MACHINE HEAD - Oberhausen

07.12.2014 | 11:16

26.11.2014, Turbinenhalle

MACHINE HEAD macht für knapp zwei Stunden die Turbinenhalle unsicher. Das Konzert des Jahres!

Mit dem neuen Album "Bloodstone & Diamonds" gelang es MACHINE HEAD, auf Platz 6 der deutschen Albumcharts einzusteigen. Der neuste Output der Thrasher kombiniert Elemente aus vielen verschiedenen Phasen der Band. Der groovige Thrash Metal der Anfangsphase, das Düster-melodische der letzten beiden Alben und sogar ein paar Reminiszenzen an "Supercharger" blicken durch, wenn auch nur beim fetzigen ‘Game Over‘.

Nach einer Show am Vortag in Köln steht mit einem Auftritt in der Oberhausener Turbinenhalle der zweite NRW-Gig der Band um Sänger/Gitarrist Robb Flynn an. Die Halle ist gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Schätzungsweise 2500 Metalheads versammeln sich, um ihre Helden zu empfangen. Davor stehen aber DIABLO BLVD, die ich jedoch verpasse, und DARKEST HOUR auf der Bühne. Mit dem aktuellen, schlicht "Darkest Hour" betitelten Album, ging die Band ein Risiko ein. Man verließ den Melodic-Death-Metal-Pfad der bisherigen sieben Alben und öffnete sich in ungewohntem Maß der Melodie und dem Klargesang, was manchen Songs einen ziemlich poppigen Anstrich verliehen hat. Obwohl viele der Anwesenden die amerikanische Gruppe sicherlich nicht kennen oder die Nase rümpfen, da man sie in die Metalcore-Schublade gesteckt hat, ist vom opulenten Intro an sehr gute Stimmung im vorderen Bereich der Halle. Der Fokus der Setlist liegt klar auf "Darkest Hour" und dem Vorgänger "The Human Romance". Immerhin gibt es für ältere Fans auch noch das schön schnelle 'The Saddist Nation' und 'With A Thousand Words To Say But One', welches durch super Gitarrenläufe besticht. Vom Klargesang der aktuellen Platte hört man heute nur wenig. Schade, denn ich hätte gerne gewusst, ob die Band das fast schon poppige ‘Futurist‘ live hinbekommt. Nichtsdestotrotz gibt DARKEST HOUR für etwas mehr als eine halbe Stunde Vollgas auf der Bühne und kann sicherlich viele neue Freunde gewinnen.

Nach einer 20-minütigen Umbaupause geht dann zu den Klängen von OZZY OSBOURNEs 'Diary of A Madman' endlich das Hallenlicht aus und MACHINE HEAD betritt zum Intro von 'Imperium' die Bühne. Der "Through The Ashes of Empires"-Opener legt die Marschrichtung des heutigen Abends fest: Melodischer Metal, der voll in die Fresse haut. Das Publikum reckt sofort die Fäuste und Hörner in die Luft, headbangt oder mosht. Es ist deutlich zu sehen, dass die Fans ganz ausgehungert sind. Immerhin liegt die letzte vollwertige Europatour schon ein paar Jahre zurück.

Der Sound ist für Turbinenhallen-Verhältnisse sehr gut und auch besser als der von DARKEST HOUR. Hinzu kommt noch eine geniale Lichtshow, die die Songs perfekt unterstreicht und stets den Spotlight auf den Musiker wirft, der auch in diesem Moment im Rampenlicht zu stehen hat. Besonders stolz ist Bandleader Flynn wohl auf den Neuzugang am Bass, Jared MacEachern, den er mehrmals während des knapp zweistündigen Konzerts vorstellt. Ja, diese Band hat wieder richtig Spaß an der Musik. Die Setlist ist ein gut ausgewogener Mix und setzt sich aus allen Alben der Band zusammen. Mit 'The Blood, The Sweat, The Tears' und 'Bulldozer' gibt es obendrauf noch zwei Songs aus der etwas unbeliebteren Nu-Metal-Phase der Band. MACHINE HEAD spielt diese Nummern aber mit so viel Energie, dass man ganz vergisst, dass die Truppe zu "The Burning Red"-Zeiten in Trainingsanzügen und Platinblond-gefärbten Haaren unterwegs war. Mich wundert es allerdings etwas, dass Flynn & Co. vom neuen Werk "Bloodstones & Diamonds" lediglich drei Songs spielen. Da hätten ruhig noch ein, zwei Nummern folgen können, wie 'The Night of the Long Knives' oder 'Game Over'. 'Aesthetics of Hate' leiten die Amis mit dem Eröffnungsriff von METALLICAs 'One' ein, was für Lacher sorgt. Mit 'Old' und 'Halo' schließt MACHINE HEAD dann den heutigen Triumphzug königlich ab.

Sonst gibt es aber nicht viel zu motzen, da MACHINE HEAD eine absolut geile Show hinlegt. Für mich handelt es sich wohl um das Konzert des Jahres und somit schlägt die US-Band MORRISSEY und BEHEMOTH, die ebenfalls heiße Anwärter auf diesen Titel gehabt hätten.

Redakteur:
Sebastian Berning

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