Metal Bash Festival 2007 - Neu Wulmstorf

25.08.2007 | 13:22

27.07.2007, Schießsportanlage

Metal Bash Open Air 2007

Samstag, 28. Juli 2007

UNCREATION, die Brasilianer CLAUSTROFOBIA, die von einigen schon als die neuen SEPULTURA gehandelt werden, und die GODS OF HATE haben als Death/Thrash-Dreierpack mit ihren jeweils halbstündigen Auftritten die Aufgabe, das am "frühen Samstagmorgen" noch etwas müde Festivalgelände ab 12 Uhr wieder auf Touren zu bringen, was ihnen auch ordentlich gelingt.

Richtige Partylaune und einiges breites Grinsen kommt allerdings erst bei den kurzfristig als Ersatz für RIEFENSTAHL herbeitelefonierten HELL'S JACK auf. Der Dreier präsentiert dreckigen Biker-Boogie mit Rotzrock-Schlagseite, Songtitel wie 'Evil Boogie' sprechen für sich. Die Songs haben durch die Bank beste Mitsing-Refrains und machen Laune, textlich geht es allerdings (im wahrsten Sinne des Wortes) reichlich unter die Gürtellinie. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch, und bei 'Liking Pussy' (aua!) lässt es sich Kneipenterrorist Goofy nicht nehmen, seine alte Band tatkräftig bei den Backing-Vocals zu unterstützen, schließlich hat er den Song damals noch mitverfasst, wie er mir hinterher durchaus stolz erzählt. Nach dieser Dirty-Rock-'n'-Roll-Steilvorlage wären die V8 WANKERS das Golden Goal in Sachen Abfeiern gewesen, doch die sollen erst erheblich später für Begeisterung sorgen.

Die Aachener SCORNAGE hauen schönen, fetten Old School Thrash aus den Boxen, bei dem das Nachmittagsbier langsam auch wieder schmeckt. Granaten wie 'Made In Hell' oder die Maschinengewehrsalve 'Blood Splattered Banner', mit der man mehr als deutlich Position gegen George W. Bushs formidable "Außenpolitik" bezieht, überzeugen auf ganzer Linie. Zum Schluss gibt's dann noch eine brutale Version des MOTÖRHEAD-Klassikers 'Ace Of Spades' gemeinsam mit Veranstalter Jörn, und man kann nur sagen: Das hat Spaß gemacht!

Nicht ganz so viel Spaß machen dann PARAGON, die man wahrlich schon in besserer Tagesform gesehen hat. Klar, mit ihrem griffigen True Metal und Hymnen wie 'Armies Of The Tyrant', dem heute leider etwas vereierten 'Breaking Glass' oder auch den Songs 'Face Of Death' und 'Forgotten Prophecies' vom gleichnamigen neuen Silberling liegen die Hamburger bei Traditionsmetallern immer richtig. Aber heute wirken die Fünf doch etwas angeschlagen und "uns Buschi" bei Weitem nicht so agil wie am gestrigen Tag mit POWERSLAVE. Die Idee, ein Mädel aus dem Publikum bei dem MANOWAR-Cover 'The Gods Made Heavy Metal' das Textblatt halten und sich von ihr "gesanglich" unterstützen zu lassen, passt da gut ins Bild, und wirkt ein bisschen wie "Flucht nach vorn". Aber egal, man kann ja nicht immer in Topform sein.

Was dann auch für den eifrigen Schreiberling gilt, der sich den Melodic Death von BURDEN OF GRIEF, die Thrasher MINOTAUR und die tief im Oi!-Punk verwurzelten KRAWALLBRÜDER schenkt und sich erst mal eine Auszeit gönnt.

