Manowar - Böblingen

19.12.2002 | 13:37

13.12.2002, Sporthalle

Nachdem ja nun schon einige Konzerte der diesjährigen Deutschland-Tour von MANOWAR vorüber sind und auch auf den Powermetal.de-Seiten schon von dem einen oder anderen Gig der selbsternannten "Kings Of Metal" berichtet wurde, ist es natürlich für mich eine recht undankbare Aufgabe, einen weiteren MANOWAR-Live-Bericht beizusteuern. Aber ich versuche es trotzdem mal...

Da ich an diesem Freitag sowieso beruflich in Stuttgart zu tun hatte, habe ich mich gleich direkt von der Arbeit auf den Weg in Richtung Böblingen gemacht. Und eigentlich dachte ich auch, dass ich gut in der Zeit wäre, denn schließlich habe ich bereits kurz vor 7 die Böblinger Stadtgrenzen passiert. Das sollte sich jedoch als Irrtum herausstellen, da ich mich Minuten später in einem undurchdringlichen Verkehrschaos wiederfand. Mit erhöhtem Verkehrsaufkommen scheint die Stadt Böblingen einige Probleme zu haben, denn es ging absolut nichts vorwärts, und wenn man dann auch noch von Fußgängern überholt wird, dann läuft da irgendwas verkehrt. Nach über einer Stunde war ich dann doch glücklich vor der Böblinger Sporthalle, doch zu dieser Zeit war der zugehörige Parkplatz natürlich schon komplett besetzt. Doch damit hat der Veranstalter wohl gerechnet und er hat deshalb ein kleineres Parkhaus in der Nähe zur kostenfreien Nutzung freigegeben - sehr lobenswert! (Vor allem hatte dieses Parkhäuschen auch den Vorteil, dass ich nach dem Konzert nicht noch meine Scheiben freikratzen musste. - Ja, ich weiß - immer diese Garagenparker. ;-))

Irgendwann habe auch ich mich dann endlich bis in das Innere der Sporthalle vorgekämpft, und wie nicht anders zu erwarten, war die Halle brechend voll - sowohl auf der Tribüne als auch im Innenraum wimmelte es nur so vor Leuten. Wie viele es wirklich waren, weiß ich nicht genau, aber mir ist zu Ohren gekommen, dass es wohl 7.500 Leute gewesen sein sollen - nagelt mich aber bitte nicht fest! Wie auch immer - scheinbar macht es sich halt doch auch an den Zuschauerzahlen bemerkbar, wenn eine Band in den Medien jederzeit präsent ist. (Ich hätte mir auch nie träumen lassen, dass ich mal auf einem Konzert sein werde, wo in der Halle ein riesiges Viva-Banner hängt.) Da ist es den Leuten dann auch ganz egal, ob die für eine Karte einen Preis jenseits der 35-Euro-Grenze bezahlen müssen - im Vergleich dazu hat mich die Karte auf der 1992er-"Triumph Of Steel"-Tour 35 Mark gekostet. (Nur als kleine Anmerkung: Ich war am nächsten Tag auf einem Underground-Konzert mit vier Bands, u.a. FINAL BREATH, wo gerade mal 50-60 Leute bereit waren, 5 Euro zu bezahlen.)

Ich bin - wie gesagt - etwas verspätet in die Halle gekommen, und deshalb ging die Support-Band BLUDGEON bereits kräftig zu Werke. Da ich somit nur noch etwa die Hälfte des wohl 45-minütigen Auftritts gesehen habe und ich auch das Debüt-Album der Band nicht kenne, spare ich mir einen ausführlicheren Bericht über die vier US-Amerikaner. Außerdem war ich nebenbei auch noch damit beschäftigt, mir meinen Weg durch die mehr als dichten Reihen zu bahnen, um mir eine halbwegs gute Ausgangsposition für die MANOWAR-Show zu suchen (so richtig erfolgreich war ich damit allerdings nicht, denn schlussendlich stand ich neben ein paar Jungs, die unbedingt in diesem Bericht erwähnt werden wollen, aber noch nicht einmal Powermetal.de kennen - da könnte ja jeder kommen ;-)). Allerdings ist mir bei dem Auftritt von BLUDGEON sehr wohl aufgefallen, dass sich Band nicht wirklich in die Herzen der Zuschauer bzw. - hörer spielen konnte. Ob das nun wirklich an der im Vergleich zu MANOWAR anderen Stilausrichtung lag, kann ich nicht beurteilen, aber vermutlich hatte der Großteil des Publikums das gleiche Problem wie ich, dass sie mit dem Songmaterial der Band nicht vertraut waren. Dass sich die US-Boys nicht bemüht hätten, kann man ihnen jedoch nicht vorwerfen - sie waren auf der Bühne ziemlich beweglich und auch eine gehörige Portion an Spielfreude war durchaus zu erkennen. Sie ließen sich auch weder durch die verhaltenen Publikumsreaktionen noch durch die gegen Ende aufkommenden "Manowar"-Rufe nicht aus dem Konzept bringen und zogen ihre Mischung aus Death und Thrash Metal durch. So bleibt unter dem Strich ein recht ordentlicher Auftritt, bei dem jedoch der Funke nicht so recht überspringen wollte.

