Malmsteen, Yngwie - Aschaffenburg
07.04.2003 | 13:3629.03.2003, Colos-Saal
"Achtung ! Yngwie spielt sehr laut !"
Gewappnet mit dieser mehr oder weniger nützlichen Worten, die den Eingangsbereich des Colos-Saal's zierten, begab sich eine recht ansehnliche Meute in die Aschaffenburger Musikkneipe, um den Meister des neoklassischen Gefiedels live zu erleben. Von einer guten Vorstimmung kann man beim überwiegend jungen Publikum nicht sprechen; man pflegte erst richtig aufzutauen, als der Saal verdunkelt wurde und aus dem Off herrliches, unverkennbares Griffbrettgewichse ertönte. Es dauerte nicht lange, und Yngwie Malmsteen und Gefolgschaft eroberten die Bretter, die die Welt bedeuten.
Mit dem Opener "Rise Up" vom aktuellen Album "Attack!" erwischte man zwar nicht den stärksten Einstieg; dennoch kam der simple Stampfer beim Publikum ziemlich gut an. Im Gegensatz zu Malmsteen, der an diesem Abend ein wenig demotiviert wirkte, versprühte Neuzugang Dougie White eine enorme Menge Energie und erwies sich zudem als talentierter Entertainer (man freute sich schon fast auf die Moment, in denen Yngwie seine Klampfe stimmte oder am Verstärker rumfriemelte und somit die Bühne dem sympathischen Sänger überlies). Eher etwas blaß wirkten dagegen Joakim Svalberg an den Keyboards und Mick Cervino am Bass (hat Tommy Iommi eigentlich einen Sohn ?).
Die Setlist war vorhersehbar und bot dem Zuschauer die übliche Malmsteen'sche Mixtur aus alten Klassikern, neuen Ergüssen und ellenlangen Soloeinlagen. Schade bloß, dass sich der Meister selbst offensichtlich nicht so recht wohlfühlte, teils eher gelangweilt vor sich hinfiedelte und den Funken kaum überspringen liess. Ausnahmen waren hierbei die gefühlvoll und von Dougie hervoragend gesungene Ballade "Dreaming", das geniale "Far Beyond The Sun", einige, leider viel zu kurze Jam-Einlagen und ein von Yngwie gesungener Blues. Dem gegenüber standen jedoch nicht enden wollende Langweiler wie "In The Name Of God" oder die diesmal äußest belanglosen Soli von Malmsteen und Svalberg, die wie ein riesiger, lethargischer Kaugummi das Publikum überrollten.
Alles in allem bleibt ein äußerst zwiegespaltener Eindruck des von Höhen und Tiefen durchzogenen Abends zurück. Eine tiefe Verneigung vor Dougie White, der rettete, was zu retten war; beide Daumen hoch für einen zwar viel zu lauten aber bestechend guten Sound; über den Rest hängen wir den Mantel des Schweigens.
Fazit: Yngwie Malmsteen hat die Macht, die Luft brennen zu lassen und ein Feuerwerk zu fabrizieren, das jeden Zweifel zerstört, eines der größten Musikgenies vor sich zu haben. Was an diesem Abend geboten wurde, war jedoch nicht mehr als ein lauwarmer Aufguss.
- Redakteur:
- Christian Debes