MANOWAR - Ludwigshafen
10.12.2002 | 06:4703.12.2002, Friedrich-Eberthalle
Die Kings of Metal waren wieder “in town“ und zwar genau in der Halle, in der sie bei der Triumph of Steel-Tour zweimal “gekillt“ haben. Wo die Halle beim letzten Mal noch anständig gefüllt war, war sie diesmal sogar inkl. den Rängen ausverkauft. Dass dies wohl mit dem derzeitigen MANOWAR-Hype zusammenhängt, kann sich bestimmt jeder an seinen zwei Fäusten abzählen. Nachdem sie in vielen angesagten und weniger angesagten Fernseh-Shows zeigen konnten, dass es noch andere Musik fern von Dancefloor etc. gibt, hat die Werbung damit ihre Wirkung nicht verfehlt und das bei extrem strammen Ticketpreisen von 35 €. Zum Vergleich kosteten die Tickets bei der letzten und wohl besten Tour (“Louder Than Hell“) noch 45 DM und man bekam 3 Stunden bis dato nicht live gehörte Klassiker von MANOWAR. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an dieses Konzert. Um es aber gleich vorweg zu nehmen, MANOWAR konnten auch die hohen Erwartungen größtenteils erfüllen.
Pünktlich um 20 Uhr durften erstmal die von Joe DeMaio produzierten BLUDGEON eröffnen. Stilistisch kommt diese Band MANOWAR auf keinen Fall in die Quere, weil sie mit ihrem stark riffbetontem Death-Metal nicht unbedingt bei jedem Konzertbesucher auf Begeisterung stießen. Der Sound war zwar druckvoll von der Bühne her, aber durch die Wandreflexion der anderen Hallenseite war immer ein leichtes Echo der ganzen Mucke dabei. Dieses Problem wurde glücklicherweise später bei MANOWAR behoben (jedenfalls hab ich da nix mehr gemerkt).
Geboten wurde eine knappe Dreiviertelstunde durchschnittlich bis guter PowerDeathMetal Ihrer aktuellen CD, der aber in der Musikgeschichte bestimmt keine tieferen Spuren hinterlassen wird.
Danach war die Vorfreude auf den Hauptact umso größer und wie es sich scheinbar für einen Hauptact gehört, wurden die Fans erstmal eine Dreiviertelstunde zumindest in den ersten Reihen schwitzenderweise warten gelassen. Zur Untermalung gab es schöne entspannenden Musik vom Band wie z.B. das geniale “All Souls Night“ von Loreena McKennitt und natürlich der für MANOWAR obligatorische WAGNER, der dann auch bis zur Kult-Ansage vom Band (“Ladies & Gentlemen ...All Hail ....“) und der Wegnahme des BLUDGEON-Banners durchlief.
Für die meisten Fans bestimmt „total überraschend“ fingen sie mit ihrem selbstbetitelten Stück das Konzert an, um danach die nächsten vier Stücke ohne Pause aneinanderhängend durch die Boxen zu jagen.
Die Bühne war futuristisch in Eisenstangen gehalten. So waren um die obligatorischen Boxentürme auf der Bühne (wahrscheinlich Instrumenten-Monitore plus Schweinwerfern) direkt links und rechts neben dem erhöhten Drumkit von Scott Columbus ein rundes Stangengerüst angebracht. Die Light-Show war auch eher in kalten Farben gehalten und wurde durch Spots vom Mischpult, den Seiten und von drei Männern in vollautomatischen Liftern hinter der Bühne in Höhe der Lichtertraversen professionell angereichert.
Eric Adams war in bester Verfassung und demonstrierte das ganze Konzert hindurch, dass es im Metal-Bereich wohl nur sehr wenige Sänger gibt, die ihm annähernd das Wasser reichen können. Er war auch sichtlich gut drauf. So machte er mal das Publikum auf die Titten einer jungen Dame auf den Rängen aufmerksam, was ja normalerweise der Job von JoeDeMaio ist. In der ersten Reihe konnte auch Patrick, der Sänger von MenOfWar (www.menofwar.org), der übrigens mit seiner stimmlichen Leistung sehr nah an das Original herankommt, gesichtet werden. Nach intensivem Blick-Kontakt der beiden, verschwand Herr Adams dann kurz hinter der Bühne mit ein paar Ohrenstöpsel in der Hand und überreichte sie zielstrebig Patricks Freundin, die zufälligerweise genau wie er Hörgeräteakustiker ist. Man sieht also, dass man als Frau bei MANOWAR immer ein bevorzugte Behandlung bekommt.
Der Sound war wie immer extrem laut, aber trotzdem noch differenziert und druckvoll. Da MANOWAR zwar killen, aber trotzdem wie erwähnt noch Interesse an weiteren Konzerten mit hörenden Besuchern haben, wurden am Eingang Ohrenstöpsel für einen kleinen Kostenbeitrag (50Cent oder so) feilgeboten.