Wie ich bereits angedeutet habe, wurden bereits gegen Ende des BLUDGEON-Auftritts "Manowar"-Rufe laut, die sich selbstverständlich auch in die Umbaupause hinüberretteten. Ansonsten war die, für meine Begriffe etwas lange, Umbaupause geprägt von Drängeleien und Wagner-Klängen, aber diese sind auf einem MANOWAR-Konzert ja auch nichts Ungewöhnliches. Pünktlich um halb 10 ging es dann aber mit einem Instrumental vom Band los, das wie üblich mit den bekannten Orson Welles-Worten beschlossen wurde, zu denen dann die vier "Kriegsherren" auf die Bühne kamen, um - auch wie üblich - mit der Bandhymne "Manowar" in das Set einzusteigen (Details zur Bühnenausstattung könnt ihr ja beispielsweise in Alex' Bericht aus München nachlesen). Ohne Pause ging es dann auch gleich mit "Brothers Of Metal" und "Spirit Horse Of The Cherokee" weiter, wobei vor allem letzteres live immer sehr gut ankommt. Das Publikum ließ sich daher auch gar nicht lange bitten und ging von Beginn an begeistert mit, und als bei "Spirit Horse Of The Cherokee" der erste Mitsingteil des Abends anstand, gab es sowieso kein Halten mehr. Die Band zeigte sich an diesem Abend aber auch äußerst spielfreudig und schien sichtlich Spaß zu haben. Der vorläufige Stimmungshöhepunkt wurde dann erreicht, als die Hit-Single "Warriors Of The World" zum Besten gegeben wurde und vor allem die MANOWAR-Neulinge aus der MTViva-Generation lauthals mitgrölten. Danach gab es dann mit "Kill With Power" einen Song, der sich eher an die Alteingesessenen richtete und der seine Wirkung keineswegs verfehlte. Anschließend hatte der unscheinbarste der MANOWAR-Jungs, Karl Logan, seinen großen Auftritt, da er in einem Gitarrensolo zeigen durfte, wie gut er sein Instrument beherrscht. Dass er mit seiner Gitarre sehr wohl umzugehen versteht, steht außer Frage, aber dennoch empfand ich dieses Solo als äußerst überflüssig. Genauso denke ich auch über das später noch folgende, eindeutig viel zu lange Basssolo von Joey DeMaio. Sicherlich ist es beeindruckend, wie er mit seinen Fingern über die Saiten flitzt, aber wenn man weiß, wie sein Bass wirklich aussieht, dann relativiert sich das gleich wieder. Nach dem Solo von Karl folgte dann überhaupt die erste Ansage von Sänger Eric Adams, in der er zunächst das Publikum begrüßte, dann aber gleich auf den folgenden Song zu sprechen kam, nämlich "I Believe" von der aktuellen Single. Nach dieser etwas ruhigeren Nummer ging es dann mit dem - meiner Meinung nach - besten Song des aktuellen Albums, "Call To Arms", wieder etwas kraftvoller zu Werke, ehe MANOWAR mit "Kings Of Metal" ihre Hymne schlechthin vom Stapel ließen. Danach folgte für mich einer der Höhepunkte des Konzerts, nämlich ein nahezu genial vorgetragenes "Sign Of The Hammer", bei dem vor allem Erics Stimme hervorragend zur Geltung kam. Anschließend gab es dann das bereits angesprochene Solo von Joey DeMaio, auf das ich auch hätte verzichten können (aber ich wurde ja nicht gefragt). Dann folgte, eingeleitet durch ein Mini-Schlagzeugsolo von Scott Columbus, "The Gods Made Heavy Metal", bevor MANOWAR mit "Hail And Kill" einen weiteren Klassiker am Start hatten. Start ist aber eigentlich das falsche Wort, denn damit war nach knapp 70 Minuten der offizielle Teil des Konzerts auch schon beendet. Doch natürlich war kein einziger in der Halle wirklich der Meinung, dass es das schon gewesen sein sollte, und so kamen MANOWAR (zunächst ohne Scott) auch nach ein paar Minuten wieder zurück auf die Bühne. Da sowohl Joey als auch Karl eine akustische Variante ihrer Instrumente mitbrachten, war fast klar, dass nun etwas ruhigere Töne angeschlagen werden sollten. Die drei US-Amerikaner nahmen