Mercenary - Wörgl

22.04.2007 | 22:37

18.04.2007, Komma

MERCENARY kann man gar nicht oft genug sehen, und weil Wörgl nur einen Katzensprung von meiner derzeitigen Wahlheimat Innsbruck entfernt ist und ich nach dem Besuch der Tour in Würzburg einfach süchtig geworden bin und nicht zuletzt, weil das Konzert am heutigen Tag nur zwei Euro kostet, ist das Erscheinen im Komma fast eine Pflichtübung. Ja, zwei Euro, der fairste Konzertpreis seit langem, was man dem Veranstalterteam vom Komma zu verdanken hat, die mittwochs öfters mal coole Bands zum kleinen Preis ins Land holen.

Als wir MERCENARY im Club treffen, werden wir erstmal mit euphorischen Kommentaren zu den Bergen begrüßt: "Als Dänen sind wir das Flachland gewöhnt und können uns an den tollen Bergen hier gar nicht sattsehen". Da merkt man gleich, dass diese Tour Spaß macht, dass sich die Jungs für so vieles begeistern können und ihr Ding einfach professionell durchziehen. Sänger Mikkel verweigert konsequent jeglichen Alkohol, die Stimme muss passen, und da ist eben nix mit Saufen. Statt großem Tourbus reist man mit kleinem Van durchs Land und nächtigt in Hotels, so spart sich die Band einiges an Kosten und kann sowohl die Konzerte als auch das Merchandise zu einem fairen Preis anbieten. Für ein schönes Girlie oder Shirt nur dreizehn Euro zu bezahlen, ist nämlich in Zeiten von Abzocke und Co. wirklich angenehm!

Die erste Band heute Abend sind die Münchner EMERGENCY GATE, die die Dänen noch für einige Gigs begleiten werden. Ich bin wohl nicht die Einzige, die noch nie was von der Band gehört hat, denn anfangs ist der Club erschreckend leer. Aber zum Glück kommen nach einigen Songs doch ein paar Nasen in den Saal und feiern die Jungs ordentlich ab. Kein Wunder, denn EMERCENCY GATE können mit ihrem melodischen Death Metal ordentlich punkten, beweisen ein tolles Gespür für eingängige Melodien und rocken das Haus mit ihrer Mischung aus Killer-Riffs und emotionalen Keyboardpassagen. Eine angenehme Überraschung! Am Schluss gibt's noch ein Cover von FALCO, und die 'Rock Me Amadeus'-Version im metallischen Gewand ist einfach sensationell geil.

Nach dieser ersten Attacke auf die Nackenmuskeln haben MERCENARY leichtes Spiel beim Tiroler Publikum. Eins wundert mich aber schon: Warum um alles in der Welt lässt man sich so einen Gig zu dem Preis entgehen? Es hätten locker doppelt so viele Leute im Komma Platz gehabt, aber immerhin sind die Anwesenden alle gut drauf und machen ordentlich Krach. Und so starten MERCENARY mit 'Soul Decision' einen beeindruckenden Gig und eine Lektion in Sachen genialer Musik und Live-Präsenz. Vor allem Mikkel gibt alles, wandert zwischen hohen und tiefen Tönen scheinbar mühelos hin und her und verliert dabei nie sein Lächeln und seinen sympathischen Charme. Zur Begrüßung gibt's erstmal ein herzliches "Servus Wörgl!" seinerseits, und nach fast jedem Song bedankt sich Mikkel bei den Fans für den Applaus und die Begeisterung. Weitere Highlights wie 'Firesoul' und vor allem das neue 'My World Is Ending' bringen den einen oder anderen zum wilden Mähneschütteln. Mikkel und der nicht mehr ganz so neue Mann am Bass, René, sind stets um Fankontakt bemüht und sorgen mit viel Bewegung und tollen Posen für Abwechslung. Mikkel entschuldigt sich sogar dafür, dass er fast die Monitorbox zerlegt, als er den Fuß draufstellt, und dass er beim Headbangen die ersten Reihen vollschwitzt, und schenkt einem begeisterten Mädel am Schluss eine Setliste. Und genau das macht MERCENARY zu einer der sympathischsten und auch authentischsten Bands im Metalbereich. Keiner zeigt Starallüren, keiner der Jungs wirkt arrogant oder abgehoben, und selbst die eher ruhige Gitarrenfraktion freut sich am Ende über jeden Autogrammwunsch und jedes Kompliment zum Gig.

Mit 'Seize The Night' vom "Everblack"-Album beenden MERCENARY das reguläre Set und werden lautstark um eine Zugabe gebeten, die mit einer kleinen Soloperformance der Brüder Sandager beginnt. Morten begleitet Mikkel bei seinem Gesangspart am Keyboard zum Intro des Titeltracks des letzten Albums, 'The Hours That Remain'. Beim Bandhit '11 Dreams' holen alle noch mal ihre letzten Kraftreserven raus und verlangen sogar nach mehr Zugaben. Doch MERCENARY sind für heute am Ende ihrer Darbietung, scheuen aber keinesfalls den Kontakt zu den Fans und beweisen mal wieder, dass sie zu den heißesten Eisen im Metalzirkus gehören.

Redakteur:
Caroline Traitler

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