JoeDeMaio geht in seiner Rolle so auf, dass er wahrscheinlich gar nicht mehr anders kann. Und so bot er all das, was er eigentlich immer macht: lange, wilde, aber leider wenig gehaltvolle Krach-Bass-Soli auf seinem Spezial Gitarrenbass mit Tremolo und Extra-Verzerrung, erhaben wie ein Pfau auf der Bühne stolzieren und dementsprechend ins Publikum schauen, Mädels angraben, Bierduschen nehmen (wobei er immer einen Teil davon auch zu trinken scheint) und natürlich im Zugabeteil dem Publikum seine Lebensweisheiten beizubringen, dass niemand behaupten kann, bei MANOWAR würde man nichts lernen. Erwähnenswert ist hier, dass er diesmal selbst versucht hat, auf der Bühne mit selbst vorgefertigten Blättern von einem Mädel Deutsch beigebracht zu bekommen. So musste die Auserwählte einen Satz vorlesen und Joe gab dann seine typische Antwort in Deutsch mit Slang (z.B. „Herzlich Willkommen in Deutschland!“ „Danke, mein Schwahnz ist schoun gahns hahrd“ – auf diesem Niveau ging es dann auch weiter). Auf den Satire-Faktor wird also bei MANOWAR in Zukunft vermutlich noch größeren Wert gelegt – was ja auch ganz lustig ist. Einem anderen Mädel musste er gestehen “I can´t fuck you, because you have a boyfriend!...and this boyfriend is my brother!“ – Brüder des Metalls eben und so kann man davon ausgehen, dass sich Joe wohl nie ändern wird.
Der Blasseste im Bunde und das in jeder Hinsicht ist dann noch Karl Logan. Er ist bestimmt der technisch versierteste MANOWAR-Gitarrist und spielt die alten Soli auch original und sehr gut (im Gegensatz zu seinem Vorgänger David Schenkel), aber abgesehen von seiner Hautfarbe hat er auf der Bühne einfach nicht die Ausstrahlung und das Charisma (wer nicht weiß, was das ist, sollte mal Rüdiger Hoffmann hören) seiner Bandkollegen. Sein obligatorisches Solo war denn auch Technik pur und erzeugte keine Spannung, aber das ist ja bei Joe auch nicht viel anders. Er ist der ruhende Pol in der Band, dem live nicht einmal irgendwie ein Gefühl vom Gesicht abzulesen ist. So lang er die alten Songs besser als kein Zweiter spielt und gutes neues Material abliefert, darf man aber natürlich nix sagen.
Der Drummer und Banddirigent der Band im Hintergrund ist Scott Columbus. Simples Songeinzählen auf der HiHat gibt es bei MANOWAR nicht. Meist werden durch pirouettenartige Bewegungen oder sonstige Zeichen Songs angefangen oder beendet. An seinem Schlagzeugspiel gibt es auch nicht viel zu Meckern, weil er sich auf simple Beats beschränkt, die aber brachial auf den Punkt kommen. Der Sound klang sehr fett, aber getriggert. So war die Snare-Drum etwas zu klinisch – das ist allerdings Geschmackssache.
Wie mir ein paar Freunde, die schon auf einem Konzert dieser Tour waren und noch auf zwei weitere gehen wollen (ja sowas gibt´s auch noch bei solchen Ticketpreisen), berichteten, scheinen MANOWAR wohl jeden Abend exakt dasselbe Programm zu spielen. Und so wurde sich an den genau geplanten perfekt inszenierten Set gehalten. Ein paar nicht sehr schwerwiegende Fehler sorgten für Erheiterung bei demjenigen, dem sie auffielen. So war beim Ende von “Sign Of The Hammer“ etwas Chaos, weil Joe mit seinem Abschlussgeschrammel nicht aufhören wollte bis Eric zum Schrei ansetzt – da sah sich Scott genötigt, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Im Akustik-Set forderte Eric die Fans auf, es ihm gleich zu tun und ließ “Master Of The Wind“ mit “In The Darkness Of The Shadow“ statt mit “In The Silence Of The Darkness“, nachdem schon “In The Darkness“ seine Lippen verlassen hatte. Das sind im Endeffekt Dinge, die eine Band wie MANOWAR um einiges sympathischer erscheinen lassen, weil man gerade da merkt, dass man auf einem Live-Konzert ist.
Da ich von früheren Konzerten gewohnt war, dass MANOWAR fast alle genialen Songs wegließen, war ich diesmal auch nicht so enttäuscht, weil die Songauswahl in Ordnung ging. Dass sie an die der letzten Tour auch nur herankommt, war auch nicht zu erwarten. Der Höhepunkt war wohl sicherlich der Akustik-Set, in dem die langsamen Stücke aneinandergereiht mit dem genialen Gesang toll zum Tragen kamen.
Nach dieser Erholung knatterten dann die Jungs mit ihren Harleys und teilweise (Scott und Joe) mit spärlich bekleideten Beifahrerinnen auf die Bühne, um danach 4 Doublebass-Nummern am Stück in genau demselben Timing ins schon etwas erschöpfte Publikum zu knallen. Man musste schon genau hinhören, um die Stücke auseinanderhalten zu können.
Nach “Black Wind, Fire And Steel“ gab es nur eine kurze Androhung von Eric “We Will Return“ bevor mit “The Crown And The Ring“ vom Band die Vorstellung beendet wurde und das Licht anging. Vom sonst obligatorischen Abschluss “Battle Hymn“ wurde diesmal abgesehen.
Setlist:
Manowar
Brothers Of Metal
Spirit Horse Of The Cherokee
Warriors Of The World
Kill With Power
Git-Solo
I Belive
Call To Arms
Kings Of Metal
Sign Of The Hammer
Bass-Solo
The Gods Made Heavy Metal
Hail And Kill
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Acoustic-Set mit 8-Saiter-Bass und 12-Saiter-Gitarre
Herz aus Stahl (1. Strophe)
Swords In The Wind (1. und 2. Strophe)
Master Of The Wind
Courage
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Outlaw
The Power
House Of Death
Black Wind, Fire And Steel
The Crown And The Ring (vom Band)
- Redakteur:
- Tilmann Ruby