MONSTER MAGNET und SAINT AGNES - München
11.02.2020 | 14:1904.02.2020, Muffathalle
Space Lord, Motherfucker!
Oh, darf ich das hier schreiben? Nun, diese drei Worte sind ein Stück Musikgeschichte, zu der auch gehört, dass in der originalen Studioversion statt "motherfucker" "mother mother" zu hören ist. Doch so konnte es zum Verkaufsschlager werden und Dave Wyndorfs MONSTER MAGNET waren in aller Munde. Der Song steht auf 1998er-Album "Powertrip" und Kenner wissen, dass hier nicht nur der berühmte 'Space Lord' drauf ist. Und diese versammeln sich heute sehr zahlreich in der Muffathalle, um diesem Rockklassiker in voller Länge zu huldigen.
Doch zunächst gilt es, die Vorband SAINT AGNES zu überstehen. Ein dunkelhaariges Vamp mit "666"-Kleidchen und roter Gitarre betritt die Bühne und ihre Kumpane schleudern uns staubige, recht monotone Stoner-Garage-Rock-Riffs entgegen. Irgendwie wirkt das alles sperrig, und Lola Colts Intonation ist mir zu abgehackt und unmelodiös. Doch Groove hat die Band schon und lässt es sich nicht nehmen, in eines ihrer Lieder METALLICAs 'Sad But True'-Riffs einzubauen. Das ist aber fast schon der beste Moment. SAINT AGNES' ungeschliffene Musik mag zwar so manchem mutig erscheinen, meine Sache ist das aber nicht. Die Versuche, das Publikum zu animieren, sind plump und auf das Spiel, mal am Schluß noch auf die Knie zu gehen, habe ich noch weniger Lust. Doch danach ist auch bald Schluss.
Während der Pause wird es dann pickepackevoll im Club. Da ja eh schon klar ist, welche Songs man vor den Zugaben erwarten kann, ist die brennendste Frage vor Beginn, wie es denn um Dave Wyndorf steht. Sein Leben ist von Drogen gezeichnet und es soll ja auch schon Konzertabende gegeben haben, an denen dies schwer zum Tragen kam. Doch heute ist alles super. Wyndorf sieht fit, kräftig und lebendig aus. So kann es los gehen; und zwar nicht mit 'Crop Circle' wie auf dem Album, sondern mit dem doomigen Stoner-Kracher 'Atomic Clock'. Sound und Stimme sind gut und mit 'Tractor' wird es dann gleich auch nochmal fetziger. Allerdings sind viele im Publikum auch nicht mehr die Jüngsten und die erwartete Bewegung in den ersten Publikumsreihen bleibt aus. Über das ganze Konzert wollen so gut wie keine Pogos entstehen; manche finden das schade, anderen ist es wiederum eher recht. Und dennoch ist die Stimmung ausgelassen, und '3rd Eye Landslide' markiert für mich den ersten Höhepunkt. MONSTER MAGNET macht auch heute noch kraftvollen Power Rock, sehr toll.
Was allerdings auffällt, ist dass das Material eine Spur spaciger und psychedelischer dargeboten wird als man es von der Platte her kennt, gerade die Sologitarre jault und wabert ganz herrlich. Zudem ist Daves Gesang mit einem starken (Delay-)Effekt belegt, ein Fakt, der mich mit zunehmender Spielzeit dann auch etwas zu stören beginnt, vor allem beim berühmten Finale. Davor gibt es aber noch ein paar saucoole Darbietungen von 'Baby Götterdämerung', dem DOORS-artigen 'See You In Hell' und dem Titeltrack. Und zum Finale des Hauptblocks dann endlich der 'Space Lord': Dieser wird natürlich von allen Kehlen lauthals mitgebrüllt, vor allem das "mother, mother". Hi hi. Die Band zelebriert sich und den Song nach allen Künsten, am Ende mündet alles in einen Delay-Tornado und ein fast MANOWAR-reifes Ende.
Es ist bekannt, dass MONSTER MAGNET eher kurze Auftritte spielt, deswegen bin ich doch überrascht, dass noch vier Zugaben kommen. Und die gehen noch ein wenig tiefer in die Vergangenheit und beleuchten "Superjudge" (1993) mit einem und "Dopes To Infinity" (1995) mit zwei Songs. Bis auf das eher unspektakuläre Cover ('The Right Stuff') ist auch alles sehr cool, aber so ganz kommen die Lieder nicht an das "Powertrip"-Material ran. Und trotzdem wird die Band am Ende frenetisch verabschiedet. Jawohl, das war eine schöner Anfang meines Konzertjahres 2020 und MONSTER MAGNET ist und bleibt eine der besten Livebands, die schon früh einen hohen Standard setzt.
Setliste: Atomic Clock; Tractor; Crop Circle; Temple Of Your Dreams; 3rd Eye Landslide; See You In Hell; Baby Götterdämerung; Bummer; Powertrip; Space Lord
Zugaben: Twin Earth; The Right Stuff; Look To Your Orb For The Warning; Negasonic Teenage Warhead
Ich danke Joe Bartho für die Fotos.
- Redakteur:
- Thomas Becker