dann auch gemütlich vor Scotts Drumkit Platz und legten mit "Herz Aus Stahl" los. Von der deutschen Fassung von "Heart Of Steel" wurde jedoch nur die erste Strophe gespielt, und es ging gleich weiter mit den ersten beiden Strophen von "Swords In The Wind". Die beiden anschließenden Balladen "Master Of The Wind" und "Courage" wurden dann komplett gespielt, und wer spätestens bei "Courage" keine Gänsehaut bekommen hat, dem ist wohl nicht zu helfen (vom Gänsehaut-Faktor kam das nahe an SAVATAGE ("Believe") auf dem 2001er-Bang Your Head hin). Vor allem bei diesem Balladen-Block wurde mehr als deutlich, in welcher bestechenden Form Erics Stimme zur Zeit ist. Danach verschwanden die Jungs wieder von der Bildfläche, um kurz danach hinter der Bühne mit ihren Harleys einen ordentlichen Lärm zu veranstalten. Es dauerte auch nicht lange, und nacheinander kamen Karl, Scott, Eric und Joey mit ihren Motorrädern auf die Bühne. Da Eric und Joey wahrscheinlich zu den eher Schüchternen gehören und sie sich alleine nicht getraut hätten, haben sie sich weibliche Begleitung auf dem Motorrad mitgebracht. Dass sie bei Frauen wenig Wert auf warme Kleidung legen, war dann auch auf den ersten Blick zu sichtbar - aber das verwunderte wohl niemanden wirklich. Musikalisch ging es dann sehr energiegeladen mit den beiden "Louder Than Hell"-Songs "Outlaw" und "The Power" weiter, die übergangslos hintereinander weggespielt wurden. Danach folgte mit "House Of Death" noch ein weiterer Song vom aktuellen Output "Warriors Of The World United", bevor dann die obligatorische, berühmt-berüchtigte Ansprache von Joey DeMaio folgte. Da der (Metal) Hammer einer der Sponsoren der Tour war und Thorsten Zahn (Hammer-Chefredakteur) an diesem Abend Geburtstag hatte, hielt es Joey für angemessen, diesen doch vom Handy aus anzurufen, um ihn zu beglückwünschen (das Publikum durfte dann natürlich noch ein Ständchen singen). Außerdem begrüßte Joey den Nuclear Blast-Chef Markus Staiger noch persönlich, um ihm für seine Arbeit und Unterstützung zu danken. Was Joey ansonsten noch so vom Stapel ließ, war mit dem Wort Niveau keineswegs zu umschreiben, aber wenn ihr Näheres wissen wollt, dann schaut doch beispielsweise in den Bericht von Stephan aus Leipzig. In jedem Fall hat sich dieses Rumgelabere mal wieder wahnsinnig in die Länge gezogen, aber in dieser Beziehung wird sich Joey wohl nie ändern. Danach gab es dann mit "Black Wind, Fire And Steel" noch den obligatorischen Rausschmeißer, bevor nach ziemlich genau zwei Stunden "The Crown And The Ring" als Outro vom Band kam.

Wenn man mal davon absieht, dass ich einige Songs in der Setlist vermisst habe (beispielsweise "March For Revenge" oder "The Power Of Thy Sword", vor allem aber "Battle Hymn") und dass es bei MANOWAR einfach nicht ohne ellenlange Solos und Selbstinszenierungen abgeht, dann haben die vier US-Amerikaner eine ziemlich gute Show geboten. Ob diese jedoch den - meiner Meinung nach - überzogenen Eintrittspreis wert war, das sollen andere entscheiden... Ich für meinen Teil hatte jedenfalls über weite Strecken sehr viel Spaß! :-)


Setlist MANOWAR:

Manowar
Brothers Of Metal
Spirit Horse Of The Cherokee
Warriors Of The World
Kill With Power
Solo (Karl Logan)
I Believe
Call To Arms
Kings Of Metal
Sign Of The Hammer
Solo (Joey DeMaio)
The Gods Made Heavy Metal
Hail And Kill
---
Herz Aus Stahl (1. Strophe)
Swords In The Wind (1. + 2. Strophe)
Master Of The Wind
Courage
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Outlaw
The Power
House Of Death
Black Wind, Fire And Steel
The Crown And The Ring (Outro)

Redakteur:
Martin Schaich

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