MANOWAR - Oberhausen

23.02.2023 | 00:35

18.02.2023, Rudolf Weber Arena

Hail And Kill!

MANOWAR in Deutschland! Zum 40-jährigen Jubiläum dieser durch und durch einzigartigen Band bittet diese ihre Fans zum in Leder gehüllten und Stahl getränkten Tanz. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und besuchen Adams, DeMaio und Co. in Oberhausen, um eine besondere Show zu erleben. Schafft Adams Stimme die heutigen Höhen, wie gesprächig ist Joey und wie stellen sich Michael Angelo Batio an der Klampfe und Dave Chedrick hinter der Schießbude an? Und vor allem: Mit welchen unsterblichen Klassikern durchbohrt uns MANOWAR heuer die Trommelfelle? Fragen über Fragen…

Tatsache, aber diese Band fehlt mir noch auf meine Must-Seen-Liste: MANOWAR. Doch nun soll es endlich soweit sein und zur "Crushing The Enemies Of Metal Anniversary Tour" geht es in die Rudolf-Weber-Arena nach Oberhausen, um mit gemischten Gefühlen den kommenden Abend zu erwarten. Die Hellfest-Absage, der neue Song speziell für deutsche Fans, die letzten Alben – nein, MANOWAR-Fans, die sowohl mit den ersten vier Epen groß geworden sind oder, so wie ich, die "Kings Of Metal"- und "Fighting The World"-Ära als erstes kennen- und lieben gelernt haben, hatten es in den letzten Jahren wahrlich nicht leicht. Dazu kamen das traurige Ableben von Scott Columbus, einige Auflösungsmeldungen, die Geschichte um Karl Logan, und das MANOWAR-Monument, welches sich die Band über zwanzig Jahre lang aufgebaut hatte, begann zu bröseln. Doch machen wir uns einfach selbst ein Bild vom dem Status Quo der vier Herrschaften of Black Wind, Fire and Steel.

Und die gehen gänzlich ohne Vorgruppe an den Start. Trotzdem oder gerade ob des alleinigen Fokus auf MANOWAR ist die Rudolf-Weber-Arena sehr gut gefüllt und platzt speziell im Innenraum aus allen Nähten. Wir haben Samstagabend, die Freunde sind beisammen, die Stimmung äußerst gut, die Vorzeichen könnten also kaum besser sein. So trifft man allerlei bekannte Gesichter im Innenraum, blickt auch auf die oberen, auch gut gefüllten Ränge und freut sich auf die Dinge, die da kommen mögen, ehe um 20 Uhr die Lichter ausgehen und die Spannung auch ob der "MANOWAR"-Sprechchöre von Minute zu Minute merklich ansteigt. Es ist also angerichtet und nachdem die Helden in Valhalla einmarschiert und neben frenetischem Jubel, ekstatischer Vorfreude und einem lauten Knall besagte "Kings Of Metal" auf die Bühne kommen, kann es nun wirklich losgehen.

Den Startschuss macht die Bandhymne 'Manowar', bei der schon früh auffällt, wie gut Eric Adams bei Stimme ist. Richtig, auch die tapfersten Krieger des Schwermetalls kommen in die Jahre und die eine oder andere graue Strähne ist auch bei MANOWAR zu sehen, doch neben einem druckvollen Sound, perfekt harmonierenden Lichteffekten und einem gigantischen Bühnenbild, ist es vor allem das Goldkehlchen, das schon zu Beginn auch die höheren Töne noch trifft, während er wie ein Spitzbube über beide Bäckchen grinst. Und während 'Kings Of Metal' und 'Fighting The World' nahtlos ineinander übergehen, zeigt sich auch Herr Batio von seiner in das Gespann integrierten Art und macht über das ganze Set hinweg eine gute Figur.

Im Innenraum wie auch auf den Rängen könnten die Chöre nicht mit mehr Inbrunst mitgesungen und heroischer die typische MANOWAR-Pose – rechte Hand am linken Handgelenk, ihr kennt das – von nahezu allen Fans nicht vollzogen werden. Die Stimmung ist also durch die Bank weg gut und während sich die Kehlen bei 'Holy War' austoben dürfen, macht auch das "Highlights From The Revenge Of Odysseus"-Schlachtwerk 'Immortal' eine mehr als anständige Figur.

Natürlich sind die Fans beim 40 Jahre alten 'Gates Of Valhalla' etwas textsicherer und dürfen beim folgenden, in deutscher Sprache vorgetragenen 'Herz aus Stahl' abermals zeigen, wie gut sie Adams unterstützen können. Und während DeMaio, wie er nun einmal ist, an seinem Bass keine Miene verzieht und das Posieren über all die Jahrzehnte nicht verlernt hat, stimmt Chedrick 'Warriors Of The World United' mit einem Donnerhall und entsprechender Epik ein. Erneut zeigt sich die Halle von ihrer lauten Seite. Es geht also quer durch die beinah komplette Diskografie der Herrschaften, von denen sich Adams beim folgenden Gitarren- und Bassduell ähnlich von der Bühne entfernt wie ich, um dann doch an einem überteuerten Getränkestand zuzugreifen. Für die kommenden Songs muss die Kehle doch noch etwas geölt werden.

