; Old; A Thousand Lies; None But My Own; The Rage To Overcome; Death Church; A Nation On Fire; Blood For Blood; I'm Your God Now; Cover & Jam Session; Block
Damit geht die Geburtstagsfeier für "Burn My Eyes" in Leipzig zu Ende, die Fans strömen sichtlich erschöpft, aber zufrieden aus der Halle. MACHINE HEAD hat insgesamt fast dreieinhalb Stunden gespielt, was mehr als in Ordnung geht. Mein einziger Kritikpunkt geht heute an das Haus Auensee, denn die Tatsache, dass Fans mit Karten für die Empore erst nach der Show Zugang zum Merchandise-Stand haben, ist mehr als unschön. Zudem waren dann wohl einige Teile bereits ausverkauft, was für zusätzlichen Frust bei einigen Besuchern gesorgt haben dürfte. Zusätzlich zu den Tour-Shirts mit verschiedenen Motiven gab es übrigens auch einige Oldschool-Motive, welche sich auch großer Beliebtheit erfreuten. Ansonsten war alles top, MACHINE HEAD hat in beiden Besetzungen absolut geliefert und damit für einen Konzertabend gesorgt, der den meisten Anwesenden noch lange in Erinnerung bleiben dürfte. Im nächsten Jahr gibt es noch einige Termine dieser Tour in Deutschland, ich kann nur jedem nahelegen, sich schleunigst um Karten zu bemühen, denn sonst gibt es am Ende nur wieder lange Gesichter. Dieses Event solltet ihr euch absolut nicht entgehen lassen.
- Redakteur:
- Hermann Wunner