Melodic Attack - Stuttgart
19.11.2008 | 12:0426.10.2008, LKA Longhorn
Vollbedienung für Melodieverwöhnte: Die "Melodic Attack" balsamiert die Ohren der Zuschauer im LKA Longhorn. Im Gepäck: FREEDOM CALL, SAIDIAN und viele mehr.
Die "Melodic Attack" im LKA Longhorn bot am 26.10.2008 eine Vollbedienung in Sachen ohrenfreundlichem Melodic Metal. Fünf Bands sorgten für gute Stimmung unter den etwa zweihundert Zuschauern, die den Weg zu diesem illustren Event fanden.
Mit erheblicher Verspätung - nach 18.00 Uhr und damit eine Stunde später als geplant - legen DESTINATION'S CALLING aus der Nähe von Würzburg los. Die Reihen im LKA Longhorn sind zu diesem Zeitpunkt leider noch recht dünn besiedelt, und nur etwa hundert Besucher verfolgen die solide Performance der Band. Abgesehen von zwei Songs besteht die Setlist ausschließlich aus Stücken des Debütalbums "Invisible Walls". Zu gefallen weiß dabei insbesondere das kraftvolle 'Trapped In Silence', aber auch die sehr ruhige Ballade 'Disconnected', die lediglich mit Gitarre und Schlagzeug instrumental untermalt wird, kommt gut beim Publikum an. Mit der schönen Bandhymne 'Destination's Calling' beendet die Formation ihren Auftritt.
DESTINATION'S CALLING legen unter dem Strich eine unterhaltsame Performance auf die Bretter.
[Martin Loga]
Setlist DESTINATION'S CALLING:
- Turning Away
- Sinthetic
- Fallen From Grace
- Invisible Walls
- Disconnected
- Trapped In Silence
- Sentenced
- Walls Of Babylon
- Destinations Calling
Nach dem durchaus gelungenen Auftritt von DESTINATION'S CALLING ist es nun an LIGHTMARE, das leider noch immer recht übersichtliche Publikum in den Bann zu ziehen. Nachdem Gitarrist Andi vor zehn Jahren bei der Thrash-Institution TANKARD eingestiegen ist, war es um die Frankfurter Band in den letzten Jahren äußerst ruhig. Folglich ist auch das Album "The Fool" aus dem Jahre 1997 immer noch aktuell. Ganz untätig waren LIGHTMARE aber wohl in der Zwischenzeit doch nicht, denn in ihrem knapp halbstündigen Auftritt präsentieren sie einige Songs, die nie auf eine CD gepresst wurden. So starten LIGHTMARE beispielsweise mit 'River Of Life' und 'Fear', die - auch wenn sie beim Publikum nahezu unbekannt sind - gut aufgenommen werden. Vor allem in den vorderen Reihen gehen die Fans - überwiegend dürften es wohl eher Freunde und Bekannte der Band sein - begeistert mit. Man merkt der Band zwar durchaus ein gewisses Maß an Nervosität an, aber davon lassen sich die fünf Musiker aus Frankfurt nicht beirren. Sie liefern eine mehr als solide Leistung ab und können durchaus zeigen, dass sie immer noch gut zusammenspielen. Beim eingeschobenen 'Bachtro' kann vor allem Andi seine spielerische Klasse zeigen - auch wenn dieses Stück doch für allerhand überraschte Blicke sorgt.
Nach einer kurzen Ansage durch Sänger Timon geht es mit 'Autumn Of Life' weiter, ehe mit 'The One' zum ersten Mal ein altbekanntes Stück (vom "The Fool"-Album) folgt. Der Stimmung vor der Bühne ist dies natürlich mehr als zuträglich, denn nun wird dort auch mehr oder weniger lautstark mitgesungen bzw. -gegrölt. LIGHTMARE machen deshalb danach auch genau das Richtige und lassen mit 'Rebellion' den "The Fool"-Kracher schlechthin folgen. Anschließend kommen sie mit 'Sense Of Life' aber auch schon zum Ende ihres kleinen, aber feinen Auftritts.
Einige Leute im Publikum, und da nimmt sich der Rezensent nicht aus, hätten gerne noch den einen oder anderen Song mehr gehört, aber man kann eben nicht alles haben. Immerhin stehen auch noch drei weitere Bands in den Startlöchern ...
[Martin Schaich]
Setlist LIGHTMARE:
- River Of Life
- Fear
- Autumn Of Life
- The One
- Rebellion
- Sense Of Life
Im weitgehend überaus melodisch bis übermäßig süßlich ausgerichteten Billing [Na, na, nicht so hart mit den anderen Bands ins Gericht gehen, Herr Kollege! - ML] sind die sechs Siegerländer von INFINITE HORIZON gewissermaßen die Exoten als mit Abstand härteste Truppe des Abends. Damit punkten sie zumindest bei mir auf ganzer Linie. Zu viel Schunkeln an einem Abend ist nämlich doch recht eintönig. Deshalb tut ein willkommener Farbtupfer in Gestalt progressiven Power Metals außerordentlich wohl. Das Sextett integriert ein wenig modernen Groove in sehr klassich-metallische Strukturen und hat zudem hier und da (insbesondere bei dem leicht an OVERKILL erinnernden 'God Of Lies') eine dezente US-Thrash-Kante im Sound. Dabei schafft es die Band, riesige Melodien zu erschaffen, die sich richtig tief in die Hirnrinde eingraben und dabei trotz gelegentlich hörbarer Einflüsse eigenständig und frisch klingen. So erinnert mich die größte Hymne der Jungs, namentlich 'Dark Side Of The Sun', im Refrain zwar im positiven Sinne frappierend an einen der größten Klassiker der NWoBHM-Veteranen SAXON. Doch die Band verleiht dem eine sehr eigene Note, indem sie hier oder auch und vor allem bei 'The Reaper' mit viel Keyboard und finsterer Stimme eine sehr düstre Atmosphäre erzeugt. Insgesamt ziemlich eindeutig mein Highlight des Abends.