Wieder im Innenfeld angekommen, ist es Zeit für eine extrem schmackhafte und energiegeladene Darbietung von 'Hail And Kill', ehe das etwas zügigere Tempo im zweiten Konzertabschnitt mit 'The Dawn Of Battle' und dem hymnischen 'King Of Kings' weiter vorangetrieben wird. Noch immer weiß Erics Stimme zu gefallen, animiert er auch ein ums andere Mal die ersten Reihen zum lauten Mitgrölen und Fäuste-Recken – herrlich, welches Bild sich hier ergibt.

Mitgehangen, mitgefangen, denn auch meine Faust reckt sich in den Oberhausener Arenahimmel, als mit 'The Power' auch eine meiner MANOWAR-Lieblingsplatten berücksichtigt wird. Nach einer anschließenden Bierdusche und der sträflich unterbewerteten "Warriors Of The World"-Nummer 'Fight Until We Die' schnappt sich Joey das Mikro und richtet einige seiner berühmt berüchtigten Worte ans Publikum.

Doch überraschenderweise sind diese sehr unterhaltsam, führen sie uns zur gemeinsamen Kraft, die durch das Überstehen der Corona-Situation entstanden ist, und endet mit den herzerfrischenden Worten "Hau weg die Scheiße und schwing' dein Ding!". Mein lieber Joey, ich habe schon von Ansprachen gehört, die durchaus grenzwertiger waren. Doch diese ist unterhaltsam, kurzweilig und so erhebe ich mein halbvolles Getränk, um die letzten in Stahl geschmiedeten MANOWAR-Songs zu genießen.

Dass eine dieser unbedingt das unsägliche 'Laut und hart, stark und schnell' sein muss, war im Vorfeld genauso klar wie unnötig, doch selbst hierbei singen einige mit, bekommen das die vier MANOWARriors auch mit und erfreuen sich der Sprechchöre, die ihnen danach entgegenkommen. Dann darf sich allerdings das "Battle Hymns"-Artwork von seiner eindrucksvollen Seite zeigen, ist es nun Zeit für das Titelstück, einer heute so gewaltigen wie stimmungsvollen Nummer, die spätestens beim Refrain auch dem tapfersten Krieger die Freudentränen in die Augen treibt. Habe ich bereits erwähnt, von welch guter, nahezu majestätischen Seite sich MANOWAR heute zeigt?

Ein letztes Mal darf noch mitgegrölt werden, ein letztes Mal bittet Eric zum Kehlentanz, ein letztes Mal haut das Quartett mit 'Black Wind, Fire And Steel' einen ebenso obligatorischen wie genialen Klassiker heute in die Menge, ehe sie das Publikum nach weiteren Explosionen und den üblichen "Eric trägt Bass und Gitarre von A nach Z"-Spielchen in den wohlverdienten Feierabend entlässt. Allerdings nicht, ohne Deutschland noch eine frohe Kunde zu überreichen: MANOWAR will return!

Setliste: Manowar; Kings Of Metal; Fighting The World; Holy War; Immortal; Gates Of Valhalla; Herz aus Stahl; Warriors Of The World United; Gitarren- und Bass-Duett; Hail And Kill; The Dawn Of Battle; King Of Kings; The Power; Fight Until We Die – Joey's Rede; Laut und hart, stark und schnell; Battle Hymn, Black Wind, Fire And Steel

Fatalerweise warteten wir am Ende vergebens auf die 'The Crown And The Ring (Lament Of The Kings)'-Götterbotschaft, hätte sie dem MANOWAR-Auftritt als solches doch die – im wahrsten Sinne des Wortes – Krone aufgesetzt. Auch stellen wir mit Blick auf die Setliste fest, dass die "Sign Of The Hammer"- und "Hail To England"-Meilensteine gänzlich außer Acht gelassen wurden und können beim Herausschlendern ob der Merchandise-Preise nur noch den Kopf schütteln (Diese beiden wahrlich grandiosen Alben haben auch erst nächstes Jahr 40-jähriges Wiegefest, lieber Marcel. Man muss sich ja was aufheben. - Anm. des Lektorats). Preiserhöhungen hin oder her, aber 45€ für ein Shirt, 90€ für den Hoodie und knapp 100€ für eine zweistündige Show sind einfach zu viel des Guten und in Bälde auch nicht mehr zu finanzieren.

So teuer die Preise und so hoch das Niveau des Meckerns auch ist, muss man unterm Strich jedoch sagen, dass MANOWAR abgeliefert und in knapp 120 Minuten nahezu alle Register gezogen hat: Adams singt noch immer wie ein junger Gott, Joey hatte sich und seine Ansprachen glücklicherweise im Griff und die beiden neuen Gesichter passen perfekt ins MANOWAR'sche Treiben. Dazu passen ein kraftvoller Sound, jede Menge geölte Kehlen, die auch die etwas unbekannteren Songs mit Inbrunst zum Besten gaben und das Bühnenbild wurde dem Namen MANOWAR definitiv auch gerecht.

So bleibt uns dem Ende hin noch eine Stunde im örtlichen Burger King und ein klein wenig Kleingeld, da wir der Versuchung widerstanden, beim Merchandise-Stand fündig zu werden und uns die überteuerten Getränke literweise in den Rachen zu kippen. Und wie wir in versammelter Runde sitzen, uns die vergangenen Großtaten nochmals durch den Kopf gehen lassen und im Hinterkopf den einen oder anderen Ohrwurm mitsummen, halten wir fest, dass sich der Trip nach Oberhausen für die "Kings Of Metal" definitiv gelohnt hat, die Erwartungen wurden übertroffen.

Redakteur:
Marcel Rapp

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