MARS RED SKY, STONED JESUS und BELZEBONG - Leipzig
06.03.2016 | 09:0101.03.2016, Werk 2
Europa wächst zusammen - wenigstens beim Up In Smoke.
Da hat man gerade erst das Up In Smoke Vol. 6 hinter sich gebracht, kommt schon die nächste Auflage der Roadshow mit erneut drei sehenswerten Bands um die Ecke. Und es heißt pünktlich sein an diesem Dienstagabend, denn der Hammer wird kurz nach Mitternacht fallen und bis dahin muss das europäische Dreigestirn aus Polen, der Ukraine und Frankreich über die Bühne sein.
Einen ersten Blick nach vorn riskiert: grüne Schwaden, wohin man schaut. Ein unheilvolles Grummeln und Brodeln ertönt. Das kann nur eines bedeuten: Das Up In Smoke Vol. 7 wird von BELZEBONG eröffnet. Die Bühne komplett in grünes Licht gehüllt (den gesamten Auftritt über), so knarzen die Polen-Doomster los. Das rein instrumentale Geboller tönt rabiat und trocken, "slow motion" mit maximaler Wucht. Nicht nur auf der Bühne fliegen die Haare und im Publikum sind allerlei unzweifelhafte Gerüche zu erschnüffeln. Mit Songs, die sich zum Beispiel 'Bong Thrower' nennen, gibt BELZEBONG das passende musikalische Geleit dazu. Zwar gilt, dass abwechslungsreicheres Zuwerkegehen eher auf die beiden folgenden Bands zutrifft, doch mit dem bratzig-zähen Sound und den gnadenlos brachialen Riffs wird das Haupthaar schon mal amtlich nach hinten gefönt und das sorgt bereits für Stimmung.
Danach gleich noch einmal Osteuropa, etwas weiter östlich sogar: STONED JESUS aus der Ukraine. Nun gibt's also Stoner-Doom mit leicht rotziger Note auf die Lauscher, mit markantem Gesang und schneidigen, aber doch melodischen Gitarrenklängen. Das Trio wirkt gelassen und gibt sich publikumsnah, man zockt sich mit einer gewissen Coolness und doch sehr tight durch das Liveset. Was außerdem auffällt: Die alten Songs der Truppe kommen am besten an. 'Stormy Monday' wurde seit 2012 nicht mehr und in Deutschland nach eigener Aussage noch nie live gespielt - die Reaktionen auf die Ansage und den Song sind dann ebenso stürmisch an diesem stormy Tuesday. Nun, vier Jahre nach dem Album, wurde die Nummer ja noch einmal in zwei Versionen auf der gleichnamigen EP wiederveröffentlicht. Jedenfalls entstammen die letzten vier Songs des Gigs allesamt der 2012er Scheibe "Seven Thunders Roar", mit 'Electric Mistress' als krönendem Abschluss und noch einmal einem schönen Doom-Teppich am Ende des Songs. Danach entschuldigt sich Sänger Igor wortreich für technische Probleme (die allerdings kaum auffielen, da sie lediglich den Beginn des Gigs um ein paar Minuten verzögerten) und behauptet sogar, dass sie den Applaus nicht verdienen würden. Ukrainisches Understatement. Dabei ist bei STONED JESUS das Gedränge vor der Bühne an diesem Abend am größten. Es steht jedoch auch zu vermuten, dass im Anschluss bei MARS RED SKY einige Mittwochs-Frühaufsteher schon von dannen gezogen sind, denn es lassen sich bei der dritten Band tatsächlich weniger Anwesende blicken.
Und dennoch und ohne jeden Zweifel: Was die Franzosen hier veranstalten, ist ganz groß. Das funktioniert im Clubkonzert augen- und ohrenscheinlich viel besser als auf einer großen Festivalbühne, wo mir MARS RED SKY beim Stoned From The Underground 2014 einstmals nicht sonderlich gefiel. Doch im Hier und Jetzt entfalten die Musik im Allgemeinen bzw. der raumfüllende, betörende Gesang und das wuchtig dröhnende Gitarrenspiel im Speziellen direkt eine packende Wirkung. Vielschichtig, filigran und mit - auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen - großartigem, gefühlvollem Gesang. Man höre nur mal den Opener 'Strong Reflection' vom 2014er Album - auch live hier in Leipzig ein absolutes Highlight. Das Trio hat es sich in einer eigenen Ecke zwischen Stoner, Psychedelic und Fuzz Rock gemütlich gemacht. Manches erinnert mich an AMPLIFIER, aber vor allem ist MARS RED SKY inzwischen eine eigene, zurecht mit allerlei Lorbeeren bedachte Hausnummer, die auch über die Genregrenzen hinaus immer mehr Beachtung findet. Was die Spannung in der Livedarbietung stetig hoch hält, ist zudem der Umstand, dass die Drei im psychedelischen Wabern nicht zu spacig-verkopft zu Werke gehen, denn vor allem das dröhnend-dumpfe Geknatter der Klampfen ist ein Markenzeichen der Band und kann einem live den einen oder anderen Schauer durch den Körper jagen. Fuzz as Fuzz can be.
Fazit: Drei klasse Bands, die für einen stimmungsvollen, kurzweiligen Abend zwischen Stoner, Doom und Psychedelic sorgen. Jede Truppe mit einer anderen Herangehensweise, aber allesamt mit sehr guter und im Falle von MARS RED SKY sogar faszinierender Vorstellung. Auch MY SLEEPING KARMA, GREENLEAF und MAMMOTH MAMMOTH, die eine Woche zuvor aus dem Rauch emporkrochen, boten Erstklassiges, doch das heutige Package hat mich noch etwas mehr überzeugt. Kurioserweise war die Zuschauerzahl deutlich geringer, von "ausverkauft" war man im Gegensatz zum Up In Smoke 6 weit entfernt. Ich freue mich schon auf weitere Ausgaben dieser Konzertreihe.
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer