MEGAHERZ - Frankfurt
23.01.2005 | 05:0518.01.2005, Nachtleben
DIE!
Die Bergisch-Gladbacher (nicht zu verwechseln mit dem englischen “die“) hatten die undankbare Rolle des Openers. Klang zwar alles schön und gut, doch der berühmt-berüchtigte Funken wollte im Nachtleben nicht überspringen. Einziges optisches Highlight war der Bassist, der wie Frank Zappa in seinen besten Jahren aussah, inklusive Sonnenbrille. Auf die Aufforderung des Sängers "Ich brauch’ alle eure Hände" meinte mein Nachbar nur trocken "ich brauch meine selber". Was die Musik angeht, so ging sie in Richtung Neue Deutsche Härte, wirkte im Vergleich zu Szenegrößen aber zu uninspiriert. Mal klangs wie ne rockige Version der ÄRZTE ('Rette Mein Herz') oder wie die CRANBERRIES ('Geh Mit Mir'). Das war dann auch das letzte Stück und die Band machte um 21.50 Uhr den Andrea Boccelli (remember 'Time To Say Goodbye'?).
Kleine Randbemerkung: Während der Umbaupause wollte ein Mädel (160cm, BH-Größe Doppel-D) ein passendes Girlie von MEGAHERZ erwerben. Nach fünf Minuten sinnloser Suche seitens der Merchandise-Verkäuferin, die deutlich weniger Oberweite zu bieten hatte, zog das Mädel den Rückzug an, ohne Girlie. Als ich die Verkäuferin darauf ansprach, ob das Mädel Körbchengröße D hätte, meinte sie nur: "Wenn die D hat hab ich ja gar nix!". No comment!
Setlist DIE!
Bis ans Ziel
Bis aufs Blut
Rette mein Herz
Fleisch
Für Immer
Wunderschön
Manche Bluten Ewig
Helden
Geh mit mir
MEGAHERZ
Punkt 22.13 Uhr betreten MEGAHERZ die Bühne. Kein Jubel, kein Gejohle, kein Geklatsche! Mittlerweile ist die Luft richtig stickig und es herrschen saunaartige Temperaturen. Als Intro dienen EKG-Piepser, die bis zur Asystolie anhalten. Danach steigt die Band mit den beiden Openern ihres aktuellen Outputs "5", 'Dein Herz schlägt' und 'Göttlich', ein. Obwohl die meisten Anwesenden die aktuelle Scheibe nicht kennen, gehen sie gut mit. Da die Band mittlerweile zu einem Quartett geschrumpft ist (O-Ton Mathias "Gute Gitarristen findest du genauso schwer wie gute Sänger"), hat sie auf der Tour einen jungen Aushilfsgitarristen dabei, was laut Christians Aussage auch für den Sound nötig ist. Der neue Sänger Mathias Elsholz klingt live wie auf CD. Dieselbe Meinung vertritt auch ein Großteil der Fans, was man an dem Applaus zwischen den Songs vernehmen kann. Man merkt der Band an, dass sie unheimlich Spaß in den Backen hat.
Dieses Konzert kann man als den eigentlichen Tourstart betrachten, da das Konzert am Freitag in Ingolstadt als Heimspiel durchgeht. Dort waren laut Christian 300 Fans. Auch das Nachtleben ist heute Abend gut gefüllt. Es wurde was von "Ausverkauft" gemunkelt, doch dafür war in den Ecken noch ausreichend Platz.
Nach 'Beiß mich' kann sich Matze einen Verweis auf den Ex-Sänger Alex nicht verkneifen ("Jetzt kommt ein Lied das euch allen bekannt sein dürfte. Normalerweise sang das ein Herr der ein Kopf größer und auch hübscher ist als ich"). Nach 'Liebestöter', das wirklich tight runtergezockt wird und der "alten" Version in nichts nachsteht, fällt der Bass von Wenz aus. Das Problem wird aber recht zügig aus dem "Nachtleben" geschafft und es geht mit 'Herzblut' weiter. Nach zwei weiteren "5"-Stücken ['Wann wirst du gehn?’ (kommt live besser als auf CD rüber) und 'Komm rüber (Schattenland)'] kommt der Song, auf den die Fans den ganzen Abend zu warten scheinen: 'Miststück'! Auf einmal hüpfen sie rum als waren sie von der Tarantel gestochen und Chris zelebriert hier sein erstes Gitarrensolo. Das Eis scheint gebrochen und wo wir schon bei Vergleichen sind: Das Gitarrensolo von 'Glas & Tränen' hätte auch von Tom Morello (AUDIOSLAVE, Ex-RAGE AGAINST THE MACHINE) stammen können. Mit 'I.M. Rumpelstilzchen' geht´s weiter und das Publikum scheint ihnen aus der Hand zu fressen. Nach drei weiteren "5"-Songs ('Ja genau’, ’Zeig mir dein Gesicht’ und 'Es tut weh') verlässt die Band die Bühne. Die Erklärung gibt Mathias sofort ab: "MEGAHERZ hatten zwei Jahre Pause und wir sind müde". Das Publikum aber noch lange nicht und sofort werden Zugaberufe laut. Ähnlich wie bei CANNIBAL CORPSE, wo zwischen den Songs 'Hammer Smashed Face'-Rufe angestimmt werden, ist dies auch bei MEGAHERZ der Fall. Nur mit dem Unterschied, dass die Fans 'Kopfschuss' fordern, das Titelstück ihres zweiten Albums.
Die Band lässt sich nicht lumpen und liefert mit 'Jordan' und 'Himmlisches Kind' zwei Klassiker, bevor die neue Version von 'Gott sein' den ersten Zugabeteil beendet. Doch das war bei weitem nicht genug, und die Band wird zum zweiten Mal wieder auf die Bühne gebeten. Außer Atem gibt Matze zu verstehen: "Zwei spielen wir noch"! Nach 'Ebbe & Flut' und 'Mach dich frei' ist endlich für die Band Schluss und auch das Publikum ist zufrieden, wie das Interesse am Merch-Stand belegt.
Bis auf drei Songs wurde das komplette "5"-Album gezockt, und dafür, dass die meisten Fans die CD noch nicht gehört haben, war die Stimmung echt Klasse. Live sind die Jungs eine Bank, und 90 Minuten Spielzeit ist für den Anfang auch nicht schlecht. Über die Liveperfomance von Mathias braucht man nicht diskutieren, bringt er MEGAHERZ mit seiner Facettenreichen Stimme auf eine neue musikalische Ebene. Drummer Jürgen Zink lieferte zusammen mit Wenz ein optimales Grundgerüst für die brettharten Gitarren. Die Songs wurden mindestens so gut wie auf CD intoniert und sogar mit mehr Gänsehautfeeling versehen. Einfach nur Klasse! Wenn die weiteren Gigs genauso laufen, kann man von einem gelungenen Comeback sprechen. Lasst es euch nicht entgehen!
Setlist MEGAHERZ
Dein Herz schlägt
Göttlich
Beiß mich
Liebestöter
Herzblut
Wann wirst du gehen?
Komm rüber (Schattenland)
Miststück
Glas &Tränen
I.M. Rumpelstilzchen
Ja genau´
Zeig mir dein Gesicht
Es tut weh
Zugaben
Jordan
Himmlisches Kind
Gott sein
Ebbe & Flut
Mach dich frei
- Redakteur:
- Tolga Karabagli