Rechtzeitig zum Überraschungs-Highlight des Festivals erholt, den fetten Regenschauer abgepasst und mit einem neuen Erfrischungsgetränk versorgt, geht es dann aber mit Vollgas auf die Zielgerade! Die V8 WANKERS, die wandelnde Tattoo-Convention auf dem Weg zur Backenbartweltmeisterschaft, rotz-'n'-rollt sich durch ihr Programm wie wild gewordene Derwische. Der Asi-Faktor ist hoch und die Stimmung erst recht, wenn sie Geschosse wie 'Hell On Wheels', den Titelsong ihres neuen Albums, oder die Highspeed-Nummer 'Lights Out' raushauen. Der Klassiker 'Bad Ass' und der geniale Midtempo-Stampfer 'Rock'n'Roll Dictator' mit dem herrlichen Mitgröl-Refrain sind dann Party pur. Und zum Schluss gibt es mit dem brandneuen 'Slaughtering The Pigs' auch noch einen Ausblick auf das für Januar nächsten Jahres geplante nächste Geschoss einer der besten Party-Bands aus deutschen Landen. Schade, WANKERS, dass schon nach einer knappen Stunde Schluss ist!

Die KNEIPENTERRORISTEN haben dann ihren zweiten Auftritt auf dem Festival und spielen erstmals ihr im August in die Regale einschlägiger Musikalienhandlungen kommendes Album "Härter als der Rest". Eine Tatsache übrigens, der die Band durchaus mit einer gewissen Nervosität entgegensieht, wie mir Basser Goofy nach dem HELL'S JACK-Auftritt gesteht – schließlich ist es das erste Mal, dass die KNEIPENTERRORISTEN mit ausschließlich eigenem Material auf der Bühne stehen, und nun stellt sich die bange Frage, wie das Publikum die Eigengewächse aufnehmen wird. Um es vorweg zu nehmen: Die neuen Songs werden genauso abgefeiert wie die "böhsen Überraschungen" (man kann es eben doch nicht lassen), die als Zugabenblock hinterhergeschoben werden. Verwunderlich ist das nicht, denn das Ganze klingt selbstverständlich insgesamt sehr nach den Vorbildern, geht aber keineswegs als billiges Plagiat durch. 'Härter als der Rest' geht in bester MOTÖRHEAD-Manier ab, das zukünftige Feten-Highlight 'Holstenritter' mit dem genial-simplen MANOWAR-Riffing und dem unsagbar komischen Text machen sofort Laune auf mehr des neuen Zeux! Und mit 'Problemkind' oder 'Am äußeren Rand' beweisen die ONKELZ-Nachfolger, dass bei einem Kneipenterroristen nicht nur die Leber, sondern auch das Gehirn funktioniert.

Mit LEGION OF THE DAMNED sollte zum großen Finale die Abrissbirne des Tages folgen. Leider haben sie aufgrund der leichten Verschiebungen im Zeitplan und des strengen Curfews von Mitternacht nur eine Dreiviertelstunde, um "Holz mit Köpfen zu Hacken". Die Holländer machen mit ihrem brutalen Death/Thrash aber trotz der reduzierten Spielzeit keine Gefangenen. Mit ihren hervorragenden Alben "Malevolent Rapture" und "Sons Of The Jackal" aufmunitioniert feuern sie eine Breitseite nach der anderen aus ihrer schweren Artillerie, bis jedem auf dem Feld die Ohren qualmen. Ihr Stil, der irgendwo zwischen dem Riffing von KREATOR und der Wildheit von THE HAUNTED liegt, findet großen Anklang, und die Meute tobt, zumal die Niederländer ihrerseits auch das volle Brett geben. Songs wie 'Eye Of The Storm' sind einfach eine Klasse für sich! Leider ist dann viel zu schnell Schluss, aber man soll ja bekanntlich immer aufhören, wenn es am schönsten ist.

Insgesamt kann man das fünfte METAL BASH FESTIVAL als rundum gelungen bezeichnen. Die Preise für das Zwei-Tages-Ticket und Getränke sowie feste Nahrung (die man ja auch hin und wieder zu sich nehmen muss) auf dem Gelände sind extrem fanfreundlich. Die Organisation war alles in allem gut und die Stimmung bei Musikern und Headbangern auch. Hätte man zum Schluss etwas mehr LEGION OF THE DAMNED haben können und wären vielleicht mal ein paar Leute mehr gekommen, müsste dieses schöne laute Wochenende das Prädikat "sehr gut" bekommen – aber man kann sich ja noch steigern. ;-)

Also dann: Bis zum nächsten Jahr!

Redakteur:
Martin Rudolph

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