[Rüdiger Stehle]
Setlist INFINITE HORIZON:
- You
- Burning Bridges
- 28 Days
- Daydreamer
- Code Of Decadence
- God Of Lies
- The Reaper
- The Dark Side Of The Sun
Die mir bis dato völlig unbekannte Esslinger Formation SAIDIAN kann von Beginn an mit einer tollen Bühnenpräsenz und starken Songs beim Publikum punkten. Sänger Markus Engelfried (kurz: Engel) besticht mit einer ausdrucksstarken, kraftvollen Stimme, welche die Zuschauer schnell in ihren Bann zu ziehen vermag. Auch instrumental ist die Band, die ich musikalisch irgendwo in der Schnittmenge von FREEDOM CALL, EDGUY und STRATOVARIUS verorten würde, voll auf der Höhe. Und so avancieren Stücke wie das supermelodische 'Ride On The Phoenix' oder das mitreißende 'Never Surrender' zu tollen Ohrwürmern, zu denen die Fans im LKA Longhorn ihre Matten kreisen lassen. Auch einige neue Stücke des voraussichtlich im Frühjahr 2009 erscheinenden Studioalbums "Evercircle" hat die Band heute Abend auf Lager. Die Live-Premieren von 'Stroke Of Genius', 'Out Of The Shadows' und dem leicht poppigen 'Solomon's Dance' kommen beim Publikum ausgezeichnet an. SAIDIAN präsentieren sich überaus spielfreudig, und diese Lust am Performen färbt auf das Publikum ab.
Am Ende ihres tollen Sets erhält die Band, die insgesamt noch zwei Zugaben zum Besten gibt, viel Applaus, und ich bin schon jetzt gespannt, wie sich "Evercircle" anhören wird. Heute Abend hat die Band sicherlich einige Fans hinzugewonnen. Stimmt's, Carolin?
[Martin Loga]
Als Headliner werden FREEDOM CALL von den Fans gierig empfangen. Schlagzeuger Dan Zimmermann ist heute Abend allerdings nicht von der Partie, da er mit GAMMA RAY derzeit stark eingespannt ist. Unterstützt wird die Band von Drummer Klaus Sperling (MY DARKEST HATE, SINNER), der FREEDOM CALL bereits im Herbst 2007 auf der "Dimensions"-Tour begleitete.
Zurück zum Konzert: FREEDOM CALL starten mit dem eingängigen 'Warriors' durch und heizen dem Publikum ganz schön ein. Bei 'Hunting High' kommen die Fans endlich näher an die Bühne heran, um bei 'United Alliance' richtig mitzugrölen. Die Stimmung ist einfach gigantisch und die Band heute super drauf! Nach dem Stück 'Hero Nation', bei dem ebenfalls kräftig mitgesungen wird, folgt wiederum ein Titel des aktuellen Studioalbums: 'Blackened Sun' - den Gesängen des Publikums nach zu urteilen einer der besten auf dieser Platte.
Nun folgen die "Balladen" (wie Chris sie angekündigt) 'Mother Earth' und 'Queen Of My World', und meine persönlichen FREEDOM CALL-Lieblingsstücke 'Metal Invasion' sowie 'The Quest' werden von der Menge enthusiastisch aufgenommen. Mann, woher nehmen die Jungs diese Power? Bei 'Far Away' bittet Chris die Fans um Unterstützung. Dies lässt sich das Publikum nicht zweimal sagen, und es singt so laut, dass Chris mit seinem Mikro fast nicht mehr zu hören ist. Und dann kommt noch ein "Special guest" auf die Bühne: 'Mr. Evil' dröhnt und rockt, was das Zeug hält. Die Menge ist voll dabei und mosht zu weiten Teilen mit.
'Land Of Light' vom "Eternity"-Album schließt den regulären Teil des Auftritts ab. Die Menge lässt aber nicht locker, und die "FREEDOM CALL!"- und "Zugabe!"-Rufe ertönen immer lauter, bis die Band schließlich noch einmal auf die Bühne kommt. Und auch bei den beiden Zugaben ist die Leistung der Vier ungebrochen gut, genau wie am Anfang ihres Auftritts. Mit 'We Are One' und der Bandhymne 'Freedom Call' dreht die Band noch einmal auf. Am Ende dieses tollen Aufritts wird die Band mit dickem Applaus in die Nacht verabschiedet.
[Carolin Rist]
Setlist FREEDOM CALL:
- Warriors
- Hunting High
- United Alliance
- Hero Nation
- Blackened Sun
- Mother Earth
- Queen Of My World
- Metal Invasion
- The Quest
- Tear Of Taragon
- Far Away
- Mr. Evil
- Land Of Light
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- We Are One
- Freedom Call
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die "Melodic Attack" zum schmalen Preis von vierzehn Euro im Vorverkauf ein tolles Billing bot, in dem alle Bands rundum überzeugten. Sowohl die Fans von etwas softeren Klängen als auch Musikfans, die sich eher dem Power Metal verbunden fühlen, dürften also voll auf ihre Kosten gekommen sein.
Ein Dankeschön für die Konzertfotos geht an Ulrike Weihrauch
- Redakteur:
- Martin Loga