MOTÖRHEAD - Stuttgart
30.11.2011 | 20:0427.11.2011, Schleyerhalle
Eine Live-Konstante rockt abermals Stuttgart. MOTÖRHEAD bleiben Garant für bestes Rock'n'Roll-Entertainment.
Doch bevor es soweit ist, sorgt zunächst einmal der schwedische Senkrechtstarter GRAVEYARD für beste Siebziger-Klangkultur. Auf dem aktuellen Scheibchen "Hisingen Blues" zelebriert der agile Vierer authentischen Hardrock, wie ihn einst LED ZEPPELIN oder TEN YEARS AFTER spielten. Egal, ob die völlig in ihrer Musik aufgehenden Klangspezialisten das flotte 'Ain't Fit To Live Here', den 'Hisingen Blues' oder die fantastische Quasi-Halbballade 'The Siren' in der sehr gut gefüllten Schleyerhalle präsentieren: Die Leidenschaft und Hingabe, mit der GRAVEYARD ihren höchst authentischen Siebziger-Sound zum Besten geben, lässt das ganz überwiegend wegen MOTÖRHEAD erschienene Publikum alles andere als kalt. Die Schweden, die Anfang des Jahres in einem kleinen Stuttgarter Club schon mächtig zu begeistern wussten, werden vom Publikum mit ordentlich Beifall bedacht. Ein toller Auftritt, den die Truppe am heutigen Abend aufs Bühenparkett legt.
Nach diesem fabulösen Ausritt in die glorreichen Klangwelten eines der interessanten Jahrzehnte ever holt uns Duff McKagan mit seiner Band LOADED wieder in das Hier und Jetzt zurück. Und das klingt im Falle des ex-GUNS'N'ROSES und VELVET REVOLVER-Musikers musikalisch bieder und mundet wie ein schales Bier. Beim Publikum jedenfalls hat der blonde Endvierziger mit seiner Band alles andere als einen leichten Stand. Ob dies vielleicht auch an der Songauswahl liegt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Eingeleitet wird die Show übrigens durch die Titelmelodie der Serie "Knight Rider". Mit 'Cocaine' und 'Executioner's Song' und 'Dead Skin' spielt man drei Stücke der aktuellen Scheibe "The Taking" (2011), die jedoch nur wenig Applaus erhalten. Zu kalkuliert klingt das Songmaterial, viel zu sehr auf Nummer Sicher zurecht gebügelt und ohne die dreckige Straßenköter-Attitüde, die echten Rock ausmacht. Selbst die beiden Stücke der GUNS'N'ROSES Cover-Scheibe "The Spaghetti Incident" kann die regelrechte Lethargie der Zuhörer nicht in die Gegenrichtung lenken. 'New Rose' (von THE DAMNED) und 'Attitude' (THE MISFITS) verpuffen ohne nennenswerten Effekt. Lediglich das als letztes Stück gespielte Gunners-Cover 'It's So Easy' (leider etwas zu langsam dargeboten) kommt ganz ordentlich rüber. Duff McKagan schnallt sich bei dieser Nummer wie in alten Tagen übrigens die Bassgitarre um. Alles in allem liefert LOADED eine viel zu routinierte und weitgehend spannungsarme Performance, die man nicht gesehen haben muss. Das machen hunderte anderer Rock-Bands jedenfalls besser.

Die Licht werden nun komplett abgedreht, bis ein giftgrüner Lichtkegel aufscheint. Fürwahr…das mit unbändigem Drive wummernde, diabolische 'Orgasmatron' wird von Lemmy superb dargeboten und mit meterdicken Huldigungen von Alt- und Jungrockern quittiert. Für ungehemmte Partystimmung sorgt das sehr intensiv rockende 'Going To Brazil', an das sich 'Killed By Death' anschließt. Duff McKagan tritt hier schließlich als zweiter Gitarrist in Erscheinung. Das Publikum shoutet jede Liedzeile mit. Mit 'Iron Fist' beendet das Trio den regulären Teil des Sets, um sich recht lange Zeit zu lassen für die Zugaben.Die Hocker werden herausgekramt und Lemmy stimmt den 'Whorehouse Blues' an. Seine markante Röhre in Kombination mit dem Mundharmonika-Spiel sorgt für ein ganz besonderes Vergnügen. Letzte Kräfte mobilisiert das Publikum beim legendären 'Ace Of Spades', das erwartungsgemäß den Siedepunkt einer tollen MOTÖRHEAD-Show bildet, die natürlich mit 'Overkill' nach eineinhalb Stunden traditionsgemäß endet. Inszeniert durch einen recht guten, wenn auch teilweise sehr lauten Sound heute Abend kann man nur eines festhalten: MOTÖRHEAD sind auch anno 2011 eine der coolsten altgedienten Rock'n'Roll-Bands des Planeten. Mit insgesamt sage und schreibe fünf Stücken des "Overkill"-Allbums (1978) sowie lange nicht mehr gehörten Nummern wie 'The One To Sing The Blues' und dem klasse umgesetzten 'Damage Case' (pure Partystimmung!) bietet die aktuelle Show der alten Haudegen viel Abwechslung.
Setlist:
Bomber
Damage Case
I Know How I Die
Stay Clean
Metropolis
Over The Top
One Night Stand
Gitarren-Solo
The Chase Is Better Than The Catch
Get Back In Line
I'll Be Your Sister
The One To Sing The Blues
Schlagzeug-Solo
Orgasmatron
Going To Brazil
Killed By Death
Iron Fist
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Whorehouse Blues
Ace Of Spades
Overkill
- Redakteur:
- Martin Loga






